hielt sich Alles in leidlicher Fassung, bis der Kaiser hinausgetreten war, dann aber hörte jede Rücksicht auf, und angstvoll und gewaltsam drängte sich die tobende Masse dem Ausgange zu.
Der Botschafter hatte kaum vernommen, daß der Kaiser sogleich wegfahren wolle, als er auch schon mit klugem Vorbedachte von unterwegs einen seiner Adju¬ tanten abschickte, um die kaiserlichen Wagen von dem Hofe des Hotels, wo sie hielten, und wo jetzt die größte Verwirrung und Gefahr zu befürchten stand, nach einer stilleren Seitenstraße beordern zu lassen, die den Garten begränzte, und wo der Kaiser an einer kleinen Pforte ungestört einsteigen, und unbemerkt abfahren, dadurch aber jedem Anschlage, wenn ein solcher mit diesem unglücklichen Zufalle sich verbinden möchte, am sichersten entgehen konnte. Allein Napoleon, bei dem weiteren Gange durch den Garten sogleich der veränderten Rich¬ tung inne, stand plötzlich still, fragte wohin man ihn führe, und den erhaltenen Bescheid des Botschafters nicht gutheißend sagte er kurz und bestimmt: "Nein, nach der Hauptpforte will ich," kehrte stracks um, und hieß die Wagen, welche schon in die Seitenstraße ein¬ gelenkt hatten, an die erste Stelle zurückfahren, wodurch ein großer Zeitverlust entstand, welchen der Botschafter in qualvoller Unruhe, doch äußerlich gelassen, Napoleon aber mit vieler Geduld abwartete, indem er einen feind¬ lichen Streich dort viel eher als hier für möglich zu
II. 18
hielt ſich Alles in leidlicher Faſſung, bis der Kaiſer hinausgetreten war, dann aber hoͤrte jede Ruͤckſicht auf, und angſtvoll und gewaltſam draͤngte ſich die tobende Maſſe dem Ausgange zu.
Der Botſchafter hatte kaum vernommen, daß der Kaiſer ſogleich wegfahren wolle, als er auch ſchon mit klugem Vorbedachte von unterwegs einen ſeiner Adju¬ tanten abſchickte, um die kaiſerlichen Wagen von dem Hofe des Hotels, wo ſie hielten, und wo jetzt die groͤßte Verwirrung und Gefahr zu befuͤrchten ſtand, nach einer ſtilleren Seitenſtraße beordern zu laſſen, die den Garten begraͤnzte, und wo der Kaiſer an einer kleinen Pforte ungeſtoͤrt einſteigen, und unbemerkt abfahren, dadurch aber jedem Anſchlage, wenn ein ſolcher mit dieſem ungluͤcklichen Zufalle ſich verbinden moͤchte, am ſicherſten entgehen konnte. Allein Napoleon, bei dem weiteren Gange durch den Garten ſogleich der veraͤnderten Rich¬ tung inne, ſtand ploͤtzlich ſtill, fragte wohin man ihn fuͤhre, und den erhaltenen Beſcheid des Botſchafters nicht gutheißend ſagte er kurz und beſtimmt: „Nein, nach der Hauptpforte will ich,“ kehrte ſtracks um, und hieß die Wagen, welche ſchon in die Seitenſtraße ein¬ gelenkt hatten, an die erſte Stelle zuruͤckfahren, wodurch ein großer Zeitverluſt entſtand, welchen der Botſchafter in qualvoller Unruhe, doch aͤußerlich gelaſſen, Napoleon aber mit vieler Geduld abwartete, indem er einen feind¬ lichen Streich dort viel eher als hier fuͤr moͤglich zu
II. 18
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hielt ſich Alles in leidlicher Faſſung, bis der Kaiſer
hinausgetreten war, dann aber hoͤrte jede Ruͤckſicht auf,
und angſtvoll und gewaltſam draͤngte ſich die tobende
Maſſe dem Ausgange zu.
Der Botſchafter hatte kaum vernommen, daß der
Kaiſer ſogleich wegfahren wolle, als er auch ſchon mit
klugem Vorbedachte von unterwegs einen ſeiner Adju¬
tanten abſchickte, um die kaiſerlichen Wagen von dem
Hofe des Hotels, wo ſie hielten, und wo jetzt die groͤßte
Verwirrung und Gefahr zu befuͤrchten ſtand, nach einer
ſtilleren Seitenſtraße beordern zu laſſen, die den Garten
begraͤnzte, und wo der Kaiſer an einer kleinen Pforte
ungeſtoͤrt einſteigen, und unbemerkt abfahren, dadurch
aber jedem Anſchlage, wenn ein ſolcher mit dieſem
ungluͤcklichen Zufalle ſich verbinden moͤchte, am ſicherſten
entgehen konnte. Allein Napoleon, bei dem weiteren
Gange durch den Garten ſogleich der veraͤnderten Rich¬
tung inne, ſtand ploͤtzlich ſtill, fragte wohin man ihn
fuͤhre, und den erhaltenen Beſcheid des Botſchafters
nicht gutheißend ſagte er kurz und beſtimmt: „Nein,
nach der Hauptpforte will ich,“ kehrte ſtracks um, und
hieß die Wagen, welche ſchon in die Seitenſtraße ein¬
gelenkt hatten, an die erſte Stelle zuruͤckfahren, wodurch
ein großer Zeitverluſt entſtand, welchen der Botſchafter
in qualvoller Unruhe, doch aͤußerlich gelaſſen, Napoleon
aber mit vieler Geduld abwartete, indem er einen feind¬
lichen Streich dort viel eher als hier fuͤr moͤglich zu
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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