Durch Jakobi's Nennung ist schon ein Mittelpunkt bezeichnet, mit dem die ersten Geister des Vaterlandes in Verbindung standen, und dessen Strahlen sogar über Deutschland hinaus sich verbreiteten. Zunächst aber ge¬ hörte er durchaus dem Niederrhein und dessen Nachbar¬ schaft an, indem mit Köln, Aachen, Koblenz, und auf andrer Seite mit Elberfeld, Duisburg, Xanten, Mün¬ ster, der lebhafteste Verkehr unterhalten wurde. In Pempelfort, neben einer bedeutenden Fabrikanstalt, gab ein schönes großes Wohnhaus und angenehmer Garten die reichste Gelegenheit zur edelsten Gastfreundschaft, die selten in solcher Ausdehnung mit glücklichem Maß, und ohne allen Prunk so reichlich, ausgeübt worden. Dies Verhältniß war für Düsseldorf, wo Jakobi seines Am¬ tes wegen eben so wie in Pempelfort zu Hause war, überaus belebend, und Geselligkeit, Litteratur und Kunst¬ bildung hatten ihren festen Anhalt an ihm. Ich habe späterhin oft bedauert, daß von diesem Hause, mit wel¬ chem doch mein Großvater schon wohlbekannt gewesen, mein Vater sich aus einer ich weiß nicht welcher stolzen Verstimmung zurückgehalten hat. Er pflog niemals Umgang nach jener Seite hin, wiewohl er die Personen nach Gebühr achtete, und von ihrem Dasein und Wir¬ ken vielfach berührt seyn mußte.
Meine frühesten Eindrücke und Erinnerungen sind nicht aus dem städtischen Leben, sondern von Garten und Flusse her. Das kleine Haus, welches wir in einer
Durch Jakobi’s Nennung iſt ſchon ein Mittelpunkt bezeichnet, mit dem die erſten Geiſter des Vaterlandes in Verbindung ſtanden, und deſſen Strahlen ſogar uͤber Deutſchland hinaus ſich verbreiteten. Zunaͤchſt aber ge¬ hoͤrte er durchaus dem Niederrhein und deſſen Nachbar¬ ſchaft an, indem mit Koͤln, Aachen, Koblenz, und auf andrer Seite mit Elberfeld, Duisburg, Xanten, Muͤn¬ ſter, der lebhafteſte Verkehr unterhalten wurde. In Pempelfort, neben einer bedeutenden Fabrikanſtalt, gab ein ſchoͤnes großes Wohnhaus und angenehmer Garten die reichſte Gelegenheit zur edelſten Gaſtfreundſchaft, die ſelten in ſolcher Ausdehnung mit gluͤcklichem Maß, und ohne allen Prunk ſo reichlich, ausgeuͤbt worden. Dies Verhaͤltniß war fuͤr Duͤſſeldorf, wo Jakobi ſeines Am¬ tes wegen eben ſo wie in Pempelfort zu Hauſe war, uͤberaus belebend, und Geſelligkeit, Litteratur und Kunſt¬ bildung hatten ihren feſten Anhalt an ihm. Ich habe ſpaͤterhin oft bedauert, daß von dieſem Hauſe, mit wel¬ chem doch mein Großvater ſchon wohlbekannt geweſen, mein Vater ſich aus einer ich weiß nicht welcher ſtolzen Verſtimmung zuruͤckgehalten hat. Er pflog niemals Umgang nach jener Seite hin, wiewohl er die Perſonen nach Gebuͤhr achtete, und von ihrem Daſein und Wir¬ ken vielfach beruͤhrt ſeyn mußte.
