Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.von ihnen ihrer eigenen Augen Zeugschafft in dieser Sache sich rühmen/ oder andere dessen versichern können) nicht gäntzlich in allem widersprechen. §. 3. Unter welchen mir/ von denen itzt-lebenden/ so wol wegen viel-berühmter Erudition Civil-Geschicklichkeit/ Curiosität/ und hurtigen Schrifften/ als sehr liebreichen Freundschafft/ in erinnerlichen Sinn kommt Herr George Caspar Kirchmäyer/ in einer de Draconibus, Anno 1661. herauß gegebenen Dissertation (Disputat. Zoolog. 5.) In folgenden passibus aber ich hoffe/ Er nachgehends seine Meynung werde in etwas geändert haben; indem Er (1.) die Confusion der Autorum nicht eben so genau in acht genommen/ die ich gemerckt/ daß Sie ohn Unterscheid bald diß/ bald jenes/ vor bekandt annehmen/ was irgend nur zu heßlicher Vorstellung dergleichen Thiere gelangen mag; als nahmentlich sind/ schädlich blitzende Augen / Flammen-speyung/ gifftiger Athem/ Füsse/ Flügel/ Schlangen-formiger [unleserliches Material]ch wantz / Leibes-Stärcke/ Geschwindigkeit/ und dergleichen. Ich möchte aber wol eine eintzige Speciem der natürlichen Cörper wissen/ die nicht zum wenigsten in einem Orthe der Welt in abundantz (NB. in Abundantz) zu finden seye. Wo ist aber heutiges Tages das ordinärie-Wohn-Hauß dergleichen Drachen: Und doch sollen Sie eine gewisse Species Mundi seyn. §. 4. Hernach (11.) bedünckt mich/ macht Herr Kirchmayer/ nach seiner Höfllig- und Gelindigkeit von Nierembergio gar zu grossen Staat/ indem Er Ihn für sich citirende/ (cap. 2. §. 5.) Naturalium Scientissimum, das ist/ einen in natürlichen Dingen erfahrensten Mann / nennet. Welchen Titul zwar diesem Autori nicht eben gantz disputirlich machen/ oder so manche gute Anmerckungen/ die Er hat/ verächtlich halten will: wenn es aber in vielen Stücken hingegen/ mit dem guten Nierembergio nur nicht etwan auch heissen möchte/ als wie Martinus Schookius (Orat. 25. pag. 519.) von dem Fabel-händler Plinio schreibet: Quod semper Verum scribat, quando non Mentitur. Welches letztere wir sanffter auß-sprechen/ und also reden wollen: Nierembergius semper Verum scribit, quando per credulitatem ipse non decipitur. Vom Plinio aber halte ich vor wahr/ daß er ja wol zu Zeiten sich des grossen Messers gebraucht; zum Exempel in diesem pass den Herr Kirchmayer (mich wunderts zum höchsten) so deutlich für genehm hält/ also in seiner obangezogenen Disp. V. Zool. (c. 1. §. 5.) schreibend: In India in tantam adolescuntmagnitudinem Dracones, ut & Cervos, & Tauros deglutiant, notante Plinio. Das ist: In Indien erlangen die Drachen/ durch ihr wachsthum eine Grösse / dermassen/ daß sie auch Hirschen und Ochsen verschlingen. Warum auch nicht Elefanten? Doch kan es seyn/ wenn sie erstlich in stücken zerrissen/ oder noch jung sind. Plinii Geist hat sich wohl vorzusehen/ daß er schlaffende nicht etwan auf so-einen Drachen zu sitzen kommt; sonst möchte er/ gleich jenem/ auf einer grossen Schildkrött eingeschlaffenem Wandersmann/ in unbekante Oerther verführet werden. Wo wolte die Welt hernach so einen trefflichen Physicum wieder kriegen? Wenn Plinius bißweilen so grausame Dinge/ die in Judien seyn sollen/ erzehlet / kommt mir fast eben vor/ als heutiges Tages die Laudstreicher thun/ die von einem Marck zum andern ziehen/ und neue Zeitungen von schröcklicheu Mißgeburthen/ von streitenden Krieges-Heeren/ Türckischen Säbeln/ Todten-Köpffen/ die in der Lufft gesehen seyn sollen / auff offentlicher Strasse singende/ vorgeben/ es seye in Ungern oder Oesterreich geschehen und wenn sie in Oesterreich/ Böhmen/ oder Mähren seyn/ so streuen sie ebenmässige Legenden von Nieder-Teutschland oder Nordischen Orthen aus: und in beydertheils Landen ist dann selten ein Hund oder Katze/ geschweige ein Mensch/ dem dergleichen warhafftig vor Augen kommen. §. 