Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

braun worden ist. In 9. Monat nach dem Blühen wird die Frucht reiff/ und wird nicht desto weniger in einem Jahr drey mahl abgeplückt/ wie nachgehends soll gemeldet werden: Welches daher kommt/ weilen die Früchte successive blühen und grünen.

Die Frucht hanget an langen Stielen und drücket mit ihrer Schwerigkeit alle Reißger niederwarts. Sie gewinnet die Grösse und Gestalt einer Pfirschen/ doch hinten etwas zugespitzet/ gleich einer Birn/ von dem Stiel an rund um mit einem Ritz in zwey Theil getheilet/ dergleichen die Pfirsche an der Seiten haben/ fornen mit einem Spitzgen gezieret. Vid. Fig. 9. Tab. 3. Die eusserste Schale ist glatt/ erstlich liecht-grün/ und wann sie reiff sind/ etwas röthlicht/ wie ein reiffe Pfirsche. Nachmahlen öffnet sich der mittelste Ritz und zeiget den inwendigen Kern/ so mit einer schönen Carmosin-rothen Farb darzwischen hervor sticht/ wie in der dritten Kupffer-Tafel Fig. 5. zu sehen ist. Wann nun die also gethane Frucht noch zwey oder drey Tage an dem Baum hangen bleibt/ fällt der Kern von sich selbsten auß/ und wann er auf der Erden liegen bleibt/ bekommt er sehr leichtlich Würme und verdirbt wegen der grossen Fettigkeit/ so in der Nusse ist/ so absonderlich bey Regen-Wetter geschiehet. Ja/ in die noch an dem Baum hangende äussere Schale kommen auch kurtze dicke Würme / welche die Foely oder Muscat-Blumen abfressen.

Diese eusserste Schale ist eben so dick wie die pfersing/ doch etwas härter von Substanz, inwendig weißlicht/ mit einem molckichten Safft angesüllet/ am Geschmack herb und zusammenziehend/ weßwegen sie nicht zu essen dienet. In dieser Schale ligt der Kern/ wovon man erstlich die Carmosin-rothe Foely/ oder sogenannte Blumen/ welche die schwartze Schale wie ein Netz oder wie Riemen umgeben/ doch also/ daß man hier und da die vorerwehnte Schaal dazwischen sehen kan/ wie alles auß der III. Tab. oder Kupffer-Tafel Fig. 4. 6. 8. 10. zu sehen ist/ und ist dieselbe oben an dem Stiel etwas breiter/ wo sie auch am längsten weiß bleibet/ und vornen lauffet sie ein wenig spitz zu/ da die Riemger durch einander geflochten sind.

Die Foely oder Blumen liegen so hart auf der schwartzen Schale/ daß sie Merckzeichen darinnen machet.

Die schwartze Schale selbst ist so dick/ als an den Haselnüssen/ doch nicht so hart/ indem man sie leicht brechen oder in Stücken drucken kan.

Hierinnen ligt nun erstlich die rothe Frucht oder der Kern/ welchen man Muscaten-Nuß nennet / welcher sich nicht an vorbesagte Schale anhänget/ sondern rund um darvon loß ist/ und wann er trucken wird/ ein wenig einschrumpfft und deßwegen darinnen rappelt/ wann man die Nuß beweget oder schüttelt.

Die Nuß selbsten ist bekandt/ ist an einem Ende etwas platt/ welches ihr Hintertheil ist / und rund um etwas runtzelicht/ von zweyerley Gestalt: Eine länglicht und die andere rund / beede aber eben gut. So man darinn sticht/ kommt ein Oehl herauß/ und wann dieses nicht geschiehet/ ist es ein Zeichen/ daß die Nusse nichts dauget oder veraltet ist.

