Stamersdorf aufgestellt. Der sechste und dritte Heer¬ theil sollten um 1 Uhr aufbrechen, die Grenadiere um 3 Uhr, der erste und vierte Heertheil um 4 Uhr. Die Stille wurde besonders empfohlen und das unwirksame Schießen auf zu große Entfernungen verboten. Die Schlachtordnung des Fußvolks waren Bataillonsmassen, mit Plänklern voran. Diese Schlachtordnung hatte der Erzherzog Generalissimus bei dem Heere eingeführt, und sie war in der Schlacht bei Aspern durch den grö߬ ten Erfolg bewährt worden. Die Bataillone, jedes gewöhnlich zu sechs Kompagnieen, stellten diese zu zwölf bis achtzehn Gliedern Tiefe, und bildeten hiedurch gefüllte Vierecke, welche, in großen Zwischenräumen von ein¬ ander aufgestellt, eine Reihe von undurchdringlichen Körpern darboten; sie marschirten in dieser Ordnung, schlugen Reiterangriffe zurück, stürmten ihnen sogar ent¬ gegen, wurden im Weichen nicht leicht zersprengt; gegen Geschütz waren sie im Nachtheil, doch gab es auch hiergegen manche Aushülfe.
Der ganze Angriff war berechnet, den Feind von seiner Verbindung mit der Lobau abzuschneiden und in die Ebene des Marchfeldes zu versprengen. Der Schnel¬ ligkeit und Kraft des Entschlusses entsprach leider die Ausführung nicht; schon die Ueberbringung der einzelnen Befehle verzögerte sich in der Dunkelheit der Nacht; für die Truppenbewegung selbst aber wäre bei so großen Räumen ein rascheres Einschreiten nöthig gewesen, als
Stamersdorf aufgeſtellt. Der ſechſte und dritte Heer¬ theil ſollten um 1 Uhr aufbrechen, die Grenadiere um 3 Uhr, der erſte und vierte Heertheil um 4 Uhr. Die Stille wurde beſonders empfohlen und das unwirkſame Schießen auf zu große Entfernungen verboten. Die Schlachtordnung des Fußvolks waren Bataillonsmaſſen, mit Plaͤnklern voran. Dieſe Schlachtordnung hatte der Erzherzog Generaliſſimus bei dem Heere eingefuͤhrt, und ſie war in der Schlacht bei Aſpern durch den groͤ߬ ten Erfolg bewaͤhrt worden. Die Bataillone, jedes gewoͤhnlich zu ſechs Kompagnieen, ſtellten dieſe zu zwoͤlf bis achtzehn Gliedern Tiefe, und bildeten hiedurch gefuͤllte Vierecke, welche, in großen Zwiſchenraͤumen von ein¬ ander aufgeſtellt, eine Reihe von undurchdringlichen Koͤrpern darboten; ſie marſchirten in dieſer Ordnung, ſchlugen Reiterangriffe zuruͤck, ſtuͤrmten ihnen ſogar ent¬ gegen, wurden im Weichen nicht leicht zerſprengt; gegen Geſchuͤtz waren ſie im Nachtheil, doch gab es auch hiergegen manche Aushuͤlfe.
Der ganze Angriff war berechnet, den Feind von ſeiner Verbindung mit der Lobau abzuſchneiden und in die Ebene des Marchfeldes zu verſprengen. Der Schnel¬ ligkeit und Kraft des Entſchluſſes entſprach leider die Ausfuͤhrung nicht; ſchon die Ueberbringung der einzelnen Befehle verzoͤgerte ſich in der Dunkelheit der Nacht; fuͤr die Truppenbewegung ſelbſt aber waͤre bei ſo großen Raͤumen ein raſcheres Einſchreiten noͤthig geweſen, als
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Stamersdorf aufgeſtellt. Der ſechſte und dritte Heer¬
theil ſollten um 1 Uhr aufbrechen, die Grenadiere um
3 Uhr, der erſte und vierte Heertheil um 4 Uhr. Die
Stille wurde beſonders empfohlen und das unwirkſame
Schießen auf zu große Entfernungen verboten. Die
Schlachtordnung des Fußvolks waren Bataillonsmaſſen,
mit Plaͤnklern voran. Dieſe Schlachtordnung hatte der
Erzherzog Generaliſſimus bei dem Heere eingefuͤhrt,
und ſie war in der Schlacht bei Aſpern durch den groͤ߬
ten Erfolg bewaͤhrt worden. Die Bataillone, jedes
gewoͤhnlich zu ſechs Kompagnieen, ſtellten dieſe zu zwoͤlf
bis achtzehn Gliedern Tiefe, und bildeten hiedurch gefuͤllte
Vierecke, welche, in großen Zwiſchenraͤumen von ein¬
ander aufgeſtellt, eine Reihe von undurchdringlichen
Koͤrpern darboten; ſie marſchirten in dieſer Ordnung,
ſchlugen Reiterangriffe zuruͤck, ſtuͤrmten ihnen ſogar ent¬
gegen, wurden im Weichen nicht leicht zerſprengt; gegen
Geſchuͤtz waren ſie im Nachtheil, doch gab es auch
hiergegen manche Aushuͤlfe.
Der ganze Angriff war berechnet, den Feind von
ſeiner Verbindung mit der Lobau abzuſchneiden und in
die Ebene des Marchfeldes zu verſprengen. Der Schnel¬
ligkeit und Kraft des Entſchluſſes entſprach leider die
Ausfuͤhrung nicht; ſchon die Ueberbringung der einzelnen
Befehle verzoͤgerte ſich in der Dunkelheit der Nacht;
fuͤr die Truppenbewegung ſelbſt aber waͤre bei ſo großen
Raͤumen ein raſcheres Einſchreiten noͤthig geweſen, als
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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