handelnd eingeführt wird. Dieser ehrenwerthe Lands¬ mann, welcher den Ruhm deutscher Redlichkeit und Treue während eines langen Lebens durch sein strahlen¬ des Beispiel im unsichern Auslande herrlich bewährt hat, ist unsres Wissens noch nie so gründlich geschildert, so ganz in seinem tiefsten Wesen erfaßt und erklärt wor¬ den. Unser Autor muß den trefflichen Mann genau gekannt haben, von dessen Geist und Ansichten gewiß manches in diese Blätter übergegangen ist. Nicht min¬ der anziehend und wichtig ist die Karakterzeichnung, welche uns in das reiche Gemüth des Kaisers Alexander blicken läßt, und uns mit der innigsten Theilnahme für den wahrhaft edlen und liebenswürdigen Monarchen erfüllt, dem ein höheres Streben entschieden inwohnte, und grade deßhalb persönliches Glück in seiner hohen Stellung versagt blieb. Der Geschichtsforscher empfängt hier wichtige Aufschlüsse über die zum Theil widerspre¬ chenden Richtungen, die sich in Alexanders Regierung gezeigt haben. Ueber das Verhältniß zur Frau von Krüdener wird hier mehreres mitgetheilt, was wir der Wahrheit gemäß glauben dürfen, und dabei noch nir¬ gend sonst ausgesprochen wissen. Daß Frau von Krü¬ dener zum Behuf ihrer Wirksamkeit allerlei Hülfsmittel nicht verschmähte, die sich auf keine Weise entschuldigen lassen, hat sogar ihr Freund Bergasse ihr vorgeworfen, der mit im Geheimniß war, als die berüchtigte Gau¬ kelei mit der Seele Labedoyere's angestellt wurde, und
handelnd eingefuͤhrt wird. Dieſer ehrenwerthe Lands¬ mann, welcher den Ruhm deutſcher Redlichkeit und Treue waͤhrend eines langen Lebens durch ſein ſtrahlen¬ des Beiſpiel im unſichern Auslande herrlich bewaͤhrt hat, iſt unſres Wiſſens noch nie ſo gruͤndlich geſchildert, ſo ganz in ſeinem tiefſten Weſen erfaßt und erklaͤrt wor¬ den. Unſer Autor muß den trefflichen Mann genau gekannt haben, von deſſen Geiſt und Anſichten gewiß manches in dieſe Blaͤtter uͤbergegangen iſt. Nicht min¬ der anziehend und wichtig iſt die Karakterzeichnung, welche uns in das reiche Gemuͤth des Kaiſers Alexander blicken laͤßt, und uns mit der innigſten Theilnahme fuͤr den wahrhaft edlen und liebenswuͤrdigen Monarchen erfuͤllt, dem ein hoͤheres Streben entſchieden inwohnte, und grade deßhalb perſoͤnliches Gluͤck in ſeiner hohen Stellung verſagt blieb. Der Geſchichtsforſcher empfaͤngt hier wichtige Aufſchluͤſſe uͤber die zum Theil widerſpre¬ chenden Richtungen, die ſich in Alexanders Regierung gezeigt haben. Ueber das Verhaͤltniß zur Frau von Kruͤdener wird hier mehreres mitgetheilt, was wir der Wahrheit gemaͤß glauben duͤrfen, und dabei noch nir¬ gend ſonſt ausgeſprochen wiſſen. Daß Frau von Kruͤ¬ dener zum Behuf ihrer Wirkſamkeit allerlei Huͤlfsmittel nicht verſchmaͤhte, die ſich auf keine Weiſe entſchuldigen laſſen, hat ſogar ihr Freund Bergaſſe ihr vorgeworfen, der mit im Geheimniß war, als die beruͤchtigte Gau¬ kelei mit der Seele Labédoyère's angeſtellt wurde, und
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handelnd eingefuͤhrt wird. Dieſer ehrenwerthe Lands¬
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Treue waͤhrend eines langen Lebens durch ſein ſtrahlen¬
des Beiſpiel im unſichern Auslande herrlich bewaͤhrt hat,
iſt unſres Wiſſens noch nie ſo gruͤndlich geſchildert, ſo
ganz in ſeinem tiefſten Weſen erfaßt und erklaͤrt wor¬
den. Unſer Autor muß den trefflichen Mann genau
gekannt haben, von deſſen Geiſt und Anſichten gewiß
manches in dieſe Blaͤtter uͤbergegangen iſt. Nicht min¬
der anziehend und wichtig iſt die Karakterzeichnung,
welche uns in das reiche Gemuͤth des Kaiſers Alexander
blicken laͤßt, und uns mit der innigſten Theilnahme fuͤr
den wahrhaft edlen und liebenswuͤrdigen Monarchen
erfuͤllt, dem ein hoͤheres Streben entſchieden inwohnte,
und grade deßhalb perſoͤnliches Gluͤck in ſeiner hohen
Stellung verſagt blieb. Der Geſchichtsforſcher empfaͤngt
hier wichtige Aufſchluͤſſe uͤber die zum Theil widerſpre¬
chenden Richtungen, die ſich in Alexanders Regierung
gezeigt haben. Ueber das Verhaͤltniß zur Frau von
Kruͤdener wird hier mehreres mitgetheilt, was wir der
Wahrheit gemaͤß glauben duͤrfen, und dabei noch nir¬
gend ſonſt ausgeſprochen wiſſen. Daß Frau von Kruͤ¬
dener zum Behuf ihrer Wirkſamkeit allerlei Huͤlfsmittel
nicht verſchmaͤhte, die ſich auf keine Weiſe entſchuldigen
laſſen, hat ſogar ihr Freund Bergaſſe ihr vorgeworfen,
der mit im Geheimniß war, als die beruͤchtigte Gau¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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