Bey den Alten ist diese Specerey gantz unbekandt gewesen/ und scheinet als ob der Arabische Artzt Avicenna, so ungefähr um das Jahr 1160. gelebet hat/ derselben am ersten gedacht habe / daß sie also lang nach denen Nägelein an die Wester-Welt bekandt gemacht worden ist. Er nennet sie im Arabischen Giauz band, welches andere Gsausialband schreiben/ das ist/ Nüsse von Banda. It. Gjeuzo hibi, das ist/ Specerey-Nüsse. Sie wird auch Gjauz Bovva, oder wie andere schreiben dörffen Giauz Bovva genennet/ welches von Ursprung ein Persianisch Wort ist/ und eine wohl-riechende Nuß bedeutet. Im Lateinischen wird sie heut zu Tag Nux Myristica, odorata aromatica, insgemein aber Moschata, Moschocarien oder Moschocaridion, von Musco genennet / nicht daß sie darnach rieche/ sondern nach Gewonheit von dem gemeinen Volck/ welches vor diesem an alle wohl-riechende Früchte den Zunahmen Muscus gegeben hat/ wie noch die Muscateller-Trauben und Birn also heissen. Eben deßwegen haben die neue Griechen dieselbe Myristicam, das ist/ Vnguentariam, genennet/ nicht/ daß man Salben darvon mache/ sondern weilen sie den Geruch als wohl-riechende Salben hat. In Decan oder Alt-Indien heisset sie Japatri: Bey den Portugiesen Noz de Specia: Auf Nieder-Teutsch Note. Muscaten und schlechter dings Noten: In Banda und allen Maleyers Pala, in Tematen Gohora, und auf Sinesisch Lauhau. Das rothe Netzgen/ so auf der höltzernen Schale lieget/ wird lateinisch Macis genennet/ welches man von der Griechen Macer, so ein gantz anderer Baum ist/ und in Alt-Indien unter dem Namen Macro, gnugsam bekandt ist/ und von den Portugiesen arbore de luscamas, das ist roth Melizen-Baum genennet wird/ wohl unterscheiden muß. Dieses Wort Macis scheinet von dem Javanischen Wort Massa herkommen zu seyn/ wie sie noch heut zu Tag bey den Portugiesen heissel. Heut zu Tag nennet man sie auf Maleisch bonga, pala, auf Sinesisch Lahau hoae, auf Nieder-Teutsch fuly und Teutsch Muscaten-Blumen: Auf Arabisch Besbase und mit verdorbenem Namen Befbafe, Bisbele, Besbaca &amp;c. In Decan Jaifol, welches abermahl eine Blum aus Java bedeuten will/ weilen die listige Javanen die Menschen weiß machten/ daß es Früchte wären / so auff ihrem Land wachsen.

braun worden ist. In 9. Monat nach dem Blühen wird die Frucht reiff/ und wird nicht desto weniger in einem Jahr drey mahl abgeplückt/ wie nachgehends soll gemeldet werden: Welches daher kommt/ weilen die Früchte successivè blühen und grünen.

Die Frucht hanget an langen Stielen und drücket mit ihrer Schwerigkeit alle Reißger niederwarts. Sie gewinnet die Grösse und Gestalt einer Pfirschen/ doch hinten etwas zugespitzet/ gleich einer Birn/ von dem Stiel an rund um mit einem Ritz in zwey Theil getheilet/ dergleichen die Pfirsche an der Seiten haben/ fornen mit einem Spitzgen gezieret. Vid. Fig. 9. Tab. 3. Die eusserste Schale ist glatt/ erstlich liecht-grün/ und wann sie reiff sind/ etwas röthlicht/ wie ein reiffe Pfirsche. Nachmahlen öffnet sich der mittelste Ritz und zeiget den inwendigen Kern/ so mit einer schönen Carmosin-rothen Farb darzwischen hervor sticht/ wie in der dritten Kupffer-Tafel Fig. 5. zu sehen ist. Wann nun die also gethane Frucht noch zwey oder drey Tage an dem Baum hangen bleibt/ fällt der Kern von sich selbsten auß/ und wann er auf der Erden liegen bleibt/ bekommt er sehr leichtlich Würme und verdirbt wegen der grossen Fettigkeit/ so in der Nusse ist/ so absonderlich bey Regen-Wetter geschiehet. Ja/ in die noch an dem Baum hangende äussere Schale kommen auch kurtze dicke Würme / welche die Foely oder Muscat-Blumen abfressen.

Diese eusserste Schale ist eben so dick wie die pfersing/ doch etwas härter von Substanz, inwendig weißlicht/ mit einem molckichten Safft angesüllet/ am Geschmack herb und zusammenziehend/ weßwegen sie nicht zu essen dienet. In dieser Schale ligt der Kern/ wovon man erstlich die Carmosin-rothe Foely/ oder sogenañte Blumen/ welche die schwartze Schale wie ein Netz oder wie Riemen umgeben/ doch also/ daß man hier und da die vorerwehnte Schaal dazwischen sehen kan/ wie alles auß der III. Tab. oder Kupffer-Tafel Fig. 4. 6. 8. 10. zu sehen ist/ und ist dieselbe oben an dem Stiel etwas breiter/ wo sie auch am längsten weiß bleibet/ und vornen lauffet sie ein wenig spitz zu/ da die Riemger durch einander geflochten sind.

