merksam auf die Schwäche, in der sie selber längst haben still stehen müssen, und den ungestört und kräftig Fortschreitenden weder aufzuhalten noch zu begleiten vermochten! Denn in Wahrheit, wer von seinen jetzigen lauten oder heimlichen Verunglimpfern dürfte sich rüh¬ men, an lebendigem Antheil, an vielseitiger Thätigkeit und frischer, stets neuer und wechselnder Produktivität bis in das hohe Alter hinein mit Goethe gleichen Schritt gehalten zu haben? Unser Verfasser kann von dem Greise, dessen letzte Lebenszeiten er mit angesehen, mit vollem Rechte sagen: "Son esprit etait reste crea¬ teur, observateur et productif jusqu'a la fin, et ne s'arreait dans son action que la ou s'arretaient les forces physiques; celles-ci etaient tout ce qu'elles pouvaient etre a cet age. Non, Goethe n'a point eu le douloureux avertissement de sa fin prochaine par le sentiment du declin de ses facultes; mais il l'a pressentie en supputant le nombre des ses an¬ nees, et a la vue des vides cruels qui se formaient autour de lui." --
Hier sei zum Schlusse noch des artigen schlimmen Streiches gedacht, der den Widersachern Goethe's neulich von einer Seite gespielt worden, woher sie ihn am wenigsten erwarten mochten. Heine trat aus den Reihen, wohin man ihn schon sicher zählte, plötzlich hervor, und erklärte, die Triebfedern der Andern zur Feindschaft gegen Goethe kenne er nicht, von sich selbst aber wisse
II. 25
merkſam auf die Schwaͤche, in der ſie ſelber laͤngſt haben ſtill ſtehen muͤſſen, und den ungeſtoͤrt und kraͤftig Fortſchreitenden weder aufzuhalten noch zu begleiten vermochten! Denn in Wahrheit, wer von ſeinen jetzigen lauten oder heimlichen Verunglimpfern duͤrfte ſich ruͤh¬ men, an lebendigem Antheil, an vielſeitiger Thaͤtigkeit und friſcher, ſtets neuer und wechſelnder Produktivitaͤt bis in das hohe Alter hinein mit Goethe gleichen Schritt gehalten zu haben? Unſer Verfaſſer kann von dem Greiſe, deſſen letzte Lebenszeiten er mit angeſehen, mit vollem Rechte ſagen: „Son esprit était resté créa¬ teur, observateur et productif jusqu'à la fin, et ne s'arrêait dans son action que là où s'arrêtaient les forces physiques; celles-ci étaient tout ce qu'elles pouvaient être à cet âge. Non, Goethe n'a point eu le douloureux avertissement de sa fin prochaine par le sentiment du déclin de ses facultés; mais il l'a pressentie en supputant le nombre des ses an¬ nées, et à la vue des vides cruels qui se formaient autour de lui.“ —
Hier ſei zum Schluſſe noch des artigen ſchlimmen Streiches gedacht, der den Widerſachern Goethe's neulich von einer Seite geſpielt worden, woher ſie ihn am wenigſten erwarten mochten. Heine trat aus den Reihen, wohin man ihn ſchon ſicher zaͤhlte, ploͤtzlich hervor, und erklaͤrte, die Triebfedern der Andern zur Feindſchaft gegen Goethe kenne er nicht, von ſich ſelbſt aber wiſſe
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merkſam auf die Schwaͤche, in der ſie ſelber laͤngſt
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Fortſchreitenden weder aufzuhalten noch zu begleiten
vermochten! Denn in Wahrheit, wer von ſeinen jetzigen
lauten oder heimlichen Verunglimpfern duͤrfte ſich ruͤh¬
men, an lebendigem Antheil, an vielſeitiger Thaͤtigkeit
und friſcher, ſtets neuer und wechſelnder Produktivitaͤt
bis in das hohe Alter hinein mit Goethe gleichen Schritt
gehalten zu haben? Unſer Verfaſſer kann von dem
Greiſe, deſſen letzte Lebenszeiten er mit angeſehen, mit
vollem Rechte ſagen: „Son esprit était resté créa¬
teur, observateur et productif jusqu'à la fin, et ne
s'arrêait dans son action que là où s'arrêtaient les
forces physiques; celles-ci étaient tout ce qu'elles
pouvaient être à cet âge. Non, Goethe n'a point
eu le douloureux avertissement de sa fin prochaine
par le sentiment du déclin de ses facultés; mais il
l'a pressentie en supputant le nombre des ses an¬
nées, et à la vue des vides cruels qui se formaient
autour de lui.“ —
Hier ſei zum Schluſſe noch des artigen ſchlimmen
Streiches gedacht, der den Widerſachern Goethe's neulich
von einer Seite geſpielt worden, woher ſie ihn am
wenigſten erwarten mochten. Heine trat aus den Reihen,
wohin man ihn ſchon ſicher zaͤhlte, ploͤtzlich hervor, und
erklaͤrte, die Triebfedern der Andern zur Feindſchaft
gegen Goethe kenne er nicht, von ſich ſelbſt aber wiſſe
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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