Er gab unausgesetzt Befehle und ordnete die Bewe¬ gungen an, welche den Stand entscheiden sollten; noch immer ließ er Truppen gegen Markgrafen-Neusiedel ziehen und die dortige Umgehung der österreichischen linken Flanke eifrig fortsetzen; er hielt sich für stark genug, beide Angriffe, den gegen den linken Flügel und den gegen die Mitte, gleichzeitig auszuführen. Der nächste und dringendste Zweck war allerdings, durch die Wegnahme von Atterkla seine Mitte sicherzustellen, welche der ungestüme und nachtheilige Andrang der Oester¬ reicher zu gefährden anfing.
In der Ebene vor Rasdorf, gegen Atterkla und Breitenlee, ließ der Marschall Massena nunmehr eine starke Linie französischer Reiterei aufmarschiren, und unmittelbar darauf führt er selbst, weil ihm der General Carra Saint-Cyr mit seiner Division nicht rasch genug vordringt, zwei gedrängte Schaaren Fußvolk rechts und links gegen Atterkla stürmend an; nicht das heftige Gewehrfeuer der österreichischen Grenadiere noch der mörderische Kartätschenhagel des Geschützes hemmt diese unerschrockenen Truppen, bei jedem Schritt werden ihre Reihen gelichtet, aber sie stürmen unaufhaltsam vor¬ wärts. Schon war Atterkla von ihnen erobert, und die österreichischen Bataillone wichen bestürzt dem un¬ gestümen Anfall, der plötzlich über sie kam und den Feind schon in ihre Linie eingedrungen zeigte. Die Gefahr war groß, und der Sieg auf diesem Punkte
Er gab unausgeſetzt Befehle und ordnete die Bewe¬ gungen an, welche den Stand entſcheiden ſollten; noch immer ließ er Truppen gegen Markgrafen-Neuſiedel ziehen und die dortige Umgehung der oͤſterreichiſchen linken Flanke eifrig fortſetzen; er hielt ſich fuͤr ſtark genug, beide Angriffe, den gegen den linken Fluͤgel und den gegen die Mitte, gleichzeitig auszufuͤhren. Der naͤchſte und dringendſte Zweck war allerdings, durch die Wegnahme von Atterkla ſeine Mitte ſicherzuſtellen, welche der ungeſtuͤme und nachtheilige Andrang der Oeſter¬ reicher zu gefaͤhrden anfing.
In der Ebene vor Rasdorf, gegen Atterkla und Breitenlee, ließ der Marſchall Maſſena nunmehr eine ſtarke Linie franzoͤſiſcher Reiterei aufmarſchiren, und unmittelbar darauf fuͤhrt er ſelbſt, weil ihm der General Carra Saint-Cyr mit ſeiner Diviſion nicht raſch genug vordringt, zwei gedraͤngte Schaaren Fußvolk rechts und links gegen Atterkla ſtuͤrmend an; nicht das heftige Gewehrfeuer der oͤſterreichiſchen Grenadiere noch der moͤrderiſche Kartaͤtſchenhagel des Geſchuͤtzes hemmt dieſe unerſchrockenen Truppen, bei jedem Schritt werden ihre Reihen gelichtet, aber ſie ſtuͤrmen unaufhaltſam vor¬ waͤrts. Schon war Atterkla von ihnen erobert, und die oͤſterreichiſchen Bataillone wichen beſtuͤrzt dem un¬ geſtuͤmen Anfall, der ploͤtzlich uͤber ſie kam und den Feind ſchon in ihre Linie eingedrungen zeigte. Die Gefahr war groß, und der Sieg auf dieſem Punkte
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Er gab unausgeſetzt Befehle und ordnete die Bewe¬
gungen an, welche den Stand entſcheiden ſollten; noch
immer ließ er Truppen gegen Markgrafen-Neuſiedel
ziehen und die dortige Umgehung der oͤſterreichiſchen
linken Flanke eifrig fortſetzen; er hielt ſich fuͤr ſtark
genug, beide Angriffe, den gegen den linken Fluͤgel
und den gegen die Mitte, gleichzeitig auszufuͤhren. Der
naͤchſte und dringendſte Zweck war allerdings, durch die
Wegnahme von Atterkla ſeine Mitte ſicherzuſtellen, welche
der ungeſtuͤme und nachtheilige Andrang der Oeſter¬
reicher zu gefaͤhrden anfing.
In der Ebene vor Rasdorf, gegen Atterkla und
Breitenlee, ließ der Marſchall Maſſena nunmehr eine
ſtarke Linie franzoͤſiſcher Reiterei aufmarſchiren, und
unmittelbar darauf fuͤhrt er ſelbſt, weil ihm der General
Carra Saint-Cyr mit ſeiner Diviſion nicht raſch genug
vordringt, zwei gedraͤngte Schaaren Fußvolk rechts und
links gegen Atterkla ſtuͤrmend an; nicht das heftige
Gewehrfeuer der oͤſterreichiſchen Grenadiere noch der
moͤrderiſche Kartaͤtſchenhagel des Geſchuͤtzes hemmt dieſe
unerſchrockenen Truppen, bei jedem Schritt werden ihre
Reihen gelichtet, aber ſie ſtuͤrmen unaufhaltſam vor¬
waͤrts. Schon war Atterkla von ihnen erobert, und
die oͤſterreichiſchen Bataillone wichen beſtuͤrzt dem un¬
geſtuͤmen Anfall, der ploͤtzlich uͤber ſie kam und den
Feind ſchon in ihre Linie eingedrungen zeigte. Die
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/246>, abgerufen am 23.11.2024.
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