Die Foely oder Blumen liegen so hart auf der schwartzen Schale/ daß sie Merckzeichen darinnen machet.

Die schwartze Schale selbst ist so dick/ als an den Haselnüssen/ doch nicht so hart/ indem man sie leicht brechen oder in Stücken drucken kan.

Hierinnen ligt nun erstlich die rothe Frucht oder der Kern/ welchen man Muscaten-Nuß nennet / welcher sich nicht an vorbesagte Schale anhänget/ sondern rund um darvon loß ist/ und wann er trucken wird/ ein wenig einschrumpfft und deßwegen darinnen rappelt/ wann man die Nuß beweget oder schüttelt.

Die Nuß selbsten ist bekandt/ ist an einem Ende etwas platt/ welches ihr Hintertheil ist / und rund um etwas runtzelicht/ von zweyerley Gestalt: Eine länglicht und die andere rund / beede aber eben gut. So man darinn sticht/ kommt ein Oehl herauß/ und wann dieses nicht geschiehet/ ist es ein Zeichen/ daß die Nusse nichts dauget oder veraltet ist.

Bey den Alten ist diese Specerey gantz unbekandt gewesen/ und scheinet als ob der Arabische Artzt Avicenna, so ungefähr um das Jahr 1160. gelebet hat/ derselben am ersten gedacht habe / daß sie also lang nach denen Nägelein an die Wester-Welt bekandt gemacht worden ist. Er nennet sie im Arabischen Giauz band, welches andere Gsausialband schreiben/ das ist/ Nüsse von Banda. It. Gjeuzo hibi, das ist/ Specerey-Nüsse. Sie wird auch Gjauz Bovva, oder wie andere schreiben dörffen Giauz Bovva genennet/ welches von Ursprung ein Persianisch Wort ist/ und eine wohl-riechende Nuß bedeutet. Im Lateinischen wird sie heut zu Tag Nux Myristica, odorata aromatica, insgemein aber Moschata, Moschocarien oder Moschocaridion, von Musco genennet / nicht daß sie darnach rieche/ sondern nach Gewonheit von dem gemeinen Volck/ welches vor diesem an alle wohl-riechende Früchte den Zunahmen Muscus gegeben hat/ wie noch die Muscateller-Trauben und Birn also heissen. Eben deßwegen haben die neue Griechen dieselbe Myristicam, das ist/ Vnguentariam, genennet/ nicht/ daß man Salben darvon mache/ sondern weilen sie den Geruch als wohl-riechende Salben hat. In Decan oder Alt-Indien heisset sie Japatri: Bey den Portugiesen Noz de Specia: Auf Nieder-Teutsch Note. Muscaten und schlechter dings Noten: In Banda und allen Maleyers Pala, in Tematen Gohora, und auf Sinesisch Lauhau. Das rothe Netzgen/ so auf der höltzernen Schale lieget/ wird lateinisch Macis genennet/ welches man von der Griechen Macer, so ein gantz anderer Baum ist/ und in Alt-Indien unter dem Namen Macro, gnugsam bekandt ist/ und von den Portugiesen arbore de luscamas, das ist roth Melizen-Baum genennet wird/ wohl unterscheiden muß. Dieses Wort Macis scheinet von dem Javanischen Wort Massa herkommen zu seyn/ wie sie noch heut zu Tag bey den Portugiesen heissel. Heut zu Tag nennet man sie auf Maleisch bonga, pala, auf Sinesisch Lahau hoae, auf Nieder-Teutsch fuly und Teutsch Muscaten-Blumen: Auf Arabisch Besbase und mit verdorbenem Namen Befbafe, Bisbele, Besbaca &amp;c. In Decan Jaifol, welches abermahl eine Blum aus Java bedeuten will/ weilen die listige Javanen die Menschen weiß machten/ daß es Früchte wären / so auff ihrem Land wachsen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0738" n="82"/>
braun worden ist.       In 9. Monat nach dem Blühen wird die Frucht reiff/ und wird nicht desto weniger in einem Jahr       drey mahl abgeplückt/ wie nachgehends soll gemeldet werden: Welches daher kommt/ weilen die       Früchte successivè blühen und grünen.</p>
