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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

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Durch Jakobi's Nennung ist schon ein Mittelpunkt
bezeichnet, mit dem die ersten Geister des Vaterlandes
in Verbindung standen, und dessen Strahlen sogar über
Deutschland hinaus sich verbreiteten. Zunächst aber ge¬
hörte er durchaus dem Niederrhein und dessen Nachbar¬
schaft an, indem mit Köln, Aachen, Koblenz, und auf
andrer Seite mit Elberfeld, Duisburg, Xanten, Mün¬
ster, der lebhafteste Verkehr unterhalten wurde. In
Pempelfort, neben einer bedeutenden Fabrikanstalt, gab
ein schönes großes Wohnhaus und angenehmer Garten
die reichste Gelegenheit zur edelsten Gastfreundschaft, die
selten in solcher Ausdehnung mit glücklichem Maß, und
ohne allen Prunk so reichlich, ausgeübt worden. Dies
Verhältniß war für Düsseldorf, wo Jakobi seines Am¬
tes wegen eben so wie in Pempelfort zu Hause war,
überaus belebend, und Geselligkeit, Litteratur und Kunst¬
bildung hatten ihren festen Anhalt an ihm. Ich habe
späterhin oft bedauert, daß von diesem Hause, mit wel¬
chem doch mein Großvater schon wohlbekannt gewesen,
mein Vater sich aus einer ich weiß nicht welcher stolzen
Verstimmung zurückgehalten hat. Er pflog niemals
Umgang nach jener Seite hin, wiewohl er die Personen
nach Gebühr achtete, und von ihrem Dasein und Wir¬
ken vielfach berührt seyn mußte.

Meine frühesten Eindrücke und Erinnerungen sind
nicht aus dem städtischen Leben, sondern von Garten
und Flusse her. Das kleine Haus, welches wir in einer

Durch Jakobi’s Nennung iſt ſchon ein Mittelpunkt
bezeichnet, mit dem die erſten Geiſter des Vaterlandes
in Verbindung ſtanden, und deſſen Strahlen ſogar uͤber
Deutſchland hinaus ſich verbreiteten. Zunaͤchſt aber ge¬
hoͤrte er durchaus dem Niederrhein und deſſen Nachbar¬
ſchaft an, indem mit Koͤln, Aachen, Koblenz, und auf
andrer Seite mit Elberfeld, Duisburg, Xanten, Muͤn¬
ſter, der lebhafteſte Verkehr unterhalten wurde. In
Pempelfort, neben einer bedeutenden Fabrikanſtalt, gab
ein ſchoͤnes großes Wohnhaus und angenehmer Garten
die reichſte Gelegenheit zur edelſten Gaſtfreundſchaft, die
ſelten in ſolcher Ausdehnung mit gluͤcklichem Maß, und
ohne allen Prunk ſo reichlich, ausgeuͤbt worden. Dies
Verhaͤltniß war fuͤr Duͤſſeldorf, wo Jakobi ſeines Am¬
tes wegen eben ſo wie in Pempelfort zu Hauſe war,
uͤberaus belebend, und Geſelligkeit, Litteratur und Kunſt¬
bildung hatten ihren feſten Anhalt an ihm. Ich habe
ſpaͤterhin oft bedauert, daß von dieſem Hauſe, mit wel¬
chem doch mein Großvater ſchon wohlbekannt geweſen,
mein Vater ſich aus einer ich weiß nicht welcher ſtolzen
Verſtimmung zuruͤckgehalten hat. Er pflog niemals
Umgang nach jener Seite hin, wiewohl er die Perſonen
nach Gebuͤhr achtete, und von ihrem Daſein und Wir¬
ken vielfach beruͤhrt ſeyn mußte.

Meine fruͤheſten Eindruͤcke und Erinnerungen ſind
nicht aus dem ſtaͤdtiſchen Leben, ſondern von Garten
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[14/0028] Durch Jakobi’s Nennung iſt ſchon ein Mittelpunkt bezeichnet, mit dem die erſten Geiſter des Vaterlandes in Verbindung ſtanden, und deſſen Strahlen ſogar uͤber Deutſchland hinaus ſich verbreiteten. Zunaͤchſt aber ge¬ hoͤrte er durchaus dem Niederrhein und deſſen Nachbar¬ ſchaft an, indem mit Koͤln, Aachen, Koblenz, und auf andrer Seite mit Elberfeld, Duisburg, Xanten, Muͤn¬ ſter, der lebhafteſte Verkehr unterhalten wurde. In Pempelfort, neben einer bedeutenden Fabrikanſtalt, gab ein ſchoͤnes großes Wohnhaus und angenehmer Garten die reichſte Gelegenheit zur edelſten Gaſtfreundſchaft, die ſelten in ſolcher Ausdehnung mit gluͤcklichem Maß, und ohne allen Prunk ſo reichlich, ausgeuͤbt worden. Dies Verhaͤltniß war fuͤr Duͤſſeldorf, wo Jakobi ſeines Am¬ tes wegen eben ſo wie in Pempelfort zu Hauſe war, uͤberaus belebend, und Geſelligkeit, Litteratur und Kunſt¬ bildung hatten ihren feſten Anhalt an ihm. Ich habe ſpaͤterhin oft bedauert, daß von dieſem Hauſe, mit wel¬ chem doch mein Großvater ſchon wohlbekannt geweſen, mein Vater ſich aus einer ich weiß nicht welcher ſtolzen Verſtimmung zuruͤckgehalten hat. Er pflog niemals Umgang nach jener Seite hin, wiewohl er die Perſonen nach Gebuͤhr achtete, und von ihrem Daſein und Wir¬ ken vielfach beruͤhrt ſeyn mußte. Meine fruͤheſten Eindruͤcke und Erinnerungen ſind nicht aus dem ſtaͤdtiſchen Leben, ſondern von Garten und Fluſſe her. Das kleine Haus, welches wir in einer

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/28>, abgerufen am 21.11.2024.