Während der schönen Sommermonate kam hierauf noch andrer Besuch nach Halle, der schon eine Zeit lang angekündigt und uns höchst erwünscht war. Achim von Arnim erschien, und bezog in Gibichenstein bei Reichardt die für ihn schon bereit gehaltene Wohnung. Seine stattliche Größe und edle Haltung, sein ungezwungener Freimuth und geselliger Frohsinn, vereinigten sich zu einem durchaus wohlthätigen Eindruck. Man sah ihm sogleich an, daß in ihm, weder über ihn selbst noch über die Außendinge, ein störender Zweifel war, daß er sei¬ nen Neigungen harmlos folgte, und durch keinerlei falsche oder verdeckte Ansprüche geleitet wurde. Auch daß das Glück ihn durch Naturgaben und Umstände günstig bedacht, ihn zu keinen verkehrten oder beengten Verhältnissen hinabgedrückt, sondern ihm jede Entwick¬ lung erleichtert hatte, ließ sich an diesem gelungenen Menschengebilde wohl wahrnehmen. Ich spreche hier von seiner damaligen Erscheinung, was in späterer Zeit dieses heitre Bild hin und wieder getrübt haben mag, bleibe künftigem Orte, sofern es nöthig sein wird, vor¬ behalten. Arnim war für mich ein herrlicher Anblick, den einiges übelwilliges Reden Harschers und kopfschüt¬ telnde Lächeln von Marwitz und selbst von Steffens, so wenig wie die Reichardt'sche Umgebung, welche hier ganz untrennbar war, mir nicht verkümmern konnten. Mit mehr liebevoller Offenheit war mir noch niemand entgegengekommen, mein grüßendes Wort aus Hamburg
Waͤhrend der ſchoͤnen Sommermonate kam hierauf noch andrer Beſuch nach Halle, der ſchon eine Zeit lang angekuͤndigt und uns hoͤchſt erwuͤnſcht war. Achim von Arnim erſchien, und bezog in Gibichenſtein bei Reichardt die fuͤr ihn ſchon bereit gehaltene Wohnung. Seine ſtattliche Groͤße und edle Haltung, ſein ungezwungener Freimuth und geſelliger Frohſinn, vereinigten ſich zu einem durchaus wohlthaͤtigen Eindruck. Man ſah ihm ſogleich an, daß in ihm, weder uͤber ihn ſelbſt noch uͤber die Außendinge, ein ſtoͤrender Zweifel war, daß er ſei¬ nen Neigungen harmlos folgte, und durch keinerlei falſche oder verdeckte Anſpruͤche geleitet wurde. Auch daß das Gluͤck ihn durch Naturgaben und Umſtaͤnde guͤnſtig bedacht, ihn zu keinen verkehrten oder beengten Verhaͤltniſſen hinabgedruͤckt, ſondern ihm jede Entwick¬ lung erleichtert hatte, ließ ſich an dieſem gelungenen Menſchengebilde wohl wahrnehmen. Ich ſpreche hier von ſeiner damaligen Erſcheinung, was in ſpaͤterer Zeit dieſes heitre Bild hin und wieder getruͤbt haben mag, bleibe kuͤnftigem Orte, ſofern es noͤthig ſein wird, vor¬ behalten. Arnim war fuͤr mich ein herrlicher Anblick, den einiges uͤbelwilliges Reden Harſchers und kopfſchuͤt¬ telnde Laͤcheln von Marwitz und ſelbſt von Steffens, ſo wenig wie die Reichardt’ſche Umgebung, welche hier ganz untrennbar war, mir nicht verkuͤmmern konnten. Mit mehr liebevoller Offenheit war mir noch niemand entgegengekommen, mein gruͤßendes Wort aus Hamburg
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Waͤhrend der ſchoͤnen Sommermonate kam hierauf
noch andrer Beſuch nach Halle, der ſchon eine Zeit lang
angekuͤndigt und uns hoͤchſt erwuͤnſcht war. Achim von
Arnim erſchien, und bezog in Gibichenſtein bei Reichardt
die fuͤr ihn ſchon bereit gehaltene Wohnung. Seine
ſtattliche Groͤße und edle Haltung, ſein ungezwungener
Freimuth und geſelliger Frohſinn, vereinigten ſich zu
einem durchaus wohlthaͤtigen Eindruck. Man ſah ihm
ſogleich an, daß in ihm, weder uͤber ihn ſelbſt noch uͤber
die Außendinge, ein ſtoͤrender Zweifel war, daß er ſei¬
nen Neigungen harmlos folgte, und durch keinerlei
falſche oder verdeckte Anſpruͤche geleitet wurde. Auch
daß das Gluͤck ihn durch Naturgaben und Umſtaͤnde
guͤnſtig bedacht, ihn zu keinen verkehrten oder beengten
Verhaͤltniſſen hinabgedruͤckt, ſondern ihm jede Entwick¬
lung erleichtert hatte, ließ ſich an dieſem gelungenen
Menſchengebilde wohl wahrnehmen. Ich ſpreche hier
von ſeiner damaligen Erſcheinung, was in ſpaͤterer Zeit
dieſes heitre Bild hin und wieder getruͤbt haben mag,
bleibe kuͤnftigem Orte, ſofern es noͤthig ſein wird, vor¬
behalten. Arnim war fuͤr mich ein herrlicher Anblick,
den einiges uͤbelwilliges Reden Harſchers und kopfſchuͤt¬
telnde Laͤcheln von Marwitz und ſelbſt von Steffens, ſo
wenig wie die Reichardt’ſche Umgebung, welche hier
ganz untrennbar war, mir nicht verkuͤmmern konnten.
Mit mehr liebevoller Offenheit war mir noch niemand
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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