Thätigkeit; die Besitzer der Herrschaften und Güter, die junge Mannschaft aus den Dörfern und Städten, die kaiserlichen Beamten selbst, alles war zur allgemeinen Vertheidigung bei Linientruppen oder Landwehr einge¬ rückt, und nur hin und wieder sah man einige schwache Abtheilungen neuausgehobener Truppen, welche gleich¬ falls zu dem Heere stoßen sollten, und vorher nur noth¬ dürftig abgerichtet wurden.
In Olmütz fanden wir den ausführlichen Bericht über die Schlacht von Aspern, wie er amtlich abgefaßt worden und eben im Druck erschienen war. Begierig griffen wir nach diesem Heft, welches den früheren, eiligen und kurzen Nachrichten zur Ergänzung diente, und uns nunmehr ein deutliches Bild des großen Ereig¬ nisses vor Augen stellte. Die sachgründliche Erzählung, zuweilen lebhafter einschreitend, machte auf uns einen begeisternden Eindruck, sie wurde laut vorgelesen, viel¬ fältig überdacht und besprochen; vor- und rückwärts knüpften sich hier die mannigfachsten Betrachtungen für uns an. Als wir den Verlust der Oesterreicher mit ihrer anfänglichen Stärke verglichen, und das Ergebniß fanden, daß der vierte Mann getödtet oder verwundet worden, lag die Bemerkung nah, daß für eine neue Schlacht in gleichem Verhältniß auch von uns Vieren Einer zu rechnen sei, und ich warf die Aeußerung hin, ich würde dieser wohl sein; ich mußte das aussprechen,
Thaͤtigkeit; die Beſitzer der Herrſchaften und Guͤter, die junge Mannſchaft aus den Doͤrfern und Staͤdten, die kaiſerlichen Beamten ſelbſt, alles war zur allgemeinen Vertheidigung bei Linientruppen oder Landwehr einge¬ ruͤckt, und nur hin und wieder ſah man einige ſchwache Abtheilungen neuausgehobener Truppen, welche gleich¬ falls zu dem Heere ſtoßen ſollten, und vorher nur noth¬ duͤrftig abgerichtet wurden.
In Olmuͤtz fanden wir den ausfuͤhrlichen Bericht uͤber die Schlacht von Aſpern, wie er amtlich abgefaßt worden und eben im Druck erſchienen war. Begierig griffen wir nach dieſem Heft, welches den fruͤheren, eiligen und kurzen Nachrichten zur Ergaͤnzung diente, und uns nunmehr ein deutliches Bild des großen Ereig¬ niſſes vor Augen ſtellte. Die ſachgruͤndliche Erzaͤhlung, zuweilen lebhafter einſchreitend, machte auf uns einen begeiſternden Eindruck, ſie wurde laut vorgeleſen, viel¬ faͤltig uͤberdacht und beſprochen; vor- und ruͤckwaͤrts knuͤpften ſich hier die mannigfachſten Betrachtungen fuͤr uns an. Als wir den Verluſt der Oeſterreicher mit ihrer anfaͤnglichen Staͤrke verglichen, und das Ergebniß fanden, daß der vierte Mann getoͤdtet oder verwundet worden, lag die Bemerkung nah, daß fuͤr eine neue Schlacht in gleichem Verhaͤltniß auch von uns Vieren Einer zu rechnen ſei, und ich warf die Aeußerung hin, ich wuͤrde dieſer wohl ſein; ich mußte das ausſprechen,
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Thaͤtigkeit; die Beſitzer der Herrſchaften und Guͤter, die
junge Mannſchaft aus den Doͤrfern und Staͤdten, die
kaiſerlichen Beamten ſelbſt, alles war zur allgemeinen
Vertheidigung bei Linientruppen oder Landwehr einge¬
ruͤckt, und nur hin und wieder ſah man einige ſchwache
Abtheilungen neuausgehobener Truppen, welche gleich¬
falls zu dem Heere ſtoßen ſollten, und vorher nur noth¬
duͤrftig abgerichtet wurden.
In Olmuͤtz fanden wir den ausfuͤhrlichen Bericht
uͤber die Schlacht von Aſpern, wie er amtlich abgefaßt
worden und eben im Druck erſchienen war. Begierig
griffen wir nach dieſem Heft, welches den fruͤheren,
eiligen und kurzen Nachrichten zur Ergaͤnzung diente,
und uns nunmehr ein deutliches Bild des großen Ereig¬
niſſes vor Augen ſtellte. Die ſachgruͤndliche Erzaͤhlung,
zuweilen lebhafter einſchreitend, machte auf uns einen
begeiſternden Eindruck, ſie wurde laut vorgeleſen, viel¬
faͤltig uͤberdacht und beſprochen; vor- und ruͤckwaͤrts
knuͤpften ſich hier die mannigfachſten Betrachtungen fuͤr
uns an. Als wir den Verluſt der Oeſterreicher mit
ihrer anfaͤnglichen Staͤrke verglichen, und das Ergebniß
fanden, daß der vierte Mann getoͤdtet oder verwundet
worden, lag die Bemerkung nah, daß fuͤr eine neue
Schlacht in gleichem Verhaͤltniß auch von uns Vieren
Einer zu rechnen ſei, und ich warf die Aeußerung hin,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/196>, abgerufen am 16.02.2025.
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