eingehende Nachricht, daß der Kaiser Alexander ihn mit den schmeichelhaftesten Lobsprüchen zum Generalmajor ernannt habe, und alles bisher Angeordnete und Ein¬ geleitete unbedingt gut heiße. Die bei den neuerrich¬ teten Truppen angestellten Offiziere wurden unbedingt in dem ihnen verliehenen Range bestätigt, und den russischen Offizieren, deren Ehren- und Feldzeichen ih¬ nen zu tragen erlaubt wurde, völlig gleichgestellt.
In der hamburgischen Bürgerschaft zeichneten sich Ludwig von Heß und Friedrich Perthes durch ihren Vaterlandseifer aus. Ersterer, als patriotischer Schrift¬ steller vortheilhaft bekannt, war früher in schwedischen Diensten Offizier gewesen, lebte aber seit vielen Jah¬ ren in Hamburg eingebürgert. Früheren, schon in Berlin empfangenen Anregungen gemäß, trug ihm Tet¬ tenborn die Errichtung und Führung einer Bürger¬ garde auf, die, durch Rath- und Bürgerschluß bestä¬ tigt, endlich nicht ohne Widerstand der ehemaligen Bürgerwachen, wobei die gänzliche Spaltung nur durch nachdrückliche Maßregeln verhindert wurde, zu Stande kam. Sie wurde in 6 Bataillons, jedes zu 1200 Mann, abgetheilt; eine Anzahl wohlhabender Bürger dienten zu Pferde; späterhin wurde, außer dem hanseatischen, auch städtisches Geschütz errichtet, dessen Dienst von Bürgern, welche sich demselben freiwillig widmeten, versehen wurde. Jeder Bürger vom achtzehnten bis zum fünfundvierzigsten Jahre sollte zu dieser Garde
eingehende Nachricht, daß der Kaiſer Alexander ihn mit den ſchmeichelhafteſten Lobſpruͤchen zum Generalmajor ernannt habe, und alles bisher Angeordnete und Ein¬ geleitete unbedingt gut heiße. Die bei den neuerrich¬ teten Truppen angeſtellten Offiziere wurden unbedingt in dem ihnen verliehenen Range beſtaͤtigt, und den ruſſiſchen Offizieren, deren Ehren- und Feldzeichen ih¬ nen zu tragen erlaubt wurde, voͤllig gleichgeſtellt.
In der hamburgiſchen Buͤrgerſchaft zeichneten ſich Ludwig von Heß und Friedrich Perthes durch ihren Vaterlandseifer aus. Erſterer, als patriotiſcher Schrift¬ ſteller vortheilhaft bekannt, war fruͤher in ſchwediſchen Dienſten Offizier geweſen, lebte aber ſeit vielen Jah¬ ren in Hamburg eingebuͤrgert. Fruͤheren, ſchon in Berlin empfangenen Anregungen gemaͤß, trug ihm Tet¬ tenborn die Errichtung und Fuͤhrung einer Buͤrger¬ garde auf, die, durch Rath- und Buͤrgerſchluß beſtaͤ¬ tigt, endlich nicht ohne Widerſtand der ehemaligen Buͤrgerwachen, wobei die gaͤnzliche Spaltung nur durch nachdruͤckliche Maßregeln verhindert wurde, zu Stande kam. Sie wurde in 6 Bataillons, jedes zu 1200 Mann, abgetheilt; eine Anzahl wohlhabender Buͤrger dienten zu Pferde; ſpaͤterhin wurde, außer dem hanſeatiſchen, auch ſtaͤdtiſches Geſchuͤtz errichtet, deſſen Dienſt von Buͤrgern, welche ſich demſelben freiwillig widmeten, verſehen wurde. Jeder Buͤrger vom achtzehnten bis zum fuͤnfundvierzigſten Jahre ſollte zu dieſer Garde
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eingehende Nachricht, daß der Kaiſer Alexander ihn mit
den ſchmeichelhafteſten Lobſpruͤchen zum Generalmajor
ernannt habe, und alles bisher Angeordnete und Ein¬
geleitete unbedingt gut heiße. Die bei den neuerrich¬
teten Truppen angeſtellten Offiziere wurden unbedingt
in dem ihnen verliehenen Range beſtaͤtigt, und den
ruſſiſchen Offizieren, deren Ehren- und Feldzeichen ih¬
nen zu tragen erlaubt wurde, voͤllig gleichgeſtellt.
In der hamburgiſchen Buͤrgerſchaft zeichneten ſich
Ludwig von Heß und Friedrich Perthes durch ihren
Vaterlandseifer aus. Erſterer, als patriotiſcher Schrift¬
ſteller vortheilhaft bekannt, war fruͤher in ſchwediſchen
Dienſten Offizier geweſen, lebte aber ſeit vielen Jah¬
ren in Hamburg eingebuͤrgert. Fruͤheren, ſchon in
Berlin empfangenen Anregungen gemaͤß, trug ihm Tet¬
tenborn die Errichtung und Fuͤhrung einer Buͤrger¬
garde auf, die, durch Rath- und Buͤrgerſchluß beſtaͤ¬
tigt, endlich nicht ohne Widerſtand der ehemaligen
Buͤrgerwachen, wobei die gaͤnzliche Spaltung nur durch
nachdruͤckliche Maßregeln verhindert wurde, zu Stande
kam. Sie wurde in 6 Bataillons, jedes zu 1200 Mann,
abgetheilt; eine Anzahl wohlhabender Buͤrger dienten
zu Pferde; ſpaͤterhin wurde, außer dem hanſeatiſchen,
auch ſtaͤdtiſches Geſchuͤtz errichtet, deſſen Dienſt von
Buͤrgern, welche ſich demſelben freiwillig widmeten,
verſehen wurde. Jeder Buͤrger vom achtzehnten bis
zum fuͤnfundvierzigſten Jahre ſollte zu dieſer Garde
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/302>, abgerufen am 24.11.2024.
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