auf zehn Schritte nicht ohne die Gefahr nahen konnte, in dem versengenden Anhauche des tödtlichen Qualms niederzustürzen, ja selbst der Blick vermochte in dieses Meer von Flammen und Rauch nicht mehr einzudrin¬ gen, und die erwähnten Darstellungen, so wie jede künftige, sind nach diesen verbürgten Angaben zu berich¬ tigen. Von dem Schicksale der Fürstin hatte man anfangs noch keine so schlimme Vermuthung, man durfte sie gerettet hoffen, sie konnte mit andern Personen weggefahren, sie konnte ohnmächtig irgendwo im Gar¬ ten hingesunken, oder unerkannt in einem der Nachbar¬ häuser aufgenommen sein; man hörte nicht auf, sie zu suchen, zu erforschen, und der unglückliche Fürst Joseph erschöpfte sich in thätiger Nachfrage, in Sendungen und Versprechungen.
Mittlerweile waren Saal und Galerie völlig nieder¬ gebrannt, und ungeachtet die Feuerspritzen schon eine Weile thätig wirkten, hatte die Flamme doch das Hotel selbst ergriffen, und drohte auch dieses in Asche zu legen. Das Archiv gerieth zuerst in Gefahr, es zu retten war die größte Anstrengung nöthig; alle Oesterreicher legten Hand an, Wasser zu tragen, Geräthe fortzuschaffen, Haken und Aexte, wo es nöthig, anzuwenden. Man warf Hut und Degen ab, selbst die Uniform, die in der Hitze nur lästig, und wie die ganze Bekleidung, durch Brand, Wasser und Arbeit schon vielfach beschä¬ digt war.
auf zehn Schritte nicht ohne die Gefahr nahen konnte, in dem verſengenden Anhauche des toͤdtlichen Qualms niederzuſtuͤrzen, ja ſelbſt der Blick vermochte in dieſes Meer von Flammen und Rauch nicht mehr einzudrin¬ gen, und die erwaͤhnten Darſtellungen, ſo wie jede kuͤnftige, ſind nach dieſen verbuͤrgten Angaben zu berich¬ tigen. Von dem Schickſale der Fuͤrſtin hatte man anfangs noch keine ſo ſchlimme Vermuthung, man durfte ſie gerettet hoffen, ſie konnte mit andern Perſonen weggefahren, ſie konnte ohnmaͤchtig irgendwo im Gar¬ ten hingeſunken, oder unerkannt in einem der Nachbar¬ haͤuſer aufgenommen ſein; man hoͤrte nicht auf, ſie zu ſuchen, zu erforſchen, und der ungluͤckliche Fuͤrſt Joſeph erſchoͤpfte ſich in thaͤtiger Nachfrage, in Sendungen und Verſprechungen.
Mittlerweile waren Saal und Galerie voͤllig nieder¬ gebrannt, und ungeachtet die Feuerſpritzen ſchon eine Weile thaͤtig wirkten, hatte die Flamme doch das Hotel ſelbſt ergriffen, und drohte auch dieſes in Aſche zu legen. Das Archiv gerieth zuerſt in Gefahr, es zu retten war die groͤßte Anſtrengung noͤthig; alle Oeſterreicher legten Hand an, Waſſer zu tragen, Geraͤthe fortzuſchaffen, Haken und Aexte, wo es noͤthig, anzuwenden. Man warf Hut und Degen ab, ſelbſt die Uniform, die in der Hitze nur laͤſtig, und wie die ganze Bekleidung, durch Brand, Waſſer und Arbeit ſchon vielfach beſchaͤ¬ digt war.
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auf zehn Schritte nicht ohne die Gefahr nahen konnte,
in dem verſengenden Anhauche des toͤdtlichen Qualms
niederzuſtuͤrzen, ja ſelbſt der Blick vermochte in dieſes
Meer von Flammen und Rauch nicht mehr einzudrin¬
gen, und die erwaͤhnten Darſtellungen, ſo wie jede
kuͤnftige, ſind nach dieſen verbuͤrgten Angaben zu berich¬
tigen. Von dem Schickſale der Fuͤrſtin hatte man
anfangs noch keine ſo ſchlimme Vermuthung, man durfte
ſie gerettet hoffen, ſie konnte mit andern Perſonen
weggefahren, ſie konnte ohnmaͤchtig irgendwo im Gar¬
ten hingeſunken, oder unerkannt in einem der Nachbar¬
haͤuſer aufgenommen ſein; man hoͤrte nicht auf, ſie zu
ſuchen, zu erforſchen, und der ungluͤckliche Fuͤrſt Joſeph
erſchoͤpfte ſich in thaͤtiger Nachfrage, in Sendungen und
Verſprechungen.
Mittlerweile waren Saal und Galerie voͤllig nieder¬
gebrannt, und ungeachtet die Feuerſpritzen ſchon eine
Weile thaͤtig wirkten, hatte die Flamme doch das Hotel
ſelbſt ergriffen, und drohte auch dieſes in Aſche zu legen.
Das Archiv gerieth zuerſt in Gefahr, es zu retten war
die groͤßte Anſtrengung noͤthig; alle Oeſterreicher legten
Hand an, Waſſer zu tragen, Geraͤthe fortzuſchaffen,
Haken und Aexte, wo es noͤthig, anzuwenden. Man
warf Hut und Degen ab, ſelbſt die Uniform, die in
der Hitze nur laͤſtig, und wie die ganze Bekleidung,
durch Brand, Waſſer und Arbeit ſchon vielfach beſchaͤ¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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