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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 8. Entweder es ist wahr/ daß keine Schlangen in Malta mehr gefunden werden; oder ist nicht wahr. Ists wahr; woher wird bewiesen/ daß eben Paulus solches gewürcket habe/ und nicht GOtt vielmehr/ ob auch St. Paulus sein Tage nicht dahin durch Ungewitter und Schifbruch gekommen wäre. Ists aber nicht wahr; wer heisst euch dann so lügen? Ich zwar kan mich rund herauß auff Ja oder auff Nein nicht bescheiden/ denn ich keinen ehrlichen Menschen biß dato in demselbigen Eyland gesehen: Jedoch dieß und das den Heiligen/ ohne Biblischen Grund zuzuschreiben/ und Gottes Wort darüber vorbey zu gehen/ wäre/ bedünckt mich/ dem Geschöpffe eine grössere Macht/ als Gott dem Schöpffer/ zuzuschreiben.

§. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn Juno.

§. 10. Als dieser im Flor gewest/ sagt Bünting/ daß viel schöne Kleinodien und Schätze; insonderheit aber das köstlichste Elffenbein/ als was sonderlichs/ sich darinn befunden: und als solches/ nach Eroberung der Insul/ dem Numidischen König Masinissae, sein Schiff-Capitain überbracht/ Er/ der König/ sol eiligst befohlen haben/ dasselbige zurück zu bringen/ und sothanen entführten Kirchen-Schatz/ wieder an seinen Orth zu stellen.

§. 11. Hiervon nun könte und solte vielleicht was umbständlich gehandelt werden: weil aber vorhin-gedachter Herr Burchhard Niederstedt (lid. 1. de Malt. c. 5 p. 14.) so-fern diesem Thun ein Genügen gethan; mag der günstige Leser sich dahin verfügen/ und seine Belustigung darauß nehmen.

Das X. Capitel.

Von Herrn Habelä/ Melitensischen Vice-Cantzlers/ Raritäten-Zimmer.

§. 1.

MAs aber den Zustand neuerer Zeiten betrifft; so hat die Haupt-Stadt Malta biß dato ihren Namen mit der gantzen Insul gemein, ist so wol an sich selbst/ als mit einem darinn-gelegenen Schloß befestigt: und wird von einem Groß-Meister regiert/ welcher auß allerhand Nationen / ohne Unterscheid/ pflegterwehlt zu werden.

§. 2. Und in derselbigen Stadt/ oder nicht weit davon/ auff einem wolangelegten Praedio oder Land-Guth/ (hiemit ich zu meinem Zweck fortfahre) ist Anno 1630. wohnhafft gewesen ein fürnehmer/ leutseeliger/ und in allerhand Wissenschafften/ (sonderlich was Antiquitäten betrifft) gar curiös- und erfahrner Mann/ Nahmens Herr Johann-Francisc. Habela/ des Geistlichen Ritter-Ordens von Jerusalem/ und Vice-Cantzler der Insul: welcher ein fein Museum oder Raritäten-Gemach zu eigener und anderer hurtigen Gemüther Belustigung/ und in demselben nicht minder viel schöne selecte Dinge der Natur/ als alte Monumente und Gedächtnüsse/ in fleissiger Verwahrung gehegt/ wie solches auß mehr-gedachten Herrn Niederstädts/ und Herrn Th. Bartholini Zeugnüß/ die beyde in Malta gegenwärtig gewesen/ und die Sachen gesehen / erhellet.

§. 3. Von welchen der Erste/ das Museum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus opera, hac nostra aetate collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp; eminentissimae Religionis Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S. Giacomo dictum) curiose asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterranea spelunca repertam, hoc Elogio ornavit:

Phoenicum Urnam, qui pirmi a Gigantum interitu

Pulsis Phaeacib. Melitam tenuere fortunatam,

Cum incluso Cadavere, imo Cinere

Post Io &amp; amplius Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam.

Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Heic prope Caemiterium vetus P. C.

Anno Salutis M DC XXX. Adventaus vero Sacr. Ord. Hierosolym. C.

§. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp; lib. de Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-

§. 8. Entweder es ist wahr/ daß keine Schlangen in Malta mehr gefunden werden; oder ist nicht wahr. Ists wahr; woher wird bewiesen/ daß eben Paulus solches gewürcket habe/ und nicht GOtt vielmehr/ ob auch St. Paulus sein Tage nicht dahin durch Ungewitter und Schifbruch gekommen wäre. Ists aber nicht wahr; wer heisst euch dann so lügen? Ich zwar kan mich rund herauß auff Ja oder auff Nein nicht bescheiden/ denn ich keinen ehrlichen Menschen biß dato in demselbigen Eyland gesehen: Jedoch dieß und das den Heiligen/ ohne Biblischen Grund zuzuschreiben/ und Gottes Wort darüber vorbey zu gehen/ wäre/ bedünckt mich/ dem Geschöpffe eine grössere Macht/ als Gott dem Schöpffer/ zuzuschreiben.

§. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn Juno.

