werden dürfen, so haben wir dagegen um ihrer Bedeu¬ tung willen auch öfters kleine Schriften hervorzuheben, deren Erscheinungsweise die allgemeine Aufmerksamkeit sonst wenig in Anspruch zu nehmen pflegt. Dies ist der Fall bei dem trefflichen Aufsatze, dessen wir hier gedenken. Als Einladungsschrift zu einer Schulprüfung, -- unter welcher Gestalt im Preußischen oft die ausge¬ zeichnetsten und werthvollsten Abhandlungen erscheinen, oder vielmehr verborgen bleiben, -- wird uns hier eine frische und lebhafte Schilderung Winckelmann's darge¬ boten, in welcher einige Züge wo nicht völlig neu, doch mit besonderer Kraft gezeichnet sind. Was einen solchen Heros unsrer Bildung und Litteratur auf würdige Weise bespricht, darf uns nicht gleichgültig sein, es gehört nicht uns allein mehr an, sondern der ganzen kunstgelehrten Welt, die unsern großen Landsmann sich angeeignet hat. Nach der meisterhaften Darstellung durch Goethe, der sorgsamen Herausgabe der Werke durch J. Schulze und Meyer, der Briefe durch Förster, und manchem guten Worte von Gurlitt, Morgenstern und Andern, ist die Betrachtung Winckelmann's und seiner Schriften und Wirksamkeit noch keineswegs abgeschlossen, sondern eigent¬ lich erst gründlich angeregt, und wir freuen uns, hier einen schätzbaren Beitrag dazu mitgetheilt zu sehen. Der Herr Verfasser giebt durch denselben ein schönes Zeugniß geistvoller und eindringender Beschäftigung mit einem so werthvollen Gegenstande. Vier besondere Karakter¬
werden duͤrfen, ſo haben wir dagegen um ihrer Bedeu¬ tung willen auch oͤfters kleine Schriften hervorzuheben, deren Erſcheinungsweiſe die allgemeine Aufmerkſamkeit ſonſt wenig in Anſpruch zu nehmen pflegt. Dies iſt der Fall bei dem trefflichen Aufſatze, deſſen wir hier gedenken. Als Einladungsſchrift zu einer Schulpruͤfung, — unter welcher Geſtalt im Preußiſchen oft die ausge¬ zeichnetſten und werthvollſten Abhandlungen erſcheinen, oder vielmehr verborgen bleiben, — wird uns hier eine friſche und lebhafte Schilderung Winckelmann's darge¬ boten, in welcher einige Zuͤge wo nicht voͤllig neu, doch mit beſonderer Kraft gezeichnet ſind. Was einen ſolchen Heros unſrer Bildung und Litteratur auf wuͤrdige Weiſe beſpricht, darf uns nicht gleichguͤltig ſein, es gehoͤrt nicht uns allein mehr an, ſondern der ganzen kunſtgelehrten Welt, die unſern großen Landsmann ſich angeeignet hat. Nach der meiſterhaften Darſtellung durch Goethe, der ſorgſamen Herausgabe der Werke durch J. Schulze und Meyer, der Briefe durch Foͤrſter, und manchem guten Worte von Gurlitt, Morgenſtern und Andern, iſt die Betrachtung Winckelmann's und ſeiner Schriften und Wirkſamkeit noch keineswegs abgeſchloſſen, ſondern eigent¬ lich erſt gruͤndlich angeregt, und wir freuen uns, hier einen ſchaͤtzbaren Beitrag dazu mitgetheilt zu ſehen. Der Herr Verfaſſer giebt durch denſelben ein ſchoͤnes Zeugniß geiſtvoller und eindringender Beſchaͤftigung mit einem ſo werthvollen Gegenſtande. Vier beſondere Karakter¬
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werden duͤrfen, ſo haben wir dagegen um ihrer Bedeu¬
tung willen auch oͤfters kleine Schriften hervorzuheben,
deren Erſcheinungsweiſe die allgemeine Aufmerkſamkeit
ſonſt wenig in Anſpruch zu nehmen pflegt. Dies iſt
der Fall bei dem trefflichen Aufſatze, deſſen wir hier
gedenken. Als Einladungsſchrift zu einer Schulpruͤfung,
— unter welcher Geſtalt im Preußiſchen oft die ausge¬
zeichnetſten und werthvollſten Abhandlungen erſcheinen,
oder vielmehr verborgen bleiben, — wird uns hier eine
friſche und lebhafte Schilderung Winckelmann's darge¬
boten, in welcher einige Zuͤge wo nicht voͤllig neu, doch
mit beſonderer Kraft gezeichnet ſind. Was einen ſolchen
Heros unſrer Bildung und Litteratur auf wuͤrdige Weiſe
beſpricht, darf uns nicht gleichguͤltig ſein, es gehoͤrt nicht
uns allein mehr an, ſondern der ganzen kunſtgelehrten
Welt, die unſern großen Landsmann ſich angeeignet hat.
Nach der meiſterhaften Darſtellung durch Goethe, der
ſorgſamen Herausgabe der Werke durch J. Schulze und
Meyer, der Briefe durch Foͤrſter, und manchem guten
Worte von Gurlitt, Morgenſtern und Andern, iſt die
Betrachtung Winckelmann's und ſeiner Schriften und
Wirkſamkeit noch keineswegs abgeſchloſſen, ſondern eigent¬
lich erſt gruͤndlich angeregt, und wir freuen uns, hier
einen ſchaͤtzbaren Beitrag dazu mitgetheilt zu ſehen. Der
Herr Verfaſſer giebt durch denſelben ein ſchoͤnes Zeugniß
geiſtvoller und eindringender Beſchaͤftigung mit einem
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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