nun freilassen mögen. Dieser blieb also im Kerker vergessen, bis der Sturz Robespierre's, gleich vielen Andern, auch ihm endlich die Freiheit wiederbrachte.
Die ferneren Erscheinungen der Revolution entzün¬ deten auf's Neue seinen ungeschwächten Antheil an den Hoffnungen eines herrlichen Bürgerstaats. Während er solchen Idealen in den wirklichen Begebenheiten mit Eifer nachstrebte, richtete er zugleich die Kräfte seines edlen Geistes und ansehnliche Geldmittel auf die Be¬ förderung gemeinnütziger, menschenfreundlicher Unter¬ nehmungen. Um die Stereotypie in Gang zu bringen, wandte er beträchtliche Summen auf. Zur Ermunterung mancherlei Gewerbfleißes, für die Verbesserung des öffent¬ lichen Unterrichts, wie später für den Verein zur För¬ derung der christlichen Moral, für die Bibelgesellschaft und andre Verbindungen zu ähnlichen Zwecken, waren seine großen Beiträge wie sein geistiger Antheil höchst ersprießlich. Die protestantische Gemeinde in Paris konnte jederzeit auf seine Fürsorge rechnen, die Schulen und das Armenwesen dieser Glaubensgenossen insbesondere verdankten ihm bedeutende Wohlthaten. Was er für Einzelne unermüdet gewirkt und geleistet, in dieser wie in jeder Zeit seines Lebens, wäre unmöglich aufzuzählen. Doch tritt dies Alles in Schatten vor der leuchtenden Wirksamkeit seines eben so tiefen als reichen und leben¬ digen Geistes, der durch den Zauber der hinreißendsten Beredsamkeit unaufhörlich in das umgebende Leben
nun freilaſſen moͤgen. Dieſer blieb alſo im Kerker vergeſſen, bis der Sturz Robespierre’s, gleich vielen Andern, auch ihm endlich die Freiheit wiederbrachte.
Die ferneren Erſcheinungen der Revolution entzuͤn¬ deten auf’s Neue ſeinen ungeſchwaͤchten Antheil an den Hoffnungen eines herrlichen Buͤrgerſtaats. Waͤhrend er ſolchen Idealen in den wirklichen Begebenheiten mit Eifer nachſtrebte, richtete er zugleich die Kraͤfte ſeines edlen Geiſtes und anſehnliche Geldmittel auf die Be¬ foͤrderung gemeinnuͤtziger, menſchenfreundlicher Unter¬ nehmungen. Um die Stereotypie in Gang zu bringen, wandte er betraͤchtliche Summen auf. Zur Ermunterung mancherlei Gewerbfleißes, fuͤr die Verbeſſerung des oͤffent¬ lichen Unterrichts, wie ſpaͤter fuͤr den Verein zur Foͤr¬ derung der chriſtlichen Moral, fuͤr die Bibelgeſellſchaft und andre Verbindungen zu aͤhnlichen Zwecken, waren ſeine großen Beitraͤge wie ſein geiſtiger Antheil hoͤchſt erſprießlich. Die proteſtantiſche Gemeinde in Paris konnte jederzeit auf ſeine Fuͤrſorge rechnen, die Schulen und das Armenweſen dieſer Glaubensgenoſſen insbeſondere verdankten ihm bedeutende Wohlthaten. Was er fuͤr Einzelne unermuͤdet gewirkt und geleiſtet, in dieſer wie in jeder Zeit ſeines Lebens, waͤre unmoͤglich aufzuzaͤhlen. Doch tritt dies Alles in Schatten vor der leuchtenden Wirkſamkeit ſeines eben ſo tiefen als reichen und leben¬ digen Geiſtes, der durch den Zauber der hinreißendſten Beredſamkeit unaufhoͤrlich in das umgebende Leben
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nun freilaſſen moͤgen. Dieſer blieb alſo im Kerker
vergeſſen, bis der Sturz Robespierre’s, gleich vielen
Andern, auch ihm endlich die Freiheit wiederbrachte.
Die ferneren Erſcheinungen der Revolution entzuͤn¬
deten auf’s Neue ſeinen ungeſchwaͤchten Antheil an den
Hoffnungen eines herrlichen Buͤrgerſtaats. Waͤhrend er
ſolchen Idealen in den wirklichen Begebenheiten mit
Eifer nachſtrebte, richtete er zugleich die Kraͤfte ſeines
edlen Geiſtes und anſehnliche Geldmittel auf die Be¬
foͤrderung gemeinnuͤtziger, menſchenfreundlicher Unter¬
nehmungen. Um die Stereotypie in Gang zu bringen,
wandte er betraͤchtliche Summen auf. Zur Ermunterung
mancherlei Gewerbfleißes, fuͤr die Verbeſſerung des oͤffent¬
lichen Unterrichts, wie ſpaͤter fuͤr den Verein zur Foͤr¬
derung der chriſtlichen Moral, fuͤr die Bibelgeſellſchaft
und andre Verbindungen zu aͤhnlichen Zwecken, waren
ſeine großen Beitraͤge wie ſein geiſtiger Antheil hoͤchſt
erſprießlich. Die proteſtantiſche Gemeinde in Paris konnte
jederzeit auf ſeine Fuͤrſorge rechnen, die Schulen und
das Armenweſen dieſer Glaubensgenoſſen insbeſondere
verdankten ihm bedeutende Wohlthaten. Was er fuͤr
Einzelne unermuͤdet gewirkt und geleiſtet, in dieſer wie
in jeder Zeit ſeines Lebens, waͤre unmoͤglich aufzuzaͤhlen.
Doch tritt dies Alles in Schatten vor der leuchtenden
Wirkſamkeit ſeines eben ſo tiefen als reichen und leben¬
digen Geiſtes, der durch den Zauber der hinreißendſten
Beredſamkeit unaufhoͤrlich in das umgebende Leben
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/163>, abgerufen am 23.11.2024.
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