5. Endlich ([unleserliches Material].) wolle Herr Kirchmayer nicht ungütig nehmen/ daß noch in ein- und anderem kleinem Umbstand ohne einigen Abbruch unserer Hertz-inniglichen guten Freundschafft/ ich etlicher massen von seiner Meynung/ die er jedoch wol/ wie vorhin gedacht / Zeit diesem geändert haben mag/ abgehe. Er berufft sich/ was absonderlich die geflügelte Drachen betrifft/ so wol in der Vorrede/ als im Context. (c. 2. §. 2. und 3.) auf eine damals neue/ und vor gewiß-geglaubte Zeitung aus Rom/ vom Monat Nov. 1660. Jares; welche also lautet: Als dieser Tagen etzliche unser Jäger in den nächsten Wäldern gejagt/ ist einem unter ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund begegnet. Den er in einen Flügel geschossen: darauff der Drach auf ihn zu gelauffen/ er aber entflohen/ und Gelegenheit bekommen/ noch einen Schuß zu thun. Da er ihn dann in den Rachen geschossen/ hernach folgends umgebracht. Ader daß diese Relation verdächtig/ wird mir ein jeder leicht zugeben/ wer folgende zwey Ursachen/ (Conjunctim, und nit disjunctim zu nehmen) mit mir bedencken will. §. 6. Denn 1. weiß man ja wol/ was vor Autorität insgemein den wochentlichen Avisen sey beyzumessen. Wer denen allemal/ als Evangeliis/ trauen wolte/ der würde sich sehr betriegen. 2. Absonderlich wird hoffentlich ja in diesem Punct/ Herrn Kircheri/ als eines zu Rom gesessenen/ grund-gelehrten/ und in natürlicher Dinge Wissenschafft sehr sorg- von ihnen ihrer eigenen Augen Zeugschafft in dieser Sache sich rühmen/ oder andere dessen versichern können) nicht gäntzlich in allem widersprechen. §. 3. Unter welchen mir/ von denen itzt-lebenden/ so wol wegen viel-berühmter Erudition Civil-Geschicklichkeit/ Curiosität/ und hurtigen Schrifften/ als sehr liebreichen Freundschafft/ in erinnerlichen Sinn kommt Herr George Caspar Kirchmäyer/ in einer de Draconibus, Anno 1661. herauß gegebenen Dissertation (Disputat. Zoolog. 5.) In folgenden passibus aber ich hoffe/ Er nachgehends seine Meynung werde in etwas geändert haben; indem Er (1.) die Confusion der Autorum nicht eben so genau in acht genommen/ die ich gemerckt/ daß Sie ohn Unterscheid bald diß/ bald jenes/ vor bekandt annehmen/ was irgend nur zu heßlicher Vorstellung dergleichen Thiere gelangen mag; als nahmentlich sind/ schädlich blitzende Augen / Flammen-speyung/ gifftiger Athem/ Füsse/ Flügel/ Schlangen-formiger [unleserliches Material]ch wantz / Leibes-Stärcke/ Geschwindigkeit/ und dergleichen. Ich möchte aber wol eine eintzige Speciem der natürlichen Cörper wissen/ die nicht zum wenigsten in einem Orthe der Welt in abundantz (NB. in Abundantz) zu finden seye. Wo ist aber heutiges Tages das ordinärie-Wohn-Hauß dergleichen Drachen: Und doch sollen Sie eine gewisse Species Mundi seyn. §. 4. Hernach (11.) bedünckt mich/ macht Herr Kirchmayer/ nach seiner Höfllig- und Gelindigkeit von Nierembergio gar zu grossen Staat/ indem Er Ihn für sich citirende/ (cap. 2. §. 