gerichtet, kommt in diesen Briefen noch nicht vor. Es ist bekannt, wie er damit in der gelehrten Welt völlig verunglückt ist; nicht einmal großen Lärm hat er damit bewirken können. Er ging an seiner Vermessenheit, an seinem Stolz und Eigensinn, buchstäblich zu Grunde; der Tod übereilte ihn im Groll seiner allseitigen Zer¬ würfniß und Niederlage.
Schultz bleibt jedoch bei allen seinen Mängeln, an denen oft Andre leiden mußten, am meisten aber er selbst litt, ein Mann von höchst achtbaren Seiten. Sein Karakter hatte Großartiges, und würde in Verhältnis¬ sen, die ihm ganz entsprochen hätten, das Außerordent¬ lichste geleistet haben. Was er geistig zu Tage geför¬ dert, lassen wir als problematisch auf sich beruhen, gewiß aber ist nicht alles geradehin zu verwerfen, und es bleibt immer ein Verdienst, so rücksichtslos und mu¬ thig anzugehen, wie er gethan. Neben seiner Zanksucht und seinem Eigensinn konnte er aber auch sehr liebens¬ würdig sein, ächt liebevoll und liebebedürftig, wie die¬ jenigen wohl erfahren, die ihn näher gekannt! Auch Goethe kannte ihn von dieser Seite, und legte gern sein inniges Herzensvertrauen in das empfängliche Gemüth seines Freundes und Anhängers nieder. Zeugniß davon giebt besonders der Brief vom 10. Januar 1829, der über Goethe's Verhältniß zu seinen Werken und dieser zu dem Publikum die gehaltvollsten Bekenntnisse mit¬ theilt. -- In keinem Fall ist der Briefwechsel hier schon
gerichtet, kommt in dieſen Briefen noch nicht vor. Es iſt bekannt, wie er damit in der gelehrten Welt voͤllig verungluͤckt iſt; nicht einmal großen Laͤrm hat er damit bewirken koͤnnen. Er ging an ſeiner Vermeſſenheit, an ſeinem Stolz und Eigenſinn, buchſtaͤblich zu Grunde; der Tod uͤbereilte ihn im Groll ſeiner allſeitigen Zer¬ wuͤrfniß und Niederlage.
Schultz bleibt jedoch bei allen ſeinen Maͤngeln, an denen oft Andre leiden mußten, am meiſten aber er ſelbſt litt, ein Mann von hoͤchſt achtbaren Seiten. Sein Karakter hatte Großartiges, und wuͤrde in Verhaͤltniſ¬ ſen, die ihm ganz entſprochen haͤtten, das Außerordent¬ lichſte geleiſtet haben. Was er geiſtig zu Tage gefoͤr¬ dert, laſſen wir als problematiſch auf ſich beruhen, gewiß aber iſt nicht alles geradehin zu verwerfen, und es bleibt immer ein Verdienſt, ſo ruͤckſichtslos und mu¬ thig anzugehen, wie er gethan. Neben ſeiner Zankſucht und ſeinem Eigenſinn konnte er aber auch ſehr liebens¬ wuͤrdig ſein, aͤcht liebevoll und liebebeduͤrftig, wie die¬ jenigen wohl erfahren, die ihn naͤher gekannt! Auch Goethe kannte ihn von dieſer Seite, und legte gern ſein inniges Herzensvertrauen in das empfaͤngliche Gemuͤth ſeines Freundes und Anhaͤngers nieder. Zeugniß davon giebt beſonders der Brief vom 10. Januar 1829, der uͤber Goethe’s Verhaͤltniß zu ſeinen Werken und dieſer zu dem Publikum die gehaltvollſten Bekenntniſſe mit¬ theilt. — In keinem Fall iſt der Briefwechſel hier ſchon
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gerichtet, kommt in dieſen Briefen noch nicht vor. Es
iſt bekannt, wie er damit in der gelehrten Welt voͤllig
verungluͤckt iſt; nicht einmal großen Laͤrm hat er damit
bewirken koͤnnen. Er ging an ſeiner Vermeſſenheit, an
ſeinem Stolz und Eigenſinn, buchſtaͤblich zu Grunde;
der Tod uͤbereilte ihn im Groll ſeiner allſeitigen Zer¬
wuͤrfniß und Niederlage.
Schultz bleibt jedoch bei allen ſeinen Maͤngeln, an
denen oft Andre leiden mußten, am meiſten aber er
ſelbſt litt, ein Mann von hoͤchſt achtbaren Seiten. Sein
Karakter hatte Großartiges, und wuͤrde in Verhaͤltniſ¬
ſen, die ihm ganz entſprochen haͤtten, das Außerordent¬
lichſte geleiſtet haben. Was er geiſtig zu Tage gefoͤr¬
dert, laſſen wir als problematiſch auf ſich beruhen,
gewiß aber iſt nicht alles geradehin zu verwerfen, und
es bleibt immer ein Verdienſt, ſo ruͤckſichtslos und mu¬
thig anzugehen, wie er gethan. Neben ſeiner Zankſucht
und ſeinem Eigenſinn konnte er aber auch ſehr liebens¬
wuͤrdig ſein, aͤcht liebevoll und liebebeduͤrftig, wie die¬
jenigen wohl erfahren, die ihn naͤher gekannt! Auch
Goethe kannte ihn von dieſer Seite, und legte gern ſein
inniges Herzensvertrauen in das empfaͤngliche Gemuͤth
ſeines Freundes und Anhaͤngers nieder. Zeugniß davon
giebt beſonders der Brief vom 10. Januar 1829, der
uͤber Goethe’s Verhaͤltniß zu ſeinen Werken und dieſer
zu dem Publikum die gehaltvollſten Bekenntniſſe mit¬
theilt. — In keinem Fall iſt der Briefwechſel hier ſchon
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/484>, abgerufen am 24.11.2024.
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