§. 10. Als dieser im Flor gewest/ sagt Bünting/ daß viel schöne Kleinodien uñ Schätze; insonderheit aber das köstlichste Elffenbein/ als was sonderlichs/ sich darinn befunden: und als solches/ nach Eroberung der Insul/ dem Numidischen König Masinissae, sein Schiff-Capitain überbracht/ Er/ der König/ sol eiligst befohlen haben/ dasselbige zurück zu bringen/ und sothanen entführten Kirchen-Schatz/ wieder an seinen Orth zu stellen.

§. 11. Hiervon nun könte und solte vielleicht was umbständlich gehandelt werden: weil aber vorhin-gedachter Herr Burchhard Niederstedt (lid. 1. de Malt. c. 5 p. 14.) so-fern diesem Thun ein Genügen gethan; mag der günstige Leser sich dahin verfügen/ und seine Belustigung darauß nehmen.

Das X. Capitel.

Von Herrn Habelä/ Melitensischen Vice-Cantzlers/ Raritäten-Zimmer.

§. 1.

MAs aber den Zustand neuerer Zeiten betrifft; so hat die Haupt-Stadt Malta biß dato ihren Namen mit der gantzen Insul gemein, ist so wol an sich selbst/ als mit einem darinn-gelegenen Schloß befestigt: und wird von einem Groß-Meister regiert/ welcher auß allerhand Nationen / ohne Unterscheid/ pflegterwehlt zu werden.

§. 2. Und in derselbigen Stadt/ oder nicht weit davon/ auff einem wolangelegten Praedio oder Land-Guth/ (hiemit ich zu meinem Zweck fortfahre) ist Anno 1630. wohnhafft gewesen ein fürnehmer/ leutseeliger/ und in allerhand Wissenschafften/ (sonderlich was Antiquitäten betrifft) gar curiös- und erfahrner Mann/ Nahmens Herr Johann-Francisc. Habela/ des Geistlichen Ritter-Ordens von Jerusalem/ und Vice-Cantzler der Insul: welcher ein fein Museum oder Raritäten-Gemach zu eigener und anderer hurtigen Gemüther Belustigung/ und in demselben nicht minder viel schöne selecte Dinge der Natur/ als alte Monumente und Gedächtnüsse/ in fleissiger Verwahrung gehegt/ wie solches auß mehr-gedachten Herrn Niederstädts/ und Herrn Th. Bartholini Zeugnüß/ die beyde in Malta gegenwärtig gewesen/ und die Sachen gesehen / erhellet.

§. 3. Von welchen der Erste/ das Muséum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus operâ, hac nostrâ aetate collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp; eminentissimae Religionis Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S. Giacomo dictum) curiosè asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterraneâ speluncâ repertam, hoc Elogio ornavit:

Phoenicum Urnam, qui pirmi à Gigantum interitu

Pulsis Phaeacib. Melitam tenuêre fortunatam,

Cum incluso Cadavere, imò Cinere

Post Io &amp; ampliùs Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam.

Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Hîc prope Caemiterium vetus P. C.

Anno Salutis M DC XXX. Adventûs verò Sacr. Ord. Hierosolym. C.

§. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp; lib. de Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-