5.) Naturalium Scientissimum, das ist/ einen in natürlichen Dingen erfahrensten Mann / nennet. Welchen Titul zwar diesem Autori nicht eben gantz disputirlich machen/ oder so manche gute Anmerckungen/ die Er hat/ verächtlich halten will: wenn es aber in vielen Stücken hingegen/ mit dem guten Nierembergio nur nicht etwan auch heissen möchte/ als wie Martinus Schookius (Orat. 25. pag. 519.) von dem Fabel-händler Plinio schreibet: Quod semper Verum scribat, quando non Mentitur. Welches letztere wir sanffter auß-sprechen/ und also reden wollen: Nierembergius semper Verum scribit, quando per credulitatem ipse non decipitur. Vom Plinio aber halte ich vor wahr/ daß er ja wol zu Zeiten sich des grossen Messers gebraucht; zum Exempel in diesem pass den Herr Kirchmayer (mich wunderts zum höchsten) so deutlich für genehm hält/ also in seiner obangezogenen Disp. V. Zool. (c. 1. §. 5.) schreibend: In India in tantam adolescuntmagnitudinem Dracones, ut & Cervos, & Tauros deglutiant, notante Plinio. Das ist: In Indien erlangen die Drachen/ durch ihr wachsthum eine Grösse / dermassen/ daß sie auch Hirschen und Ochsen verschlingen. Warum auch nicht Elefanten? Doch kan es seyn/ wenn sie erstlich in stücken zerrissen/ oder noch jung sind. Plinii Geist hat sich wohl vorzusehen/ daß er schlaffende nicht etwan auf so-einen Drachen zu sitzen kommt; sonst möchte er/ gleich jenem/ auf einer grossen Schildkrött eingeschlaffenem Wandersmann/ in unbekante Oerther verführet werden. Wo wolte die Welt hernach so einen trefflichen Physicum wieder kriegen? Wenn Plinius bißweilen so grausame Dinge/ die in Judien seyn sollen/ erzehlet / kommt mir fast eben vor/ als heutiges Tages die Laudstreicher thun/ die von einem Marck zum andern ziehen/ und neue Zeitungen von schröcklicheu Mißgeburthen/ von streitenden Krieges-Heeren/ Türckischen Säbeln/ Todten-Köpffen/ die in der Lufft gesehen seyn sollen / auff offentlicher Strasse singende/ vorgeben/ es seye in Ungern oder Oesterreich geschehen und wenn sie in Oesterreich/ Böhmen/ oder Mähren seyn/ so streuen sie ebenmässige Legenden von Nieder-Teutschland oder Nordischen Orthen aus: und in beydertheils Landen ist dann selten ein Hund oder Katze/ geschweige ein Mensch/ dem dergleichen warhafftig vor Augen kommen. §. 5. Endlich ([unleserliches Material].) wolle Herr Kirchmayer nicht ungütig nehmen/ daß noch in ein- und anderem kleinem Umbstand ohne einigẽ Abbruch unserer Hertz-inniglichen guten Freundschafft/ ich etlicher massen von seiner Meynung/ die er jedoch wol/ wie vorhin gedacht / Zeit diesem geändert haben mag/ abgehe. Er berufft sich/ was absonderlich die geflügelte Drachen betrifft/ so wol in der Vorrede/ als im Context. (c. 2. §. 2. und 3.) auf eine damals neue/ und vor gewiß-geglaubte Zeitung aus Rom/ vom Monat Nov. 1660. Jares; welche also lautet: Als dieser Tagen etzliche unser Jäger in den nächsten Wäldern gejagt/ ist einem unter ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund begegnet. Den er in einen Flügel geschossen: darauff der Drach auf ihn zu gelauffen/ er aber entflohen/ und Gelegenheit bekommen/ noch einen Schuß zu thun. Da er ihn dann in den Rachen geschossen/ hernach folgends umgebracht. Ader daß diese Relation verdächtig/ wird mir ein jeder leicht zugeben/ wer folgende zwey Ursachen/ (Conjunctim, und nit disjunctim zu nehmen) mit mir bedencken will. §. 6. Denn 1. weiß man ja wol/ was vor Autorität insgemein den wochentlichen Avisen sey beyzumessen. Wer denen allemal/ als Evangeliis/ trauen wolte/ der würde sich sehr betriegen. 