Dinge eingelassen," nochmals zu halten, welches er denn endlich auch zur Zufriedenheit vollbrachte. In der öffentlichen Prüfung hingegen bestand er als vor¬ züglich gut, und wurde demnach im Frühjahr 1800 zur ärztlichen Praxis zugelassen. Durch die Brown'sche Methode, die er in Berlin zuerst laut verkündigte und folgerecht anwandte, machte er Aufsehn, fand mancher¬ lei Anhang, aber auch Gegner; doch da ihm der Ruf großen Scharfsinns und ausgebreiteten Wissens, der ihm vorangegangen, stets zur Seite blieb, so konnten ihn die letztern an seinem Emporkommen auf die Dauer nicht hindern. Im Anfange hatte er jedoch öfters mit Verlegenheiten zu kämpfen, wobei sein Freund Herbert ihm nach Kräften beistand. Gleich im Spätwinter 1800 machte Erhard auch den Versuch, im Lehramte aufzutreten. Er unternahm, nach erlangter höchster Erlaubniß, Vorlesungen für Mediciner über die wich¬ tigsten Lehren der praktischen Heilkunde, und zugleich für das größere gebildete Publikum beiderlei Geschlechts Vorträge über physische Erziehung, Lebensordnung und Krankenpflege, jedoch ohne den gewünschten Erfolg, weil die Mediciner damals in Berlin zu gering an Zahl und die wenigen zu zunftmäßig waren, das größere Publikum aber dergleichen allgemeinen Vor¬ trägen noch nicht so entschieden, wie später nach ver¬ vielfachten Beispielen, öffentlichen Antheil widmete. An schriftstellerischen Arbeiten lieferte Erhard in den
Dinge eingelaſſen,“ nochmals zu halten, welches er denn endlich auch zur Zufriedenheit vollbrachte. In der oͤffentlichen Pruͤfung hingegen beſtand er als vor¬ zuͤglich gut, und wurde demnach im Fruͤhjahr 1800 zur aͤrztlichen Praxis zugelaſſen. Durch die Brown'ſche Methode, die er in Berlin zuerſt laut verkuͤndigte und folgerecht anwandte, machte er Aufſehn, fand mancher¬ lei Anhang, aber auch Gegner; doch da ihm der Ruf großen Scharfſinns und ausgebreiteten Wiſſens, der ihm vorangegangen, ſtets zur Seite blieb, ſo konnten ihn die letztern an ſeinem Emporkommen auf die Dauer nicht hindern. Im Anfange hatte er jedoch oͤfters mit Verlegenheiten zu kaͤmpfen, wobei ſein Freund Herbert ihm nach Kraͤften beiſtand. Gleich im Spaͤtwinter 1800 machte Erhard auch den Verſuch, im Lehramte aufzutreten. Er unternahm, nach erlangter hoͤchſter Erlaubniß, Vorleſungen fuͤr Mediciner uͤber die wich¬ tigſten Lehren der praktiſchen Heilkunde, und zugleich fuͤr das groͤßere gebildete Publikum beiderlei Geſchlechts Vortraͤge uͤber phyſiſche Erziehung, Lebensordnung und Krankenpflege, jedoch ohne den gewuͤnſchten Erfolg, weil die Mediciner damals in Berlin zu gering an Zahl und die wenigen zu zunftmaͤßig waren, das groͤßere Publikum aber dergleichen allgemeinen Vor¬ traͤgen noch nicht ſo entſchieden, wie ſpaͤter nach ver¬ vielfachten Beiſpielen, oͤffentlichen Antheil widmete. An ſchriftſtelleriſchen Arbeiten lieferte Erhard in den
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Dinge eingelaſſen,“ nochmals zu halten, welches er
denn endlich auch zur Zufriedenheit vollbrachte. In
der oͤffentlichen Pruͤfung hingegen beſtand er als vor¬
zuͤglich gut, und wurde demnach im Fruͤhjahr 1800
zur aͤrztlichen Praxis zugelaſſen. Durch die Brown'ſche
Methode, die er in Berlin zuerſt laut verkuͤndigte und
folgerecht anwandte, machte er Aufſehn, fand mancher¬
lei Anhang, aber auch Gegner; doch da ihm der Ruf
großen Scharfſinns und ausgebreiteten Wiſſens, der
ihm vorangegangen, ſtets zur Seite blieb, ſo konnten
ihn die letztern an ſeinem Emporkommen auf die Dauer
nicht hindern. Im Anfange hatte er jedoch oͤfters mit
Verlegenheiten zu kaͤmpfen, wobei ſein Freund Herbert
ihm nach Kraͤften beiſtand. Gleich im Spaͤtwinter
1800 machte Erhard auch den Verſuch, im Lehramte
aufzutreten. Er unternahm, nach erlangter hoͤchſter
Erlaubniß, Vorleſungen fuͤr Mediciner uͤber die wich¬
tigſten Lehren der praktiſchen Heilkunde, und zugleich
fuͤr das groͤßere gebildete Publikum beiderlei Geſchlechts
Vortraͤge uͤber phyſiſche Erziehung, Lebensordnung und
Krankenpflege, jedoch ohne den gewuͤnſchten Erfolg,
weil die Mediciner damals in Berlin zu gering an
Zahl und die wenigen zu zunftmaͤßig waren, das
groͤßere Publikum aber dergleichen allgemeinen Vor¬
traͤgen noch nicht ſo entſchieden, wie ſpaͤter nach ver¬
vielfachten Beiſpielen, oͤffentlichen Antheil widmete.
An ſchriftſtelleriſchen Arbeiten lieferte Erhard in den
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/285>, abgerufen am 24.11.2024.
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