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        <p>§. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt       der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und       überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn       Juno.</p>
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        <p>§. 3. Von welchen der Erste/ das Muséum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein       Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem       darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem       [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara       Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus operâ, hac nostrâ aetate       collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp;amp; eminentissimae Religionis       Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S.       Giacomo dictum) curiosè asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterraneâ speluncâ repertam,       hoc Elogio ornavit:</p>
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        <p>Post Io &amp;amp; ampliùs Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam.</p>
        <p>Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Hîc prope Caemiterium vetus P. C.</p>
        <p>Anno Salutis M DC XXX. Adventûs verò Sacr. Ord. Hierosolym. C.</p>
        <p>§. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua       Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff       Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein       Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in       diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp;amp; lib. de       Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern       zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-
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[59/0635] §. 8. Entweder es ist wahr/ daß keine Schlangen in Malta mehr gefunden werden; oder ist nicht wahr. Ists wahr; woher wird bewiesen/ daß eben Paulus solches gewürcket habe/ und nicht GOtt vielmehr/ ob auch St. Paulus sein Tage nicht dahin durch Ungewitter und Schifbruch gekommen wäre. Ists aber nicht wahr; wer heisst euch dann so lügen? Ich zwar kan mich rund herauß auff Ja oder auff Nein nicht bescheiden/ denn ich keinen ehrlichen Menschen biß dato in demselbigen Eyland gesehen: Jedoch dieß und das den Heiligen/ ohne Biblischen Grund zuzuschreiben/ und Gottes Wort darüber vorbey zu gehen/ wäre/ bedünckt mich/ dem Geschöpffe eine grössere Macht/ als Gott dem Schöpffer/ zuzuschreiben. §. 9. An diesem aber (bey unserm Zweck zu bleiben) ist kein Zweiffel/ daß/ hindangesetzt der Norder-Seite desselben Orths/ gegen der Sonnen Auffgang noch etliche Mauren und überbliebene Stücke sollen zu sehen seyn/ von dem uhralten köstlichen Tempel der Abgöttinn Juno. §. 10. Als dieser im Flor gewest/ sagt Bünting/ daß viel schöne Kleinodien uñ Schätze; insonderheit aber das köstlichste Elffenbein/ als was sonderlichs/ sich darinn befunden: und als solches/ nach Eroberung der Insul/ dem Numidischen König Masinissae, sein Schiff-Capitain überbracht/ Er/ der König/ sol eiligst befohlen haben/ dasselbige zurück zu bringen/ und sothanen entführten Kirchen-Schatz/ wieder an seinen Orth zu stellen. §. 11. Hiervon nun könte und solte vielleicht was umbständlich gehandelt werden: weil aber vorhin-gedachter Herr Burchhard Niederstedt (lid. 1. de Malt. c. 5 p. 14.) so-fern diesem Thun ein Genügen gethan; mag der günstige Leser sich dahin verfügen/ und seine Belustigung darauß nehmen. Das X. Capitel. Von Herrn Habelä/ Melitensischen Vice-Cantzlers/ Raritäten-Zimmer. §. 1. MAs aber den Zustand neuerer Zeiten betrifft; so hat die Haupt-Stadt Malta biß dato ihren Namen mit der gantzen Insul gemein, ist so wol an sich selbst/ als mit einem darinn-gelegenen Schloß befestigt: und wird von einem Groß-Meister regiert/ welcher auß allerhand Nationen / ohne Unterscheid/ pflegterwehlt zu werden. §. 2. Und in derselbigen Stadt/ oder nicht weit davon/ auff einem wolangelegten Praedio oder Land-Guth/ (hiemit ich zu meinem Zweck fortfahre) ist Anno 1630. wohnhafft gewesen ein fürnehmer/ leutseeliger/ und in allerhand Wissenschafften/ (sonderlich was Antiquitäten betrifft) gar curiös- und erfahrner Mann/ Nahmens Herr Johann-Francisc. Habela/ des Geistlichen Ritter-Ordens von Jerusalem/ und Vice-Cantzler der Insul: welcher ein fein Museum oder Raritäten-Gemach zu eigener und anderer hurtigen Gemüther Belustigung/ und in demselben nicht minder viel schöne selecte Dinge der Natur/ als alte Monumente und Gedächtnüsse/ in fleissiger Verwahrung gehegt/ wie solches auß mehr-gedachten Herrn Niederstädts/ und Herrn Th. Bartholini Zeugnüß/ die beyde in Malta gegenwärtig gewesen/ und die Sachen gesehen / erhellet. §. 3. Von welchen der Erste/ das Muséum oder Conclave Herrn Habelä/ außdrücklich ein Antiquarium (lib. 1. de. Malt. cap. 5. p. 17.] intitulirt, und (lib. 2. c 4. pag. 60.) von dem darinbefindlichen alten Aschen-Topff/ oder Leichen-Gefäß/ also schreibet: Extra Veterem Urbem [Maltam] multa deorum Simulacra, Columnae Marmoreae ruptae, fractae, aliaque praeclara Antiquitatis Monumenta saepius inventa sunt, quae laudabili prorsus operâ, hac nostrâ aetate collegit Fr. Johannes Franciscus Abela, Sacrae &amp; eminentissimae Religionis Hierosolymitanae Vice-Cancellarius, in Praedio suburbano Promontorii Cortini (Casino di S. Giacomo dictum) curiosè asservata. Idem ille Urnam veterem, in subterraneâ speluncâ repertam, hoc Elogio ornavit: Phoenicum Urnam, qui pirmi à Gigantum interitu Pulsis Phaeacib. Melitam tenuêre fortunatam, Cum incluso Cadavere, imò Cinere Post Io &amp; ampliùs Lustra ex antiquae Urbis Latebris Effossam. Fundi Herus publico Rei Antiquariae Bono Hîc prope Caemiterium vetus P. C. Anno Salutis M DC XXX. Adventûs verò Sacr. Ord. Hierosolym. C. §. 4 Von dem Andern/ dem Hn. Bartholino/ sind folgende Dinge observiret: Eine Statua Harpocratis, an dessen rechten Seite des Helins/ dem ansehn nach/ ein geflochtener Zopff Haare/ als ein gekrümt Horn/ herab gehangen; (de Unicorn. c. 2. p. 27.) Hüfftenknochen/ ein Zahn/ und Ribbe von Riesen; (Cent. I. Ep. Med. 53. p. 225.) Holß in Stein verwandelt/ noch in diesem Seculo, binnen der benachbarten Africanischen stadt Tripoli; (ib. ut &amp; lib. de Unicorn. c. 37. p. 290. ac Cent. 2. Hist. Anat. 100. p. 354) und nit nur die einige/ sondern zwey Urnas Sepulchrales, oder ver-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/635>, abgerufen am 22.11.2024.