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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

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weniger ich um ihretwillen handelte, und je sorgfältiger ich mich
auch für die geringsten Ansprüche hütete! --

Ueberzeugt, liebe Frau Base! von dem gütigen Antheil, den
Sie und der Herr Vetter u. s. w. an meinem Schicksal nehmen,
würd' ich ein Verbrechen zu begehn geglaubt haben durch Vor¬
enthaltung dieser Nachrichten. -- Ich sehe mich endlich auch im
Stande, meine Schuld, mit herzlichem Dank für Ihre Güt' und
Nachsicht, Ihnen abtragen zu können. Sie werden dieselbe von
Böckh bezahlt erhalten, dem ich heute eine Anweisung auf Stra߬
burg zusende. Sollt' Ihnen dieser schuldig geblieben sein bis
jetzt, so fall' Ihr Unwill' auf mich. Das durchaus unvorherge¬
sehene Betragen meines Onkels verzögerte eine Bezahlung an
ihn auf so viel Monat, als ich auf Tage rechnete; doch würd'
ich andre Anstalten getroffen haben, hätt' er mir nicht geschrie¬
ben, es geh' ihm wohl! Mein Aufenthalt in Frankreich war mir
sehr nützlich und von unbezahlbar wohlthätigem Einfluß auf mein
ganzes Leben. Ich habe die Menschheit im Großen arbeiten gese¬
hen mit denselben Triebfedern, womit sie im Kleinen wirkt. Ich
bin mit dem Detail vieler Begebenheiten und Verhältnisse bekannt
geworden, worin ich fremd sein um vieles nicht möchte. Sehr
gerne würd' ich Ihnen manches über die französische Revolution,
über die Haupttriebfedern derselben und über den Karakter der
wichtigsten handelnden Personen mittheilen, erlaubte der enge
Raum eines Briefes auch nur einigermaßen erträglich von diesen
Dingen zu reden. -- Sollten indeß diese oder jene Punkte Sie
oder den Herrn Vetter vorzüglich interessiren, so werd' ich auf
bestimmte Fragen mit vielem Vergnügen und mit möglichster
Vollständigkeit antworten. Ich habe Paris um so lieber verlas¬
sen, weil in den Augenblicken meines Weggehens durchaus alle
Lehranstalten in Unordnung geriethen, und weil, vorzüglich in
meinem Fache, nichts mehr zu profitiren war, man möchte denn

weniger ich um ihretwillen handelte, und je ſorgfaͤltiger ich mich
auch fuͤr die geringſten Anſpruͤche huͤtete! —

Ueberzeugt, liebe Frau Baſe! von dem guͤtigen Antheil, den
Sie und der Herr Vetter u. ſ. w. an meinem Schickſal nehmen,
wuͤrd’ ich ein Verbrechen zu begehn geglaubt haben durch Vor¬
enthaltung dieſer Nachrichten. — Ich ſehe mich endlich auch im
Stande, meine Schuld, mit herzlichem Dank fuͤr Ihre Guͤt' und
Nachſicht, Ihnen abtragen zu koͤnnen. Sie werden dieſelbe von
Boͤckh bezahlt erhalten, dem ich heute eine Anweiſung auf Stra߬
burg zuſende. Sollt’ Ihnen dieſer ſchuldig geblieben ſein bis
jetzt, ſo fall' Ihr Unwill' auf mich. Das durchaus unvorherge¬
ſehene Betragen meines Onkels verzoͤgerte eine Bezahlung an
ihn auf ſo viel Monat, als ich auf Tage rechnete; doch wuͤrd'
ich andre Anſtalten getroffen haben, haͤtt' er mir nicht geſchrie¬
ben, es geh' ihm wohl! Mein Aufenthalt in Frankreich war mir
ſehr nuͤtzlich und von unbezahlbar wohlthaͤtigem Einfluß auf mein
ganzes Leben. Ich habe die Menſchheit im Großen arbeiten geſe¬
hen mit denſelben Triebfedern, womit ſie im Kleinen wirkt. Ich
bin mit dem Detail vieler Begebenheiten und Verhaͤltniſſe bekannt
geworden, worin ich fremd ſein um vieles nicht moͤchte. Sehr
gerne wuͤrd' ich Ihnen manches uͤber die franzoͤſiſche Revolution,
uͤber die Haupttriebfedern derſelben und uͤber den Karakter der
wichtigſten handelnden Perſonen mittheilen, erlaubte der enge
Raum eines Briefes auch nur einigermaßen ertraͤglich von dieſen
Dingen zu reden. — Sollten indeß dieſe oder jene Punkte Sie
oder den Herrn Vetter vorzuͤglich intereſſiren, ſo werd' ich auf
beſtimmte Fragen mit vielem Vergnuͤgen und mit moͤglichſter
Vollſtaͤndigkeit antworten. Ich habe Paris um ſo lieber verlaſ¬
ſen, weil in den Augenblicken meines Weggehens durchaus alle
Lehranſtalten in Unordnung geriethen, und weil, vorzuͤglich in
meinem Fache, nichts mehr zu profitiren war, man moͤchte denn