        <p>Die Frucht hanget an langen Stielen und drücket mit ihrer Schwerigkeit alle Reißger       niederwarts. Sie gewinnet die Grösse und Gestalt einer Pfirschen/ doch hinten etwas       zugespitzet/ gleich einer Birn/ von dem Stiel an rund um mit einem Ritz in zwey Theil       getheilet/ dergleichen die Pfirsche an der Seiten haben/ fornen mit einem Spitzgen gezieret.       Vid. Fig. 9. Tab. 3. Die eusserste Schale ist glatt/ erstlich liecht-grün/ und wann sie reiff       sind/ etwas röthlicht/ wie ein reiffe Pfirsche. Nachmahlen öffnet sich der mittelste Ritz und       zeiget den inwendigen Kern/ so mit einer schönen Carmosin-rothen Farb darzwischen hervor       sticht/ wie in der dritten Kupffer-Tafel Fig. 5. zu sehen ist. Wann nun die also gethane       Frucht noch zwey oder drey Tage an dem Baum hangen bleibt/ fällt der Kern von sich selbsten       auß/ und wann er auf der Erden liegen bleibt/ bekommt er sehr leichtlich Würme und verdirbt       wegen der grossen Fettigkeit/ so in der Nusse ist/ so absonderlich bey Regen-Wetter       geschiehet. Ja/ in die noch an dem Baum hangende äussere Schale kommen auch kurtze dicke Würme      / welche die Foely oder Muscat-Blumen abfressen.</p>
        <p>Diese eusserste Schale ist eben so dick wie die pfersing/ doch etwas härter von Substanz,       inwendig weißlicht/ mit einem molckichten Safft angesüllet/ am Geschmack herb und       zusammenziehend/ weßwegen sie nicht zu essen dienet. In dieser Schale ligt der Kern/ wovon       man erstlich die Carmosin-rothe Foely/ oder sogenan&#x0303;te Blumen/ welche die schwartze       Schale wie ein Netz oder wie Riemen umgeben/ doch also/ daß man hier und da die vorerwehnte       Schaal dazwischen sehen kan/ wie alles auß der III. Tab. oder Kupffer-Tafel Fig. 4. 6. 8. 10.       zu sehen ist/ und ist dieselbe oben an dem Stiel etwas breiter/ wo sie auch am längsten weiß       bleibet/ und vornen lauffet sie ein wenig spitz zu/ da die Riemger durch einander geflochten       sind.</p>
        <p>Die Foely oder Blumen liegen so hart auf der schwartzen Schale/ daß sie Merckzeichen       darinnen machet.</p>
        <p>Die schwartze Schale selbst ist so dick/ als an den Haselnüssen/ doch nicht so hart/ indem       man sie leicht brechen oder in Stücken drucken kan.</p>
        <p>Hierinnen ligt nun erstlich die rothe Frucht oder der Kern/ welchen man Muscaten-Nuß nennet      / welcher sich nicht an vorbesagte Schale anhänget/ sondern rund um darvon loß ist/ und wann       er trucken wird/ ein wenig einschrumpfft und deßwegen darinnen rappelt/ wann man die Nuß       beweget oder schüttelt.</p>
        <p>Die Nuß selbsten ist bekandt/ ist an einem Ende etwas platt/ welches ihr Hintertheil ist /       und rund um etwas runtzelicht/ von zweyerley Gestalt: Eine länglicht und die andere rund /       beede aber eben gut. So man darinn sticht/ kommt ein Oehl herauß/ und wann dieses nicht       geschiehet/ ist es ein Zeichen/ daß die Nusse nichts dauget oder veraltet ist.</p>
        <p>Bey den Alten ist diese Specerey gantz unbekandt gewesen/ und scheinet als ob der Arabische       Artzt Avicenna, so ungefähr um das Jahr 1160. gelebet hat/ derselben am ersten gedacht habe /       daß sie also lang nach denen Nägelein an die Wester-Welt bekandt gemacht worden ist. Er nennet       sie im Arabischen Giauz band, welches andere Gsausialband schreiben/ das ist/ Nüsse von       Banda. It. Gjeuzo hibi, das ist/ Specerey-Nüsse. Sie wird auch Gjauz Bovva, oder wie andere       schreiben dörffen Giauz Bovva genennet/ welches von Ursprung ein Persianisch Wort ist/ und       eine wohl-riechende Nuß bedeutet. Im Lateinischen wird sie