Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

unmittelbar von Huber ausgegangen glaubte. Er machte
diesem daher bittre Vorwürfe. Huber konnte sich recht¬
fertigen, daß wenigstens die Bekanntmachung nicht durch
ihn unmittelbar verschuldet worden; er theilte den ganzen
Hergang dem Freunde aufrichtig mit, und dieser war,
in Betracht der schwierigen Verhältnisse, und daß es
sich um Forster's Rettung gehandelt, für das Ver¬
gangene leicht befriedigt, entnahm aber auch diesem
Verdrusse die warnende Lehre, wie gefahrvoll die beste
Meinung sich verwickle, wenn sie, anstatt strengen Pflicht¬
geboten zu folgen, willkürlichem Gutdünken sich überläßt.

11.

Mit vielem Vergnügen, liebe Freundin, sehe ich aus den
letzten Briefen von Hamburg, daß das Schiff daselbst ange¬
kommen, und meine Briefe vom 31. Juli Ihnen und Boeckh
also wahrscheinlich geworden sind. Als einen Beweis meiner
Aufmerksamkeit und meines Andenkens, und weil ich weiß, daß
Sie an meinem Geschicke Theil nehmen, bin ich so frei, Ihnen
ein Exemplar eines gedruckten Zirkularbriefes zuzusenden, welcher
selbst Ihnen vermuthlich nicht ganz uninteressant sein dürfte,
und wovon ich mir viele Vortheile verspreche.

Unser junges Etablissement hat übrigens einen guten und
glücklichen Fortgang, daß wir unsere Erwartungen zuweilen
übertroffen fühlen, und wenn nur unser Vater einwilliget und
unsre Mittel etwas vergrößert, so hoffe ich bald ihm noch mehr
Respektabilität und Solidität durch eine Verbindung zu geben,
die so vernünftig sein wird, als wenn sie nur Konvenienzsache,
und so herzlich, als wenn sie nur romantisch wäre. -- Wir

unmittelbar von Huber ausgegangen glaubte. Er machte
dieſem daher bittre Vorwuͤrfe. Huber konnte ſich recht¬
fertigen, daß wenigſtens die Bekanntmachung nicht durch
ihn unmittelbar verſchuldet worden; er theilte den ganzen
Hergang dem Freunde aufrichtig mit, und dieſer war,
in Betracht der ſchwierigen Verhaͤltniſſe, und daß es
ſich um Forſter’s Rettung gehandelt, fuͤr das Ver¬
gangene leicht befriedigt, entnahm aber auch dieſem
Verdruſſe die warnende Lehre, wie gefahrvoll die beſte
Meinung ſich verwickle, wenn ſie, anſtatt ſtrengen Pflicht¬
geboten zu folgen, willkuͤrlichem Gutduͤnken ſich uͤberlaͤßt.

11.

Mit vielem Vergnuͤgen, liebe Freundin, ſehe ich aus den
letzten Briefen von Hamburg, daß das Schiff daſelbſt ange¬
kommen, und meine Briefe vom 31. Juli Ihnen und Boeckh
alſo wahrſcheinlich geworden ſind. Als einen Beweis meiner
Aufmerkſamkeit und meines Andenkens, und weil ich weiß, daß
Sie an meinem Geſchicke Theil nehmen, bin ich ſo frei, Ihnen
ein Exemplar eines gedruckten Zirkularbriefes zuzuſenden, welcher
ſelbſt Ihnen vermuthlich nicht ganz unintereſſant ſein duͤrfte,
und wovon ich mir viele Vortheile verſpreche.