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[29/0043] weniger ich um ihretwillen handelte, und je ſorgfaͤltiger ich mich auch fuͤr die geringſten Anſpruͤche huͤtete! — Ueberzeugt, liebe Frau Baſe! von dem guͤtigen Antheil, den Sie und der Herr Vetter u. ſ. w. an meinem Schickſal nehmen, wuͤrd’ ich ein Verbrechen zu begehn geglaubt haben durch Vor¬ enthaltung dieſer Nachrichten. — Ich ſehe mich endlich auch im Stande, meine Schuld, mit herzlichem Dank fuͤr Ihre Guͤt' und Nachſicht, Ihnen abtragen zu koͤnnen. Sie werden dieſelbe von Boͤckh bezahlt erhalten, dem ich heute eine Anweiſung auf Stra߬ burg zuſende. Sollt’ Ihnen dieſer ſchuldig geblieben ſein bis jetzt, ſo fall' Ihr Unwill' auf mich. Das durchaus unvorherge¬ ſehene Betragen meines Onkels verzoͤgerte eine Bezahlung an ihn auf ſo viel Monat, als ich auf Tage rechnete; doch wuͤrd' ich andre Anſtalten getroffen haben, haͤtt' er mir nicht geſchrie¬ ben, es geh' ihm wohl! Mein Aufenthalt in Frankreich war mir ſehr nuͤtzlich und von unbezahlbar wohlthaͤtigem Einfluß auf mein ganzes Leben. Ich habe die Menſchheit im Großen arbeiten geſe¬ hen mit denſelben Triebfedern, womit ſie im Kleinen wirkt. Ich bin mit dem Detail vieler Begebenheiten und Verhaͤltniſſe bekannt geworden, worin ich fremd ſein um vieles nicht moͤchte. Sehr gerne wuͤrd' ich Ihnen manches uͤber die franzoͤſiſche Revolution, uͤber die Haupttriebfedern derſelben und uͤber den Karakter der wichtigſten handelnden Perſonen mittheilen, erlaubte der enge Raum eines Briefes auch nur einigermaßen ertraͤglich von dieſen Dingen zu reden. — Sollten indeß dieſe oder jene Punkte Sie oder den Herrn Vetter vorzuͤglich intereſſiren, ſo werd' ich auf beſtimmte Fragen mit vielem Vergnuͤgen und mit moͤglichſter Vollſtaͤndigkeit antworten. Ich habe Paris um ſo lieber verlaſ¬ ſen, weil in den Augenblicken meines Weggehens durchaus alle Lehranſtalten in Unordnung geriethen, und weil, vorzuͤglich in meinem Fache, nichts mehr zu profitiren war, man moͤchte denn

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/43>, abgerufen am 21.11.2024.