Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.Betrachtung. Daß ich an das Gestade bin entronnen Aus bittrer Leiden wilden Meereswellen, Kann nicht mein kummernächt'ges Herz erhellen, Fern abwärts glüh'n des Lebens goldne Sonnen. Was ist mir in dem Frühlingsland gewonnen, Wenn vor'ger Schmerzen Fluthen mich umstellen, Und diese Wehmuth trüb' an's Herz mir schwellen, Daß nicht in Glück mein Leben hat begonnen? Ich senke in mich selbst die Augen nieder, Und finde nicht die duft'gen Blüthestunden, Die mit des Frühlings Au'n das Herz umkleiden. Nicht wollet nun den äußren Lenz mir neiden! Aus spätem Glück ist früh das Glück entschwunden, Noch spät regt früher Schmerz die müden Glieder. Betrachtung. Daß ich an das Geſtade bin entronnen Aus bittrer Leiden wilden Meereswellen, Kann nicht mein kummernaͤcht’ges Herz erhellen, Fern abwaͤrts gluͤh’n des Lebens goldne Sonnen. Was iſt mir in dem Fruͤhlingsland gewonnen, Wenn vor’ger Schmerzen Fluthen mich umſtellen, Und dieſe Wehmuth truͤb’ an’s Herz mir ſchwellen, Daß nicht in Gluͤck mein Leben hat begonnen? Ich ſenke in mich ſelbſt die Augen nieder, Und finde nicht die duft’gen Bluͤtheſtunden, Die mit des Fruͤhlings Au’n das Herz umkleiden. Nicht wollet nun den aͤußren Lenz mir neiden! Aus ſpaͤtem Gluͤck iſt fruͤh das Gluͤck entſchwunden, Noch ſpaͤt regt fruͤher Schmerz die muͤden Glieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0508" n="494"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#fr #g">Betrachtung</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>aß ich an das Geſtade bin entronnen</l><lb/> <l>Aus bittrer Leiden wilden Meereswellen,</l><lb/> <l>Kann nicht mein kummernaͤcht’ges Herz erhellen,</l><lb/> <l>Fern abwaͤrts gluͤh’n des Lebens goldne Sonnen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Was iſt mir in dem Fruͤhlingsland gewonnen,</l><lb/> <l>Wenn vor’ger Schmerzen Fluthen mich umſtellen,</l><lb/> <l>Und dieſe Wehmuth truͤb’ an’s Herz mir ſchwellen,</l><lb/> <l>Daß nicht in Gluͤck mein Leben hat begonnen?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ich ſenke in mich ſelbſt die Augen nieder,</l><lb/> <l>Und finde nicht die duft’gen Bluͤtheſtunden,</l><lb/> <l>Die mit des Fruͤhlings Au’n das Herz umkleiden.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Nicht wollet nun den aͤußren Lenz mir neiden!</l><lb/> <l>Aus ſpaͤtem Gluͤck iſt fruͤh das Gluͤck entſchwunden,</l><lb/> <l>Noch ſpaͤt regt fruͤher Schmerz die muͤden Glieder.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [494/0508]
Betrachtung.
Daß ich an das Geſtade bin entronnen
Aus bittrer Leiden wilden Meereswellen,
Kann nicht mein kummernaͤcht’ges Herz erhellen,
Fern abwaͤrts gluͤh’n des Lebens goldne Sonnen.
Was iſt mir in dem Fruͤhlingsland gewonnen,
Wenn vor’ger Schmerzen Fluthen mich umſtellen,
Und dieſe Wehmuth truͤb’ an’s Herz mir ſchwellen,
Daß nicht in Gluͤck mein Leben hat begonnen?
Ich ſenke in mich ſelbſt die Augen nieder,
Und finde nicht die duft’gen Bluͤtheſtunden,
Die mit des Fruͤhlings Au’n das Herz umkleiden.
Nicht wollet nun den aͤußren Lenz mir neiden!
Aus ſpaͤtem Gluͤck iſt fruͤh das Gluͤck entſchwunden,
Noch ſpaͤt regt fruͤher Schmerz die muͤden Glieder.
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