2. Absonderlich wird hoffentlich ja in diesem Punct/ Herrn Kircheri/ als eines zu Rom gesessenen/ grund-gelehrten/ und in natürlicher Dinge Wissenschafft sehr sorg- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0625" n="49"/> von ihnen ihrer eigenen Augen Zeugschafft in dieser Sache sich rühmen/ oder andere dessen versichern können) nicht gäntzlich in allem widersprechen.</p> <p>§. 3. Unter welchen mir/ von denen itzt-lebenden/ so wol wegen viel-berühmter Erudition Civil-Geschicklichkeit/ Curiosität/ und hurtigen Schrifften/ als sehr liebreichen Freundschafft/ in erinnerlichen Sinn kommt Herr George Caspar Kirchmäyer/ in einer de Draconibus, Anno 1661. herauß gegebenen Dissertation (Disputat. Zoolog. 5.) In folgenden passibus aber ich hoffe/ Er nachgehends seine Meynung werde in etwas geändert haben; indem Er (1.) die Confusion der Autorum nicht eben so genau in acht genommen/ die ich gemerckt/ daß Sie ohn Unterscheid bald diß/ bald jenes/ vor bekandt annehmen/ was irgend nur zu heßlicher Vorstellung dergleichen Thiere gelangen mag; als nahmentlich sind/ schädlich blitzende Augen / Flammen-speyung/ gifftiger Athem/ Füsse/ Flügel/ Schlangen-formiger <gap reason="illegible"/>ch wantz / Leibes-Stärcke/ Geschwindigkeit/ und dergleichen. Ich möchte aber wol eine eintzige Speciem der natürlichen Cörper wissen/ die nicht zum wenigsten in einem Orthe der Welt in abundantz (NB. in Abundantz) zu finden seye. Wo ist aber heutiges Tages das ordinärie-Wohn-Hauß dergleichen Drachen: Und doch sollen Sie eine gewisse Species Mundi seyn.</p> <p>§. 4. Hernach (11.) bedünckt mich/ macht Herr Kirchmayer/ nach seiner Höfllig- und Gelindigkeit von Nierembergio gar zu grossen Staat/ indem Er Ihn für sich citirende/ (cap. 2. §. 5.) Naturalium Scientissimum, das ist/ einen in natürlichen Dingen erfahrensten Mann / nennet. Welchen Titul zwar diesem Autori nicht eben gantz disputirlich machen/ oder so manche gute Anmerckungen/ die Er hat/ verächtlich halten will: wenn es aber in vielen Stücken hingegen/ mit dem guten Nierembergio nur nicht etwan auch heissen möchte/ als wie Martinus Schookius (Orat. 25. pag. 519.) von dem Fabel-händler Plinio schreibet: Quod semper Verum scribat, quando non Mentitur. Welches letztere wir sanffter auß-sprechen/ und also reden wollen: Nierembergius semper Verum scribit, quando per credulitatem ipse non decipitur. Vom Plinio aber halte ich vor wahr/ daß er ja wol zu Zeiten sich des grossen Messers gebraucht; zum Exempel in diesem pass den Herr Kirchmayer (mich wunderts zum höchsten) so deutlich für genehm hält/ also in seiner obangezogenen Disp. V. Zool. (c. 1. §. 5.) schreibend: In India in tantam adolescuntmagnitudinem Dracones, ut &amp; Cervos, &amp; Tauros deglutiant, notante Plinio. Das ist: In Indien erlangen die Drachen/ durch ihr wachsthum eine Grösse / dermassen/ daß sie auch Hirschen und Ochsen verschlingen. Warum auch nicht Elefanten? Doch kan es seyn/ wenn sie erstlich in stücken zerrissen/ oder noch jung sind. Plinii Geist hat sich wohl vorzusehen/ daß er schlaffende nicht etwan auf so-einen Drachen zu sitzen kommt; sonst möchte er/ gleich jenem/ auf einer grossen Schildkrött eingeschlaffenem Wandersmann/ in unbekante Oerther verführet werden. Wo wolte die Welt hernach so einen trefflichen Physicum wieder kriegen? Wenn Plinius bißweilen so grausame Dinge/ die in Judien seyn sollen/ erzehlet / kommt mir fast eben