großem Verlust weit in die Ebene gegen Rasdorf. Der links von Baumersdorf über den Rußbach gedrungene Feind, zwei Divisionen, geführt von den Generalen Macdonald und Lamarque, denen zwei andre Divisionen, vom General Grenier befehligt, unter des Vicekönigs Eugen eigner Anführung nachrückten, benutzte eine Schlucht, welche sie schnell auf die Höhe und grade auf den Zwischenraum des ersten und zweiten Heer¬ theils führte; sie warfen sich gegen den Flügel des ersteren, und begannen denselben aufzurollen. Der französische General Dupas führte den Angriff mit aller Kraft; es erhob sich ein scharfer Kampf, man wechselte Gewehr¬ feuer in größter Nähe, man erhob die Kolben und und legte das Bajonet ein. Der feindliche Stoß auf unsern linken Flügel war jedoch zu heftig, als daß die schwache Linie hätte widerstehen können, sie wurde ge¬ sprengt, die äußersten Enden schlugen sich in Haken um, und die Regimenter Argenteau, Vogelsang und ein Theil von Erzherzog Rainer sahen sich auf das zweite Treffen zurückgeworfen. Im ersten Anstürmen des Feindes traf mich ein Schuß durch den Oberschenkel, und ich konnte von nun an nur müßiger Zeuge der ferneren Vorgänge sein, welche das Schlachtfeld darbot. Die Verwirrung war eine Zeit lang sehr groß, und konnte schlimme Folgen haben. Der Erzherzog Gene¬ ralissimus, begleitet von seinen Gehülfen, den Generalen Graf von Grünne und Freiherrn von Wimpfen, eilte
großem Verluſt weit in die Ebene gegen Rasdorf. Der links von Baumersdorf uͤber den Rußbach gedrungene Feind, zwei Diviſionen, gefuͤhrt von den Generalen Macdonald und Lamarque, denen zwei andre Diviſionen, vom General Grenier befehligt, unter des Vicekoͤnigs Eugen eigner Anfuͤhrung nachruͤckten, benutzte eine Schlucht, welche ſie ſchnell auf die Hoͤhe und grade auf den Zwiſchenraum des erſten und zweiten Heer¬ theils fuͤhrte; ſie warfen ſich gegen den Fluͤgel des erſteren, und begannen denſelben aufzurollen. Der franzoͤſiſche General Dupas fuͤhrte den Angriff mit aller Kraft; es erhob ſich ein ſcharfer Kampf, man wechſelte Gewehr¬ feuer in groͤßter Naͤhe, man erhob die Kolben und und legte das Bajonet ein. Der feindliche Stoß auf unſern linken Fluͤgel war jedoch zu heftig, als daß die ſchwache Linie haͤtte widerſtehen koͤnnen, ſie wurde ge¬ ſprengt, die aͤußerſten Enden ſchlugen ſich in Haken um, und die Regimenter Argenteau, Vogelſang und ein Theil von Erzherzog Rainer ſahen ſich auf das zweite Treffen zuruͤckgeworfen. Im erſten Anſtuͤrmen des Feindes traf mich ein Schuß durch den Oberſchenkel, und ich konnte von nun an nur muͤßiger Zeuge der ferneren Vorgaͤnge ſein, welche das Schlachtfeld darbot. Die Verwirrung war eine Zeit lang ſehr groß, und konnte ſchlimme Folgen haben. Der Erzherzog Gene¬ raliſſimus, begleitet von ſeinen Gehuͤlfen, den Generalen Graf von Gruͤnne und Freiherrn von Wimpfen, eilte
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großem Verluſt weit in die Ebene gegen Rasdorf. Der
links von Baumersdorf uͤber den Rußbach gedrungene
Feind, zwei Diviſionen, gefuͤhrt von den Generalen
Macdonald und Lamarque, denen zwei andre Diviſionen,
vom General Grenier befehligt, unter des Vicekoͤnigs
Eugen eigner Anfuͤhrung nachruͤckten, benutzte eine
Schlucht, welche ſie ſchnell auf die Hoͤhe und grade
auf den Zwiſchenraum des erſten und zweiten Heer¬
theils fuͤhrte; ſie warfen ſich gegen den Fluͤgel des erſteren,
und begannen denſelben aufzurollen. Der franzoͤſiſche
General Dupas fuͤhrte den Angriff mit aller Kraft;
es erhob ſich ein ſcharfer Kampf, man wechſelte Gewehr¬
feuer in groͤßter Naͤhe, man erhob die Kolben und
und legte das Bajonet ein. Der feindliche Stoß auf
unſern linken Fluͤgel war jedoch zu heftig, als daß die
ſchwache Linie haͤtte widerſtehen koͤnnen, ſie wurde ge¬
ſprengt, die aͤußerſten Enden ſchlugen ſich in Haken
um, und die Regimenter Argenteau, Vogelſang und
ein Theil von Erzherzog Rainer ſahen ſich auf das
zweite Treffen zuruͤckgeworfen. Im erſten Anſtuͤrmen
des Feindes traf mich ein Schuß durch den Oberſchenkel,
und ich konnte von nun an nur muͤßiger Zeuge der
ferneren Vorgaͤnge ſein, welche das Schlachtfeld darbot.
Die Verwirrung war eine Zeit lang ſehr groß, und
konnte ſchlimme Folgen haben. Der Erzherzog Gene¬
raliſſimus, begleitet von ſeinen Gehuͤlfen, den Generalen
Graf von Gruͤnne und Freiherrn von Wimpfen, eilte
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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