Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.21. Unter den Lebenden strahltest vorher als Stern du des Aufgangs, Hesperos glänzest du jetzt sterbend im Schattengebiet. 22. Thränen der Hekabe wohl und den ilioneischen Weibern Gaben bei ihrer Geburt spinnend die Moiren zum Loos. Dir auch, Dion, entriß den Siegspreis herrlicher Thaten Göttergeschick; es entschwand glänzender Hoffnung Gewinn. Ruhst nun im weiten Gefilde der Heimath, theuer den Bürgern, O du, welcher mein Herz liebend in Flammen gesetzt! 23. Einst des ägäischen Meers hochbrausende Wogen verlassend, Ruhen wir mitten im Land jetzt um Ekbatana her. Gruß dir, Heimath einst, ruhmvolles Eretria, Gruß dir, Nachbarliches Athen, Gruß dir, geliebtestes Meer! 24. Wir sind euböischen Stamms von Cretia; nahe bei Susa Ruhen wir; ach! so weit unseren Landen entrückt! 25. Hier im Grab ein Schiffer, in jenem lieget ein Landmann; Also gemeinsam ist Ais dem Meer und dem Land. 26. Einen Schiffer erblickst du, den selbst mitleidige Meerfluth
Auch des letzten Gewands noch zu entblößen gescheut. Aber ein Mensch auch dieses mit frevelnder Hand mir hinwegnahm, Lud für solchen Gewinn solches Vergehen sich auf. 21. Unter den Lebenden ſtrahlteſt vorher als Stern du des Aufgangs‚ Hesperos glaͤnzeſt du jetzt ſterbend im Schattengebiet. 22. Thraͤnen der Hekabe wohl und den ilioneiſchen Weibern Gaben bei ihrer Geburt ſpinnend die Moiren zum Loos. Dir auch, Dion, entriß den Siegspreis herrlicher Thaten Goͤttergeſchick; es entſchwand glaͤnzender Hoffnung Gewinn. Ruhſt nun im weiten Gefilde der Heimath, theuer den Buͤrgern, O du, welcher mein Herz liebend in Flammen geſetzt! 23. Einſt des aͤgaͤiſchen Meers hochbrauſende Wogen verlaſſend, Ruhen wir mitten im Land jetzt um Ekbatana her. Gruß dir, Heimath einſt, ruhmvolles Eretria, Gruß dir, Nachbarliches Athen, Gruß dir, geliebteſtes Meer! 24. Wir ſind euboͤiſchen Stamms von Cretia; nahe bei Suſa Ruhen wir; ach! ſo weit unſeren Landen entruͤckt! 25. Hier im Grab ein Schiffer, in jenem lieget ein Landmann; Alſo gemeinſam iſt Aïs dem Meer und dem Land. 26. Einen Schiffer erblickſt du, den ſelbſt mitleidige Meerfluth
Auch des letzten Gewands noch zu entbloͤßen geſcheut. Aber ein Menſch auch dieſes mit frevelnder Hand mir hinwegnahm, Lud fuͤr ſolchen Gewinn ſolches Vergehen ſich auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0498" n="484"/> </div> <div n="3"> <head>21.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Unter den Lebenden ſtrahlteſt vorher als Stern du des Aufgangs‚</l><lb/> <l>Hesperos glaͤnzeſt du jetzt ſterbend im Schattengebiet.</l><lb/> </lg> </div> <div n="3"> <head>22.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Thraͤnen der Hekabe wohl und den ilioneiſchen Weibern</l><lb/> <l>Gaben bei ihrer Geburt ſpinnend die Moiren zum Loos.</l><lb/> <l>Dir auch, Dion, entriß den Siegspreis herrlicher Thaten</l><lb/> <l>Goͤttergeſchick; es entſchwand glaͤnzender Hoffnung Gewinn.</l><lb/> <l>Ruhſt nun im weiten Gefilde der Heimath, theuer den Buͤrgern,</l><lb/> <l>O du, welcher mein Herz liebend in Flammen geſetzt!</l><lb/> </lg> </div> <div n="3"> <head>23.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Einſt des aͤgaͤiſchen Meers hochbrauſende Wogen verlaſſend,</l><lb/> <l>Ruhen wir mitten im Land jetzt um Ekbatana her.</l><lb/> <l>Gruß dir, Heimath einſt, ruhmvolles Eretria, Gruß dir,</l><lb/> <l>Nachbarliches Athen, Gruß dir, geliebteſtes Meer!</l><lb/> </lg> </div> <div n="3"> <head>24.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Wir ſind euboͤiſchen Stamms von Cretia; nahe bei Suſa</l><lb/> <l>Ruhen wir; ach! ſo weit unſeren Landen entruͤckt!</l><lb/> </lg> </div> <div n="3"> <head>25.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Hier im Grab ein Schiffer, in jenem lieget ein Landmann;</l><lb/> <l>Alſo gemeinſam iſt A<hi rendition="#aq">ï</hi>s dem Meer und dem Land.</l><lb/> </lg> </div> <div n="3"> <head>26.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Einen Schiffer erblickſt du, den ſelbſt mitleidige Meerfluth</l><lb/> <l>Auch des letzten Gewands noch zu entbloͤßen geſcheut.</l><lb/> <l>Aber ein Menſch auch dieſes mit frevelnder Hand mir hinwegnahm,</l><lb/> <l>Lud fuͤr ſolchen Gewinn ſolches Vergehen ſich auf.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [484/0498]
21.
Unter den Lebenden ſtrahlteſt vorher als Stern du des Aufgangs‚
Hesperos glaͤnzeſt du jetzt ſterbend im Schattengebiet.
22.
Thraͤnen der Hekabe wohl und den ilioneiſchen Weibern
Gaben bei ihrer Geburt ſpinnend die Moiren zum Loos.
Dir auch, Dion, entriß den Siegspreis herrlicher Thaten
Goͤttergeſchick; es entſchwand glaͤnzender Hoffnung Gewinn.
Ruhſt nun im weiten Gefilde der Heimath, theuer den Buͤrgern,
O du, welcher mein Herz liebend in Flammen geſetzt!
23.
Einſt des aͤgaͤiſchen Meers hochbrauſende Wogen verlaſſend,
Ruhen wir mitten im Land jetzt um Ekbatana her.
Gruß dir, Heimath einſt, ruhmvolles Eretria, Gruß dir,
Nachbarliches Athen, Gruß dir, geliebteſtes Meer!
24.
Wir ſind euboͤiſchen Stamms von Cretia; nahe bei Suſa
Ruhen wir; ach! ſo weit unſeren Landen entruͤckt!
25.
Hier im Grab ein Schiffer, in jenem lieget ein Landmann;
Alſo gemeinſam iſt Aïs dem Meer und dem Land.
26.
Einen Schiffer erblickſt du, den ſelbſt mitleidige Meerfluth
Auch des letzten Gewands noch zu entbloͤßen geſcheut.
Aber ein Menſch auch dieſes mit frevelnder Hand mir hinwegnahm,
Lud fuͤr ſolchen Gewinn ſolches Vergehen ſich auf.
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