vor/ als heutiges Tages die Laudstreicher thun/ die von einem Marck zum andern ziehen/ und neue Zeitungen von schröcklicheu Mißgeburthen/ von streitenden Krieges-Heeren/ Türckischen Säbeln/ Todten-Köpffen/ die in der Lufft gesehen seyn sollen / auff offentlicher Strasse singende/ vorgeben/ es seye in Ungern oder Oesterreich geschehen und wenn sie in Oesterreich/ Böhmen/ oder Mähren seyn/ so streuen sie ebenmässige Legenden von Nieder-Teutschland oder Nordischen Orthen aus: und in beydertheils Landen ist dann selten ein Hund oder Katze/ geschweige ein Mensch/ dem dergleichen warhafftig vor Augen kommen.</p> <p>§. 5. Endlich (<gap reason="illegible"/>.) wolle Herr Kirchmayer nicht ungütig nehmen/ daß noch in ein- und anderem kleinem Umbstand ohne einigẽ Abbruch unserer Hertz-inniglichen guten Freundschafft/ ich etlicher massen von seiner Meynung/ die er jedoch wol/ wie vorhin gedacht / Zeit diesem geändert haben mag/ abgehe. Er berufft sich/ was absonderlich die geflügelte Drachen betrifft/ so wol in der Vorrede/ als im Context. (c. 2. §. 2. und 3.) auf eine damals neue/ und vor gewiß-geglaubte Zeitung aus Rom/ vom Monat Nov. 1660. Jares; welche also lautet: Als dieser Tagen etzliche unser Jäger in den nächsten Wäldern gejagt/ ist einem unter ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund begegnet. Den er in einen Flügel geschossen: darauff der Drach auf ihn zu gelauffen/ er aber entflohen/ und Gelegenheit bekommen/ noch einen Schuß zu thun. Da er ihn dann in den Rachen geschossen/ hernach folgends umgebracht. Ader daß diese Relation verdächtig/ wird mir ein jeder leicht zugeben/ wer folgende zwey Ursachen/ (Conjunctim, und nit disjunctim zu nehmen) mit mir bedencken will.</p> <p>§. 6. Denn 1. weiß man ja wol/ was vor Autorität insgemein den wochentlichen Avisen sey beyzumessen. Wer denen allemal/ als Evangeliis/ trauen wolte/ der würde sich sehr betriegen. 2. Absonderlich wird hoffentlich ja in diesem Punct/ Herrn Kircheri/ als eines zu Rom gesessenen/ grund-gelehrten/ und in natürlicher Dinge Wissenschafft sehr sorg- </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0625]
von ihnen ihrer eigenen Augen Zeugschafft in dieser Sache sich rühmen/ oder andere dessen versichern können) nicht gäntzlich in allem widersprechen.
§. 3. Unter welchen mir/ von denen itzt-lebenden/ so wol wegen viel-berühmter Erudition Civil-Geschicklichkeit/ Curiosität/ und hurtigen Schrifften/ als sehr liebreichen Freundschafft/ in erinnerlichen Sinn kommt Herr George Caspar Kirchmäyer/ in einer de Draconibus, Anno 1661. herauß gegebenen Dissertation (Disputat. Zoolog. 5.) In folgenden passibus aber ich hoffe/ Er nachgehends seine Meynung werde in etwas geändert haben; indem Er (1.) die Confusion der Autorum nicht eben so genau in acht genommen/ die ich gemerckt/ daß Sie ohn Unterscheid bald diß/ bald jenes/ vor bekandt annehmen/ was irgend nur zu heßlicher Vorstellung dergleichen Thiere gelangen mag; als nahmentlich sind/ schädlich blitzende Augen / Flammen-speyung/ gifftiger Athem/ Füsse/ Flügel/ Schlangen-formiger _ ch wantz / Leibes-Stärcke/ Geschwindigkeit/ und dergleichen. Ich möchte aber wol eine eintzige Speciem der natürlichen Cörper wissen/ die nicht zum wenigsten in einem Orthe der Welt in abundantz (NB. in Abundantz) zu finden seye. Wo ist aber heutiges Tages das ordinärie-Wohn-Hauß dergleichen Drachen: Und doch sollen Sie eine gewisse Species Mundi seyn.
