sind hier vorzüglich Fouque, Achim von Arnim und Alexander von der Marwitz namhaft zu machen.
Da die Vorlesungen in Halle fortwährend untersagt blieben, so wandte sich Neumann mit mehreren Freun¬ den wieder nach Berlin, wohin auch Wolf und Schleier¬ macher zogen. Jedoch der Krieg, welcher alle Verhält¬ nisse zerrüttete, erschöpfte auch früher, als es sonst geschehen wäre, die Hülfsquellen Neumann's, und er war genöthigt, den Ausfall durch Erwerb zu decken. Vertraut mit den italiänischen Schriftstellern und be¬ sonders eingenommen von Machiavelli, begann er dessen florentinische Geschichte zu übersetzen, wozu Johann von Müller eine Vorrede und Anmerkungen zu liefern ver¬ sprach, aber nicht lieferte, weil er bald nachher Berlin verließ und dann in westphälische Dienste trat. Die Uebersetzung, eines so wichtigen und schon angekündigten Beitrags entbehrend, gelangte nun um so schwieriger zum Druck, und erschien erst im Jahre 1809 in zwei Bänden, die, weil der Verleger fallirte, wenig in den Buchhandel kamen, aber in Wien nachgedruckt wurden.
Des ungewissen litterarischen Erwerbes überdrüssig, trat Neumann hierauf in das angesehene Haus des Hofmarschalls Grafen von Redern als Erzieher der bei¬ den Söhne desselben. Es bezeichnet eben so sehr den Werth des wackern Erziehers, als den edeln und tüch¬ tigen Sinn dieser achtungswürdigen Familie, daß das vorübergehende Verhältniß eine dauernde Verbindung
ſind hier vorzuͤglich Fouqué, Achim von Arnim und Alexander von der Marwitz namhaft zu machen.
Da die Vorleſungen in Halle fortwaͤhrend unterſagt blieben, ſo wandte ſich Neumann mit mehreren Freun¬ den wieder nach Berlin, wohin auch Wolf und Schleier¬ macher zogen. Jedoch der Krieg, welcher alle Verhaͤlt¬ niſſe zerruͤttete, erſchoͤpfte auch fruͤher, als es ſonſt geſchehen waͤre, die Huͤlfsquellen Neumann's, und er war genoͤthigt, den Ausfall durch Erwerb zu decken. Vertraut mit den italiaͤniſchen Schriftſtellern und be¬ ſonders eingenommen von Machiavelli, begann er deſſen florentiniſche Geſchichte zu uͤberſetzen, wozu Johann von Muͤller eine Vorrede und Anmerkungen zu liefern ver¬ ſprach, aber nicht lieferte, weil er bald nachher Berlin verließ und dann in weſtphaͤliſche Dienſte trat. Die Ueberſetzung, eines ſo wichtigen und ſchon angekuͤndigten Beitrags entbehrend, gelangte nun um ſo ſchwieriger zum Druck, und erſchien erſt im Jahre 1809 in zwei Baͤnden, die, weil der Verleger fallirte, wenig in den Buchhandel kamen, aber in Wien nachgedruckt wurden.
Des ungewiſſen litterariſchen Erwerbes uͤberdruͤſſig, trat Neumann hierauf in das angeſehene Haus des Hofmarſchalls Grafen von Redern als Erzieher der bei¬ den Soͤhne deſſelben. Es bezeichnet eben ſo ſehr den Werth des wackern Erziehers, als den edeln und tuͤch¬ tigen Sinn dieſer achtungswuͤrdigen Familie, daß das voruͤbergehende Verhaͤltniß eine dauernde Verbindung
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ſind hier vorzuͤglich Fouqué, Achim von Arnim und
Alexander von der Marwitz namhaft zu machen.
Da die Vorleſungen in Halle fortwaͤhrend unterſagt
blieben, ſo wandte ſich Neumann mit mehreren Freun¬
den wieder nach Berlin, wohin auch Wolf und Schleier¬
macher zogen. Jedoch der Krieg, welcher alle Verhaͤlt¬
niſſe zerruͤttete, erſchoͤpfte auch fruͤher, als es ſonſt
geſchehen waͤre, die Huͤlfsquellen Neumann's, und er
war genoͤthigt, den Ausfall durch Erwerb zu decken.
Vertraut mit den italiaͤniſchen Schriftſtellern und be¬
ſonders eingenommen von Machiavelli, begann er deſſen
florentiniſche Geſchichte zu uͤberſetzen, wozu Johann von
Muͤller eine Vorrede und Anmerkungen zu liefern ver¬
ſprach, aber nicht lieferte, weil er bald nachher Berlin
verließ und dann in weſtphaͤliſche Dienſte trat. Die
Ueberſetzung, eines ſo wichtigen und ſchon angekuͤndigten
Beitrags entbehrend, gelangte nun um ſo ſchwieriger
zum Druck, und erſchien erſt im Jahre 1809 in zwei
Baͤnden, die, weil der Verleger fallirte, wenig in den
Buchhandel kamen, aber in Wien nachgedruckt wurden.
Des ungewiſſen litterariſchen Erwerbes uͤberdruͤſſig,
trat Neumann hierauf in das angeſehene Haus des
Hofmarſchalls Grafen von Redern als Erzieher der bei¬
den Soͤhne deſſelben. Es bezeichnet eben ſo ſehr den
Werth des wackern Erziehers, als den edeln und tuͤch¬
tigen Sinn dieſer achtungswuͤrdigen Familie, daß das
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/363>, abgerufen am 21.11.2024.
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