heut zu Tag Nux Myristica, odorata       aromatica, insgemein aber Moschata, Moschocarien oder Moschocaridion, von Musco genennet /       nicht daß sie darnach rieche/ sondern nach Gewonheit von dem gemeinen Volck/ welches vor       diesem an alle wohl-riechende Früchte den Zunahmen Muscus gegeben hat/ wie noch die       Muscateller-Trauben und Birn also heissen. Eben deßwegen haben die neue Griechen dieselbe       Myristicam, das ist/ Vnguentariam, genennet/ nicht/ daß man Salben darvon mache/ sondern       weilen sie den Geruch als wohl-riechende Salben hat. In Decan oder Alt-Indien heisset sie       Japatri: Bey den Portugiesen Noz de Specia: Auf Nieder-Teutsch Note. Muscaten und schlechter       dings Noten: In Banda und allen Maleyers Pala, in Tematen Gohora, und auf Sinesisch Lauhau. Das       rothe Netzgen/ so auf der höltzernen Schale lieget/ wird lateinisch Macis genennet/ welches       man von der Griechen Macer, so ein gantz anderer Baum ist/ und in Alt-Indien unter dem Namen       Macro, gnugsam bekandt ist/ und von den Portugiesen arbore de luscamas, das ist roth       Melizen-Baum genennet wird/ wohl unterscheiden muß. Dieses Wort Macis scheinet von dem       Javanischen Wort Massa herkommen zu seyn/ wie sie noch heut zu Tag bey den Portugiesen       heissel. Heut zu Tag nennet man sie auf Maleisch bonga, pala, auf Sinesisch Lahau hoae, auf       Nieder-Teutsch fuly und Teutsch Muscaten-Blumen: Auf Arabisch Besbase und mit verdorbenem Namen       Befbafe, Bisbele, Besbaca &amp;amp;c. In Decan Jaifol, welches abermahl eine Blum aus Java       bedeuten will/ weilen die listige Javanen die Menschen weiß machten/ daß es Früchte wären /       so auff ihrem Land wachsen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0738] braun worden ist. In 9. Monat nach dem Blühen wird die Frucht reiff/ und wird nicht desto weniger in einem Jahr drey mahl abgeplückt/ wie nachgehends soll gemeldet werden: Welches daher kommt/ weilen die Früchte successivè blühen und grünen. Die Frucht hanget an langen Stielen und drücket mit ihrer Schwerigkeit alle Reißger niederwarts. Sie gewinnet die Grösse und Gestalt einer Pfirschen/ doch hinten etwas zugespitzet/ gleich einer Birn/ von dem Stiel an rund um mit einem Ritz in zwey Theil getheilet/ dergleichen die Pfirsche an der Seiten haben/ fornen mit einem Spitzgen gezieret. Vid. Fig. 9. Tab. 3. Die eusserste Schale ist glatt/ erstlich liecht-grün/ und wann sie reiff sind/ etwas röthlicht/ wie ein reiffe Pfirsche. Nachmahlen öffnet sich der mittelste Ritz und zeiget den inwendigen Kern/ so mit einer schönen Carmosin-rothen Farb darzwischen hervor sticht/ wie in der dritten Kupffer-Tafel Fig. 5. zu sehen ist. Wann nun die also gethane Frucht noch zwey oder drey Tage an dem Baum hangen bleibt/ fällt der Kern von sich selbsten auß/ und wann er auf der Erden liegen bleibt/ bekommt er sehr leichtlich Würme und verdirbt wegen der grossen Fettigkeit/ so in der Nusse ist/ so absonderlich bey Regen-Wetter geschiehet. Ja/ in die noch an dem Baum hangende äussere Schale kommen auch kurtze dicke Würme / welche die Foely oder Muscat-Blumen abfressen. Diese eusserste Schale ist eben so dick wie die pfersing/ doch etwas härter von Substanz, inwendig weißlicht/ mit einem molckichten Safft angesüllet/ am Geschmack herb und zusammenziehend/ weßwegen sie nicht zu essen dienet. In dieser Schale ligt der Kern/ wovon man erstlich die Carmosin-rothe Foely/ oder sogenañte Blumen/ welche die schwartze Schale wie ein Netz oder wie Riemen umgeben/ doch also/ daß man hier und da die vorerwehnte Schaal dazwischen sehen kan/ wie alles auß der III. Tab. oder Kupffer-Tafel Fig. 4. 