Land gegen die Elbe hin, und beide Marschlinien mu߬ ten hier zusammentreffen. Morand kam mit 2500 Mann Fußvolk, einiger aus Douaniers bestehender Reiterei nebst 16 Stücken Geschütz, aus Schwedisch-Pommern, welches er auf erhaltenen Befehl geräumt hatte, und seine Stärke war hinreichend, den Marsch der Russen völlig aufzuhalten. In Mölln angekommen, und durch den Anblick einiger hier nicht vermutheten Kosaken stutzig geworden, ließ er seine Truppen plötzlich Halt machen. Ihn im Rücken stehen zu lassen, durfte Tet¬ tenborn nicht wagen, ihn anzugreifen war der einzige Rath, doch die Ausführung jedenfalls mißlich, da nur Reiterei ihm zu Gebote stand. Morand indeß wartete dies nicht ab, sondern wandte sich, in der Ungewißheit über die Stärke und Absicht der Russen, noch während der Nacht mit allen seinen Truppen nach Bergedorf, wo sich die französischen Beamten aus Hamburg mit den Douaniers und sonstigem Anhang, welche in der gährenden Stadt den Eingebungen der Furcht nicht länger widerstanden hatten, mit ihm vereinigten. Die Franzosen standen demnach zwischen die Russen und Hamburg vortheilhaft eingeschoben. Ihnen aber woll¬ ten die Vortheile ihrer Stellung keineswegs einleuch¬ ten. Morand glaubte sich stark genug, die von jenen schon ganz aufgegebene Stadt noch als guten Zufluchtsort behaupten zu können, und wollte dorthin marschiren; allein die Dänen, besorgt, daß Holstein nicht der Schau¬
III.17
Land gegen die Elbe hin, und beide Marſchlinien mu߬ ten hier zuſammentreffen. Morand kam mit 2500 Mann Fußvolk, einiger aus Douaniers beſtehender Reiterei nebſt 16 Stuͤcken Geſchuͤtz, aus Schwediſch-Pommern, welches er auf erhaltenen Befehl geraͤumt hatte, und ſeine Staͤrke war hinreichend, den Marſch der Ruſſen voͤllig aufzuhalten. In Moͤlln angekommen, und durch den Anblick einiger hier nicht vermutheten Koſaken ſtutzig geworden, ließ er ſeine Truppen ploͤtzlich Halt machen. Ihn im Ruͤcken ſtehen zu laſſen, durfte Tet¬ tenborn nicht wagen, ihn anzugreifen war der einzige Rath, doch die Ausfuͤhrung jedenfalls mißlich, da nur Reiterei ihm zu Gebote ſtand. Morand indeß wartete dies nicht ab, ſondern wandte ſich, in der Ungewißheit uͤber die Staͤrke und Abſicht der Ruſſen, noch waͤhrend der Nacht mit allen ſeinen Truppen nach Bergedorf, wo ſich die franzoͤſiſchen Beamten aus Hamburg mit den Douaniers und ſonſtigem Anhang, welche in der gaͤhrenden Stadt den Eingebungen der Furcht nicht laͤnger widerſtanden hatten, mit ihm vereinigten. Die Franzoſen ſtanden demnach zwiſchen die Ruſſen und Hamburg vortheilhaft eingeſchoben. Ihnen aber woll¬ ten die Vortheile ihrer Stellung keineswegs einleuch¬ ten. Morand glaubte ſich ſtark genug, die von jenen ſchon ganz aufgegebene Stadt noch als guten Zufluchtsort behaupten zu koͤnnen, und wollte dorthin marſchiren; allein die Daͤnen, beſorgt, daß Holſtein nicht der Schau¬
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Land gegen die Elbe hin, und beide Marſchlinien mu߬
ten hier zuſammentreffen. Morand kam mit 2500 Mann
Fußvolk, einiger aus Douaniers beſtehender Reiterei
nebſt 16 Stuͤcken Geſchuͤtz, aus Schwediſch-Pommern,
welches er auf erhaltenen Befehl geraͤumt hatte, und
ſeine Staͤrke war hinreichend, den Marſch der Ruſſen
voͤllig aufzuhalten. In Moͤlln angekommen, und durch
den Anblick einiger hier nicht vermutheten Koſaken
ſtutzig geworden, ließ er ſeine Truppen ploͤtzlich Halt
machen. Ihn im Ruͤcken ſtehen zu laſſen, durfte Tet¬
tenborn nicht wagen, ihn anzugreifen war der einzige
Rath, doch die Ausfuͤhrung jedenfalls mißlich, da nur
Reiterei ihm zu Gebote ſtand. Morand indeß wartete
dies nicht ab, ſondern wandte ſich, in der Ungewißheit
uͤber die Staͤrke und Abſicht der Ruſſen, noch waͤhrend
der Nacht mit allen ſeinen Truppen nach Bergedorf,
wo ſich die franzoͤſiſchen Beamten aus Hamburg mit
den Douaniers und ſonſtigem Anhang, welche in der
gaͤhrenden Stadt den Eingebungen der Furcht nicht
laͤnger widerſtanden hatten, mit ihm vereinigten. Die
Franzoſen ſtanden demnach zwiſchen die Ruſſen und
Hamburg vortheilhaft eingeſchoben. Ihnen aber woll¬
ten die Vortheile ihrer Stellung keineswegs einleuch¬
ten. Morand glaubte ſich ſtark genug, die von jenen
ſchon ganz aufgegebene Stadt noch als guten Zufluchtsort
behaupten zu koͤnnen, und wollte dorthin marſchiren;
allein die Daͤnen, beſorgt, daß Holſtein nicht der Schau¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/269>, abgerufen am 24.11.2024.
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