Unſer junges Etabliſſement hat uͤbrigens einen guten und
gluͤcklichen Fortgang, daß wir unſere Erwartungen zuweilen
uͤbertroffen fuͤhlen, und wenn nur unſer Vater einwilliget und
unſre Mittel etwas vergroͤßert, ſo hoffe ich bald ihm noch mehr
Reſpektabilitaͤt und Soliditaͤt durch eine Verbindung zu geben,
die ſo vernuͤnftig ſein wird, als wenn ſie nur Konvenienzſache,
und ſo herzlich, als wenn ſie nur romantiſch waͤre. — Wir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0116" n="102"/>
unmittelbar von Huber ausgegangen glaubte. Er machte<lb/>
die&#x017F;em daher bittre Vorwu&#x0364;rfe. Huber konnte &#x017F;ich recht¬<lb/>
fertigen, daß wenig&#x017F;tens die Bekanntmachung nicht durch<lb/>
ihn unmittelbar ver&#x017F;chuldet worden; er theilte den ganzen<lb/>
Hergang dem Freunde aufrichtig mit, und die&#x017F;er war,<lb/>
in Betracht der &#x017F;chwierigen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, und daß es<lb/>
&#x017F;ich um For&#x017F;ter&#x2019;s Rettung gehandelt, fu&#x0364;r das Ver¬<lb/>
gangene leicht befriedigt, entnahm aber auch die&#x017F;em<lb/>
Verdru&#x017F;&#x017F;e die warnende Lehre, wie gefahrvoll die be&#x017F;te<lb/>
Meinung &#x017F;ich verwickle, wenn &#x017F;ie, an&#x017F;tatt &#x017F;trengen Pflicht¬<lb/>
geboten zu folgen, willku&#x0364;rlichem Gutdu&#x0364;nken &#x017F;ich u&#x0364;berla&#x0364;ßt.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#b">11</hi>.<lb/></head>
              <dateline rendition="#right">Philadelphia, den 27. November 1797.</dateline><lb/>
              <p>Mit vielem Vergnu&#x0364;gen, liebe Freundin, &#x017F;ehe ich aus den<lb/>
letzten Briefen von Hamburg, daß das Schiff da&#x017F;elb&#x017F;t ange¬<lb/>
kommen, und meine Briefe vom <hi rendition="#b">31</hi>. Juli Ihnen und Boeckh<lb/>
al&#x017F;o wahr&#x017F;cheinlich geworden &#x017F;ind. Als einen Beweis meiner<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit und meines Andenkens, und weil ich weiß, daß<lb/>
Sie an meinem Ge&#x017F;chicke Theil nehmen, bin ich &#x017F;o frei, Ihnen<lb/>
ein Exemplar eines gedruckten Zirkularbriefes zuzu&#x017F;enden, welcher<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Ihnen vermuthlich nicht ganz unintere&#x017F;&#x017F;ant &#x017F;ein du&#x0364;rfte,<lb/>
und wovon ich mir viele Vortheile ver&#x017F;preche.</p><lb/>
              <p>Un&#x017F;er junges Etabli&#x017F;&#x017F;ement hat u&#x0364;brigens einen guten <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice><lb/>
glu&#x0364;cklichen Fortgang, daß wir un&#x017F;ere Erwartungen zuweilen<lb/>
u&#x0364;bertroffen fu&#x0364;hlen, und wenn nur un&#x017F;er Vater einwilliget und<lb/>
un&#x017F;re Mittel etwas vergro&#x0364;ßert, &#x017F;o hoffe ich bald ihm noch mehr<lb/>
Re&#x017F;pektabilita&#x0364;t und Solidita&#x0364;t durch eine Verbindung zu geben,<lb/>
die &#x017F;o vernu&#x0364;nftig &#x017F;ein wird, als wenn &#x017F;ie nur Konvenienz&#x017F;ache,<lb/>
und &#x017F;o herzlich, als wenn &#x017F;ie nur romanti&#x017F;ch wa&#x0364;re. &#x2014; Wir<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0116] unmittelbar von Huber ausgegangen glaubte. Er machte dieſem daher bittre Vorwuͤrfe. Huber konnte ſich recht¬ fertigen, daß wenigſtens die Bekanntmachung nicht durch ihn unmittelbar verſchuldet worden; er theilte den ganzen Hergang dem Freunde aufrichtig mit, und dieſer war, in Betracht der ſchwierigen Verhaͤltniſſe, und daß es ſich um Forſter’s Rettung gehandelt, fuͤr das Ver¬ gangene leicht befriedigt, entnahm aber auch dieſem Verdruſſe die warnende Lehre, wie gefahrvoll die beſte Meinung ſich verwickle, wenn ſie, anſtatt ſtrengen Pflicht¬ geboten zu folgen, willkuͤrlichem Gutduͤnken ſich uͤberlaͤßt. 11. Philadelphia, den 27. November 1797. Mit vielem Vergnuͤgen, liebe Freundin, ſehe ich aus den letzten Briefen von Hamburg, daß das Schiff daſelbſt ange¬ kommen, und meine Briefe vom 31. Juli Ihnen und Boeckh alſo wahrſcheinlich geworden ſind. Als einen Beweis meiner Aufmerkſamkeit und meines Andenkens, und weil ich weiß, daß Sie an meinem Geſchicke Theil nehmen, bin ich ſo frei, Ihnen ein Exemplar eines gedruckten Zirkularbriefes zuzuſenden, welcher ſelbſt Ihnen vermuthlich nicht ganz unintereſſant ſein duͤrfte, und wovon ich mir viele Vortheile verſpreche. Unſer junges Etabliſſement hat uͤbrigens einen guten und gluͤcklichen Fortgang, daß wir unſere Erwartungen zuweilen uͤbertroffen fuͤhlen, und wenn nur unſer Vater einwilliget und unſre Mittel etwas vergroͤßert, ſo hoffe ich bald ihm noch mehr Reſpektabilitaͤt und Soliditaͤt durch eine Verbindung zu geben, die ſo vernuͤnftig ſein wird, als wenn ſie nur Konvenienzſache, und ſo herzlich, als wenn ſie nur romantiſch waͤre. — Wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/116
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/116>, abgerufen am 21.11.2024.