§. 4. Hernach (11.) bedünckt mich/ macht Herr Kirchmayer/ nach seiner Höfllig- und Gelindigkeit von Nierembergio gar zu grossen Staat/ indem Er Ihn für sich citirende/ (cap. 2. §. 5.) Naturalium Scientissimum, das ist/ einen in natürlichen Dingen erfahrensten Mann / nennet. Welchen Titul zwar diesem Autori nicht eben gantz disputirlich machen/ oder so manche gute Anmerckungen/ die Er hat/ verächtlich halten will: wenn es aber in vielen Stücken hingegen/ mit dem guten Nierembergio nur nicht etwan auch heissen möchte/ als wie Martinus Schookius (Orat. 25. pag. 519.) von dem Fabel-händler Plinio schreibet: Quod semper Verum scribat, quando non Mentitur. Welches letztere wir sanffter auß-sprechen/ und also reden wollen: Nierembergius semper Verum scribit, quando per credulitatem ipse non decipitur. Vom Plinio aber halte ich vor wahr/ daß er ja wol zu Zeiten sich des grossen Messers gebraucht; zum Exempel in diesem pass den Herr Kirchmayer (mich wunderts zum höchsten) so deutlich für genehm hält/ also in seiner obangezogenen Disp. V. Zool. (c. 1. §. 5.) schreibend: In India in tantam adolescuntmagnitudinem Dracones, ut & Cervos, & Tauros deglutiant, notante Plinio. Das ist: In Indien erlangen die Drachen/ durch ihr wachsthum eine Grösse / dermassen/ daß sie auch Hirschen und Ochsen verschlingen. Warum auch nicht Elefanten? Doch kan es seyn/ wenn sie erstlich in stücken zerrissen/ oder noch jung sind. Plinii Geist hat sich wohl vorzusehen/ daß er schlaffende nicht etwan auf so-einen Drachen zu sitzen kommt; sonst möchte er/ gleich jenem/ auf einer grossen Schildkrött eingeschlaffenem Wandersmann/ in unbekante Oerther verführet werden. Wo wolte die Welt hernach so einen trefflichen Physicum wieder kriegen? Wenn Plinius bißweilen so grausame Dinge/ die in Judien seyn sollen/ erzehlet / kommt mir fast eben vor/ als heutiges Tages die Laudstreicher thun/ die von einem Marck zum andern ziehen/ und neue Zeitungen von schröcklicheu Mißgeburthen/ von streitenden Krieges-Heeren/ Türckischen Säbeln/ Todten-Köpffen/ die in der Lufft gesehen seyn sollen / auff offentlicher Strasse singende/ vorgeben/ es seye in Ungern oder Oesterreich geschehen und wenn sie in Oesterreich/ Böhmen/ oder Mähren seyn/ so streuen sie ebenmässige Legenden von Nieder-Teutschland oder Nordischen Orthen aus: und in beydertheils Landen ist dann selten ein Hund oder Katze/ geschweige ein Mensch/ dem dergleichen warhafftig vor Augen kommen.
§. 5. Endlich (_ .) wolle Herr Kirchmayer nicht ungütig nehmen/ daß noch in ein- und anderem kleinem Umbstand ohne einigẽ Abbruch unserer Hertz-inniglichen guten Freundschafft/ ich etlicher massen von seiner Meynung/ die er jedoch wol/ wie vorhin gedacht / Zeit diesem geändert haben mag/ abgehe. Er berufft sich/ was absonderlich die geflügelte Drachen betrifft/ so wol in der Vorrede/ als im Context. (c. 2. §. 2. und 3.) auf eine damals neue/ und vor gewiß-geglaubte Zeitung aus Rom/ vom Monat Nov. 1660. Jares; welche also lautet: Als dieser Tagen etzliche unser Jäger in den nächsten Wäldern gejagt/ ist einem unter ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund begegnet. Den er in einen Flügel geschossen: darauff der Drach auf ihn zu gelauffen/ er aber entflohen/ und Gelegenheit bekommen/ noch einen Schuß zu thun. Da er ihn dann in den Rachen geschossen/ hernach folgends umgebracht. Ader daß diese Relation verdächtig/ wird mir ein jeder leicht zugeben/ wer folgende zwey Ursachen/ (Conjunctim, und nit disjunctim zu nehmen) mit mir bedencken will.
§. 6. Denn 1. weiß man ja wol/ was vor Autorität insgemein den wochentlichen Avisen sey beyzumessen. Wer denen allemal/ als Evangeliis/ trauen wolte/ der würde sich sehr betriegen. 2. Absonderlich wird hoffentlich ja in diesem Punct/ Herrn Kircheri/ als eines zu Rom gesessenen/ grund-gelehrten/ und in natürlicher Dinge Wissenschafft sehr sorg-
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