neben großer Geschäftsthätigkeit, zu seiner eigenen Freude, und für ein stätiges, ausdauerndes Publikum. Von seinen Lebensumständen erhalten wir durch die voraus¬ gesandte, sehr wohlgeschriebene Biographie ausreichende Nachricht. Er gehörte einer Familie an, welche, wie¬ wohl bürgerlich, von ihren Vorfahren weit zurück eine zuverlässige Kenntniß bewahrte, und sich immerfort in ehrenvollen und ansehnlichen Verhältnissen erhalten hatte. In Sachsen 1719 geboren, machte er seine Studien in Wurzen und Leipzig, und dachte sich in Wittenberg dem akademischen Lehramte zu widmen; allein günstige Umstände brachten ihn in preußischen Staatsdienst und er wurde in Halberstadt bei der Justiz angestellt. Das preußische Verhältniß übte diejenige Anziehung, welche demselben von jeher eigen war und sich fortdauernd herrlich bewährt: Fremdes so in sich aufzunehmen und zu gestalten, als ob es schon längst einheimisch gewesen, auch auf Lichtwer aus; er wurde mit ganzer Seele preußisch, und selbst in den schweren Kriegszeiten, da Sachsen auf der Gegenseite stand, vermochten die alten Erinnerungen an dortige vieljährige Begründung seiner Familie den frischen Eindrücken der Gegenwart keinen Eintrag zu thun. Der Geist und die Kraft, welche Preußen zeigte, und die Bewunderung des großen Kö¬ nigs, zu welcher man hingerissen war, bildeten den Grund zu einem höchsten Patriotismus, den auch Licht¬ wer heiß empfand. Auch genoß er in seinem neuen
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neben großer Geſchaͤftsthaͤtigkeit, zu ſeiner eigenen Freude, und fuͤr ein ſtaͤtiges, ausdauerndes Publikum. Von ſeinen Lebensumſtaͤnden erhalten wir durch die voraus¬ geſandte, ſehr wohlgeſchriebene Biographie ausreichende Nachricht. Er gehoͤrte einer Familie an, welche, wie¬ wohl buͤrgerlich, von ihren Vorfahren weit zuruͤck eine zuverlaͤſſige Kenntniß bewahrte, und ſich immerfort in ehrenvollen und anſehnlichen Verhaͤltniſſen erhalten hatte. In Sachſen 1719 geboren, machte er ſeine Studien in Wurzen und Leipzig, und dachte ſich in Wittenberg dem akademiſchen Lehramte zu widmen; allein guͤnſtige Umſtaͤnde brachten ihn in preußiſchen Staatsdienſt und er wurde in Halberſtadt bei der Juſtiz angeſtellt. Das preußiſche Verhaͤltniß uͤbte diejenige Anziehung, welche demſelben von jeher eigen war und ſich fortdauernd herrlich bewaͤhrt: Fremdes ſo in ſich aufzunehmen und zu geſtalten, als ob es ſchon laͤngſt einheimiſch geweſen, auch auf Lichtwer aus; er wurde mit ganzer Seele preußiſch, und ſelbſt in den ſchweren Kriegszeiten, da Sachſen auf der Gegenſeite ſtand, vermochten die alten Erinnerungen an dortige vieljaͤhrige Begruͤndung ſeiner Familie den friſchen Eindruͤcken der Gegenwart keinen Eintrag zu thun. Der Geiſt und die Kraft, welche Preußen zeigte, und die Bewunderung des großen Koͤ¬ nigs, zu welcher man hingeriſſen war, bildeten den Grund zu einem hoͤchſten Patriotismus, den auch Licht¬ wer heiß empfand. Auch genoß er in ſeinem neuen
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neben großer Geſchaͤftsthaͤtigkeit, zu ſeiner eigenen Freude,
und fuͤr ein ſtaͤtiges, ausdauerndes Publikum. Von
ſeinen Lebensumſtaͤnden erhalten wir durch die voraus¬
geſandte, ſehr wohlgeſchriebene Biographie ausreichende
Nachricht. Er gehoͤrte einer Familie an, welche, wie¬
wohl buͤrgerlich, von ihren Vorfahren weit zuruͤck eine
zuverlaͤſſige Kenntniß bewahrte, und ſich immerfort in
ehrenvollen und anſehnlichen Verhaͤltniſſen erhalten hatte.
In Sachſen 1719 geboren, machte er ſeine Studien
in Wurzen und Leipzig, und dachte ſich in Wittenberg
dem akademiſchen Lehramte zu widmen; allein guͤnſtige
Umſtaͤnde brachten ihn in preußiſchen Staatsdienſt und
er wurde in Halberſtadt bei der Juſtiz angeſtellt. Das
preußiſche Verhaͤltniß uͤbte diejenige Anziehung, welche
demſelben von jeher eigen war und ſich fortdauernd
herrlich bewaͤhrt: Fremdes ſo in ſich aufzunehmen und
zu geſtalten, als ob es ſchon laͤngſt einheimiſch geweſen,
auch auf Lichtwer aus; er wurde mit ganzer Seele
preußiſch, und ſelbſt in den ſchweren Kriegszeiten, da
Sachſen auf der Gegenſeite ſtand, vermochten die alten
Erinnerungen an dortige vieljaͤhrige Begruͤndung ſeiner
Familie den friſchen Eindruͤcken der Gegenwart keinen
Eintrag zu thun. Der Geiſt und die Kraft, welche
Preußen zeigte, und die Bewunderung des großen Koͤ¬
nigs, zu welcher man hingeriſſen war, bildeten den
Grund zu einem hoͤchſten Patriotismus, den auch Licht¬
wer heiß empfand. Auch genoß er in ſeinem neuen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/385>, abgerufen am 24.11.2024.
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