6. 8. 10. zu sehen ist/ und ist dieselbe oben an dem Stiel etwas breiter/ wo sie auch am längsten weiß bleibet/ und vornen lauffet sie ein wenig spitz zu/ da die Riemger durch einander geflochten sind. Die Foely oder Blumen liegen so hart auf der schwartzen Schale/ daß sie Merckzeichen darinnen machet. Die schwartze Schale selbst ist so dick/ als an den Haselnüssen/ doch nicht so hart/ indem man sie leicht brechen oder in Stücken drucken kan. Hierinnen ligt nun erstlich die rothe Frucht oder der Kern/ welchen man Muscaten-Nuß nennet / welcher sich nicht an vorbesagte Schale anhänget/ sondern rund um darvon loß ist/ und wann er trucken wird/ ein wenig einschrumpfft und deßwegen darinnen rappelt/ wann man die Nuß beweget oder schüttelt. Die Nuß selbsten ist bekandt/ ist an einem Ende etwas platt/ welches ihr Hintertheil ist / und rund um etwas runtzelicht/ von zweyerley Gestalt: Eine länglicht und die andere rund / beede aber eben gut. So man darinn sticht/ kommt ein Oehl herauß/ und wann dieses nicht geschiehet/ ist es ein Zeichen/ daß die Nusse nichts dauget oder veraltet ist. Bey den Alten ist diese Specerey gantz unbekandt gewesen/ und scheinet als ob der Arabische Artzt Avicenna, so ungefähr um das Jahr 1160. gelebet hat/ derselben am ersten gedacht habe / daß sie also lang nach denen Nägelein an die Wester-Welt bekandt gemacht worden ist. Er nennet sie im Arabischen Giauz band, welches andere Gsausialband schreiben/ das ist/ Nüsse von Banda. It. Gjeuzo hibi, das ist/ Specerey-Nüsse. Sie wird auch Gjauz Bovva, oder wie andere schreiben dörffen Giauz Bovva genennet/ welches von Ursprung ein Persianisch Wort ist/ und eine wohl-riechende Nuß bedeutet. Im Lateinischen wird sie heut zu Tag Nux Myristica, odorata aromatica, insgemein aber Moschata, Moschocarien oder Moschocaridion, von Musco genennet / nicht daß sie darnach rieche/ sondern nach Gewonheit von dem gemeinen Volck/ welches vor diesem an alle wohl-riechende Früchte den Zunahmen Muscus gegeben hat/ wie noch die Muscateller-Trauben und Birn also heissen. Eben deßwegen haben die neue Griechen dieselbe Myristicam, das ist/ Vnguentariam, genennet/ nicht/ daß man Salben darvon mache/ sondern weilen sie den Geruch als wohl-riechende Salben hat. In Decan oder Alt-Indien heisset sie Japatri: Bey den Portugiesen Noz de Specia: Auf Nieder-Teutsch Note. Muscaten und schlechter dings Noten: In Banda und allen Maleyers Pala, in Tematen Gohora, und auf Sinesisch Lauhau. Das rothe Netzgen/ so auf der höltzernen Schale lieget/ wird lateinisch Macis genennet/ welches man von der Griechen Macer, so ein gantz anderer Baum ist/ und in Alt-Indien unter dem Namen Macro, gnugsam bekandt ist/ und von den Portugiesen arbore de luscamas, das ist roth Melizen-Baum genennet wird/ wohl unterscheiden muß. Dieses Wort Macis scheinet von dem Javanischen Wort Massa herkommen zu seyn/ wie sie noch heut zu Tag bey den Portugiesen heissel. Heut zu Tag nennet man sie auf Maleisch bonga, pala, auf Sinesisch Lahau hoae, auf Nieder-Teutsch fuly und Teutsch Muscaten-Blumen: Auf Arabisch Besbase und mit verdorbenem Namen Befbafe, Bisbele, Besbaca &amp;c. In Decan Jaifol, welches abermahl eine Blum aus Java bedeuten will/ weilen die listige Javanen die Menschen weiß machten/ daß es Früchte wären / so auff ihrem Land wachsen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/738
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/738>, abgerufen am 22.11.2024.