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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

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Ihnen damit eine Freude zu machen, nicht so wohl durch die
Sachen, -- manches, welches nicht angenehm und schön ist, wie
manche Umständlichkeiten im Betragen der Stael, hab' ich nur
angeführt, um Sie mit den Personen bekannter zu machen, --
als durch die Genugthuung, welche entsteht, wenn man umständ¬
lich von Jemand hört, dem man gut ist. Manches hätte besser
gesagt sein können, und ich finde beim Wiederdurchlesen, daß hie
und da französische Wendungen in meinen Brief gekommen sind,
-- halten Sie eins und das andere mir zu gut, denn ich habe
nicht Zeit zum Wiederabschreiben und Verbessern. -- Vieles Ueber¬
gangene und viele unterdrückte Ausführungen würden das Ganze
interessanter gemacht haben, aber ich bin gezwungen gewesen,
mich möglichst kurz zu fassen, und habe nur sagen wollen, was
mir das Nothwendigste schien, um Sie wieder mit mir bekannt
zu machen, und um Sie in den Stand zu setzen, mich selbst und
meine gegenwärtige Lage zu beurtheilen.

Ich weiß, daß ich über vieles Tadel verdiene, aber ich hoffe,
Sie werden nicht zweifeln, daß ich wenigstens nicht noch gut,
brav, und unverdorben sei. Ich liebe das Schön' und Gute
noch eben so warm als jemals, und such' es mir täglich mehr
zu eigen zu machen. Ich bemühe mich, aus meinen Fehlern zu
lernen, und glaube gewonnen zu haben als Mensch und Mann;
ob ich nicht zunächst für den künftigen Staatsbürger meine Zeit
hätte besser anwenden können, weiß ich nicht! Ich erwarte nun
sehnlichst einen recht langen Brief von Ihnen; aber schreiben
Sie ja recht freundschaftlich, sonst komm' ich selbst, und wie böse
Sie dann auch sein mögen, Sie sollen mich nicht sehn, ohne
mich wieder zu lieben.

Vorzüglich inständig bitt' ich um den Rath des lieben Herrn
Vetters. Der Weg, den ich vor mir habe, scheint mir schön zu
sein. Die Weite des Wirkungskreises, wozu er führen könnte;

Ihnen damit eine Freude zu machen, nicht ſo wohl durch die
Sachen, — manches, welches nicht angenehm und ſchoͤn iſt, wie
manche Umſtaͤndlichkeiten im Betragen der Staël, hab' ich nur
angefuͤhrt, um Sie mit den Perſonen bekannter zu machen, —
als durch die Genugthuung, welche entſteht, wenn man umſtaͤnd¬
lich von Jemand hoͤrt, dem man gut iſt. Manches haͤtte beſſer
geſagt ſein koͤnnen, und ich finde beim Wiederdurchleſen, daß hie
und da franzoͤſiſche Wendungen in meinen Brief gekommen ſind,
— halten Sie eins und das andere mir zu gut, denn ich habe
nicht Zeit zum Wiederabſchreiben und Verbeſſern. — Vieles Ueber¬
gangene und viele unterdruͤckte Ausfuͤhrungen wuͤrden das Ganze
intereſſanter gemacht haben, aber ich bin gezwungen geweſen,
mich moͤglichſt kurz zu faſſen, und habe nur ſagen wollen, was
mir das Nothwendigſte ſchien, um Sie wieder mit mir bekannt
zu machen, und um Sie in den Stand zu ſetzen, mich ſelbſt und
meine gegenwaͤrtige Lage zu beurtheilen.

Ich weiß, daß ich uͤber vieles Tadel verdiene, aber ich hoffe,
Sie werden nicht zweifeln, daß ich wenigſtens nicht noch gut,
brav, und unverdorben ſei. Ich liebe das Schoͤn' und Gute
noch eben ſo warm als jemals, und ſuch' es mir taͤglich mehr
zu eigen zu machen. Ich bemuͤhe mich, aus meinen Fehlern zu
lernen, und glaube gewonnen zu haben als Menſch und Mann;
ob ich nicht zunaͤchſt fuͤr den kuͤnftigen Staatsbuͤrger meine Zeit
haͤtte beſſer anwenden koͤnnen, weiß ich nicht! Ich erwarte nun
ſehnlichſt einen recht langen Brief von Ihnen; aber ſchreiben
Sie ja recht freundſchaftlich, ſonſt komm' ich ſelbſt, und wie boͤſe
Sie dann auch ſein moͤgen, Sie ſollen mich nicht ſehn, ohne
mich wieder zu lieben.

Vorzuͤglich inſtaͤndig bitt' ich um den Rath des lieben Herrn
Vetters. Der Weg, den ich vor mir habe, ſcheint mir ſchoͤn zu
ſein. Die Weite des Wirkungskreiſes, wozu er fuͤhren koͤnnte;

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[66/0080] Ihnen damit eine Freude zu machen, nicht ſo wohl durch die Sachen, — manches, welches nicht angenehm und ſchoͤn iſt, wie manche Umſtaͤndlichkeiten im Betragen der Staël, hab' ich nur angefuͤhrt, um Sie mit den Perſonen bekannter zu machen, — als durch die Genugthuung, welche entſteht, wenn man umſtaͤnd¬ lich von Jemand hoͤrt, dem man gut iſt. Manches haͤtte beſſer geſagt ſein koͤnnen, und ich finde beim Wiederdurchleſen, daß hie und da franzoͤſiſche Wendungen in meinen Brief gekommen ſind, — halten Sie eins und das andere mir zu gut, denn ich habe nicht Zeit zum Wiederabſchreiben und Verbeſſern. — Vieles Ueber¬ gangene und viele unterdruͤckte Ausfuͤhrungen wuͤrden das Ganze intereſſanter gemacht haben, aber ich bin gezwungen geweſen, mich moͤglichſt kurz zu faſſen, und habe nur ſagen wollen, was mir das Nothwendigſte ſchien, um Sie wieder mit mir bekannt zu machen, und um Sie in den Stand zu ſetzen, mich ſelbſt und meine gegenwaͤrtige Lage zu beurtheilen. Ich weiß, daß ich uͤber vieles Tadel verdiene, aber ich hoffe, Sie werden nicht zweifeln, daß ich wenigſtens nicht noch gut, brav, und unverdorben ſei. Ich liebe das Schoͤn' und Gute noch eben ſo warm als jemals, und ſuch' es mir taͤglich mehr zu eigen zu machen. Ich bemuͤhe mich, aus meinen Fehlern zu lernen, und glaube gewonnen zu haben als Menſch und Mann; ob ich nicht zunaͤchſt fuͤr den kuͤnftigen Staatsbuͤrger meine Zeit haͤtte beſſer anwenden koͤnnen, weiß ich nicht! Ich erwarte nun ſehnlichſt einen recht langen Brief von Ihnen; aber ſchreiben Sie ja recht freundſchaftlich, ſonſt komm' ich ſelbſt, und wie boͤſe Sie dann auch ſein moͤgen, Sie ſollen mich nicht ſehn, ohne mich wieder zu lieben. Vorzuͤglich inſtaͤndig bitt' ich um den Rath des lieben Herrn Vetters. Der Weg, den ich vor mir habe, ſcheint mir ſchoͤn zu ſein. Die Weite des Wirkungskreiſes, wozu er fuͤhren koͤnnte;

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/80>, abgerufen am 21.11.2024.