Meine fruͤheſten Eindruͤcke und Erinnerungen ſind nicht aus dem ſtaͤdtiſchen Leben, ſondern von Garten und Fluſſe her. Das kleine Haus, welches wir in einer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0028"n="14"/><p>Durch Jakobi’s Nennung iſt ſchon ein Mittelpunkt<lb/>
bezeichnet, mit dem die erſten Geiſter des Vaterlandes<lb/>
in Verbindung ſtanden, und deſſen Strahlen ſogar uͤber<lb/>
Deutſchland hinaus ſich verbreiteten. Zunaͤchſt aber ge¬<lb/>
hoͤrte er durchaus dem Niederrhein und deſſen Nachbar¬<lb/>ſchaft an, indem mit Koͤln, Aachen, Koblenz, und auf<lb/>
andrer Seite mit Elberfeld, Duisburg, Xanten, Muͤn¬<lb/>ſter, der lebhafteſte Verkehr unterhalten wurde. In<lb/>
Pempelfort, neben einer bedeutenden Fabrikanſtalt, gab<lb/>
ein ſchoͤnes großes Wohnhaus und angenehmer Garten<lb/>
die reichſte Gelegenheit zur edelſten Gaſtfreundſchaft, die<lb/>ſelten in ſolcher Ausdehnung mit gluͤcklichem Maß, und<lb/>
ohne allen Prunk ſo reichlich, ausgeuͤbt worden. Dies<lb/>
Verhaͤltniß war fuͤr Duͤſſeldorf, wo Jakobi ſeines Am¬<lb/>
tes wegen eben ſo wie in Pempelfort zu Hauſe war,<lb/>
uͤberaus belebend, und Geſelligkeit, Litteratur und Kunſt¬<lb/>
bildung hatten ihren feſten Anhalt an ihm. Ich habe<lb/>ſpaͤterhin oft bedauert, daß von dieſem Hauſe, mit wel¬<lb/>
chem doch mein Großvater ſchon wohlbekannt geweſen,<lb/>
mein Vater ſich aus einer ich weiß nicht welcher ſtolzen<lb/>
Verſtimmung zuruͤckgehalten hat. Er pflog niemals<lb/>
Umgang nach jener Seite hin, wiewohl er die Perſonen<lb/>
nach Gebuͤhr achtete, und von ihrem Daſein und Wir¬<lb/>
ken vielfach beruͤhrt ſeyn mußte.</p><lb/><p>Meine fruͤheſten Eindruͤcke und Erinnerungen ſind<lb/>
nicht aus dem ſtaͤdtiſchen Leben, ſondern von Garten<lb/>
und Fluſſe her. Das kleine Haus, welches wir in einer<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[14/0028]
Durch Jakobi’s Nennung iſt ſchon ein Mittelpunkt
bezeichnet, mit dem die erſten Geiſter des Vaterlandes
in Verbindung ſtanden, und deſſen Strahlen ſogar uͤber
Deutſchland hinaus ſich verbreiteten. Zunaͤchſt aber ge¬
hoͤrte er durchaus dem Niederrhein und deſſen Nachbar¬
ſchaft an, indem mit Koͤln, Aachen, Koblenz, und auf
andrer Seite mit Elberfeld, Duisburg, Xanten, Muͤn¬
ſter, der lebhafteſte Verkehr unterhalten wurde. In
Pempelfort, neben einer bedeutenden Fabrikanſtalt, gab
ein ſchoͤnes großes Wohnhaus und angenehmer Garten
die reichſte Gelegenheit zur edelſten Gaſtfreundſchaft, die
ſelten in ſolcher Ausdehnung mit gluͤcklichem Maß, und
ohne allen Prunk ſo reichlich, ausgeuͤbt worden. Dies
Verhaͤltniß war fuͤr Duͤſſeldorf, wo Jakobi ſeines Am¬
tes wegen eben ſo wie in Pempelfort zu Hauſe war,
uͤberaus belebend, und Geſelligkeit, Litteratur und Kunſt¬
bildung hatten ihren feſten Anhalt an ihm. Ich habe
ſpaͤterhin oft bedauert, daß von dieſem Hauſe, mit wel¬
chem doch mein Großvater ſchon wohlbekannt geweſen,
mein Vater ſich aus einer ich weiß nicht welcher ſtolzen
Verſtimmung zuruͤckgehalten hat. Er pflog niemals
Umgang nach jener Seite hin, wiewohl er die Perſonen
nach Gebuͤhr achtete, und von ihrem Daſein und Wir¬
ken vielfach beruͤhrt ſeyn mußte.
Meine fruͤheſten Eindruͤcke und Erinnerungen ſind
nicht aus dem ſtaͤdtiſchen Leben, ſondern von Garten
und Fluſſe her. Das kleine Haus, welches wir in einer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/28>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.