Leute von mir, welche sich noch freundschaftlich meiner er¬ innern! I. E. Bollmann.
N. S. Ihren Antworten seh' ich entgegen unter Couvert der Herren Fetschow und Jury in Berlin! --
Haben Sie die Güte, diesen Brief aufzuheben, weil der Fall kommen könnte, daß ich bei der einen oder andern Gelegenheit, wenigstens auf eine kurze Zeit, darüber verfügen zu können wünschen würde. --
7.
Rotterdam, den 21. Januar 1794.
Ich bin, liebe Freundin, wieder auf meiner Rückreise nach England begriffen. Morgen gehe ich von Helvontsluis und dann von da nach Harwich. Weil es mit dem Wasser allemal etwas mißlich ist, so will ich lieber zuvor noch für Ihren gütigen, lieben, herzlichen Brief vom 31. October Ihnen danken. Giebt's dann ein Unglück -- nun wohl! so werde ich doch dermaleinst wenig¬ stens nicht mit Vorwürfen empfangen! --
Meine Bemühungen sind vergeblich gewesen, und haben es sein müssen aus dem simpeln Grunde, weil die gewöhnlichen Menschen keinen Glauben an Tugend haben, sondern jeden un¬ gefähr für eben so schlecht halten, als sich selbst, und andere Leute, die in ihrer Gewalt sind, deßwegen behandeln, wie sie selbst behandelt zu werden verdienten. Meine Reise ist indessen meinen Committenten indirekt nützlich geworden. Ich ging von Berlin nach Hamburg, wo ich sechs Wochen zugebracht habe.-- Am 11. reisete ich von dort ab; sah im Vorbeigehn meinen Schwager in Lüneburg, meinen Vater in Hoya, meinen Vetter in Bremen, fuhr dann Tag und Nacht durch, kam am 17. nach Amsterdam, und bin nun hier. Ich bin in größter Eile, um nach London zu kommen! --
Leute von mir, welche ſich noch freundſchaftlich meiner er¬ innern! I. E. Bollmann.
N. S. Ihren Antworten ſeh' ich entgegen unter Couvert der Herren Fetſchow und Jury in Berlin! —
Haben Sie die Guͤte, dieſen Brief aufzuheben, weil der Fall kommen koͤnnte, daß ich bei der einen oder andern Gelegenheit, wenigſtens auf eine kurze Zeit, daruͤber verfuͤgen zu koͤnnen wuͤnſchen wuͤrde. —
7.
Rotterdam, den 21. Januar 1794.
Ich bin, liebe Freundin, wieder auf meiner Ruͤckreiſe nach England begriffen. Morgen gehe ich von Helvontſluis und dann von da nach Harwich. Weil es mit dem Waſſer allemal etwas mißlich iſt, ſo will ich lieber zuvor noch fuͤr Ihren guͤtigen, lieben, herzlichen Brief vom 31. October Ihnen danken. Giebt's dann ein Ungluͤck — nun wohl! ſo werde ich doch dermaleinſt wenig¬ ſtens nicht mit Vorwuͤrfen empfangen! —
Meine Bemuͤhungen ſind vergeblich geweſen, und haben es ſein muͤſſen aus dem ſimpeln Grunde, weil die gewoͤhnlichen Menſchen keinen Glauben an Tugend haben, ſondern jeden un¬ gefaͤhr fuͤr eben ſo ſchlecht halten, als ſich ſelbſt, und andere Leute, die in ihrer Gewalt ſind, deßwegen behandeln, wie ſie ſelbſt behandelt zu werden verdienten. Meine Reiſe iſt indeſſen meinen Committenten indirekt nuͤtzlich geworden. Ich ging von Berlin nach Hamburg, wo ich ſechs Wochen zugebracht habe.— Am 11. reiſete ich von dort ab; ſah im Vorbeigehn meinen Schwager in Luͤneburg, meinen Vater in Hoya, meinen Vetter in Bremen, fuhr dann Tag und Nacht durch, kam am 17. nach Amſterdam, und bin nun hier. Ich bin in groͤßter Eile, um nach London zu kommen! —
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Leute von mir, welche ſich noch freundſchaftlich meiner er¬
innern! I. E. Bollmann.
N. S. Ihren Antworten ſeh' ich entgegen unter Couvert
der Herren Fetſchow und Jury in Berlin! —
Haben Sie die Guͤte, dieſen Brief aufzuheben, weil der Fall
kommen koͤnnte, daß ich bei der einen oder andern Gelegenheit,
wenigſtens auf eine kurze Zeit, daruͤber verfuͤgen zu koͤnnen
wuͤnſchen wuͤrde. —
7.
Rotterdam, den 21. Januar 1794.
Ich bin, liebe Freundin, wieder auf meiner Ruͤckreiſe nach
England begriffen. Morgen gehe ich von Helvontſluis und dann
von da nach Harwich. Weil es mit dem Waſſer allemal etwas
mißlich iſt, ſo will ich lieber zuvor noch fuͤr Ihren guͤtigen, lieben,
herzlichen Brief vom 31. October Ihnen danken. Giebt's dann
ein Ungluͤck — nun wohl! ſo werde ich doch dermaleinſt wenig¬
ſtens nicht mit Vorwuͤrfen empfangen! —
Meine Bemuͤhungen ſind vergeblich geweſen, und haben es
ſein muͤſſen aus dem ſimpeln Grunde, weil die gewoͤhnlichen
Menſchen keinen Glauben an Tugend haben, ſondern jeden un¬
gefaͤhr fuͤr eben ſo ſchlecht halten, als ſich ſelbſt, und andere
Leute, die in ihrer Gewalt ſind, deßwegen behandeln, wie ſie
ſelbſt behandelt zu werden verdienten. Meine Reiſe iſt indeſſen
meinen Committenten indirekt nuͤtzlich geworden. Ich ging von
Berlin nach Hamburg, wo ich ſechs Wochen zugebracht habe.—
Am 11. reiſete ich von dort ab; ſah im Vorbeigehn meinen
Schwager in Luͤneburg, meinen Vater in Hoya, meinen Vetter
in Bremen, fuhr dann Tag und Nacht durch, kam am 17. nach
Amſterdam, und bin nun hier. Ich bin in groͤßter Eile, um
nach London zu kommen! —
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/83>, abgerufen am 21.11.2024.
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