Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

ein rasches Verderben. Der englisch-hannöversche Ge¬
neral von Dörnberg, eine aus Russen und Preußen
gemischte Schaar von etwa 2000 Mann befehligend,
war schon am 14. März bei Werben über die Elbe
gegangen, hatte sich aber vor der feindlichen Ueber¬
macht, die sich von Magdeburg aus gegen ihn wandte,
wieder auf das rechte Elbufer zurückziehen müssen.
Inzwischen war General Morand mit 3000 Mann und
11 Kanonen über Tostädt nach Lüneburg vorgerückt,
wo die Einwohner kurz vorher unter dem Beistand
von 50 Kosaken eine französische Schwadron, welche
die Stadt besetzen wollte, mit den Waffen in der Hand
zurückgetrieben hatten. Ein hartes Schicksal schien de߬
halb die unglückliche Stadt zu erwarten, und keine
Hülfe sie retten zu können. Die Franzosen waren
kaum eingerückt, als sie auch schon die Schlachtopfer
aussuchten, die ihrer Rache fallen und am 2. April
Vormittags erschossen werden sollten. General von
Dörnberg hatte sich aber mit Tschernyscheff und Alexan¬
der von Benkendorf vereinigt, war auf's neue über die
Elbe gegangen, und gegen Lüneburg stracks im An¬
zuge. Sie trafen eben zu rechter Zeit ein, um die
Sache des Feindes zu hindern, und griffen ihn mit
Ungestüm an. Die Franzosen wehrten sich tapfer, doch
als General Morand tödtlich verwundet worden, und
nirgends ein Ausweg zu ersehen war, streckten die übri¬
gen das Gewehr. Tettenborn hatte dem Feinde 600 Ko¬

ein raſches Verderben. Der engliſch-hannoͤverſche Ge¬
neral von Doͤrnberg, eine aus Ruſſen und Preußen
gemiſchte Schaar von etwa 2000 Mann befehligend,
war ſchon am 14. Maͤrz bei Werben uͤber die Elbe
gegangen, hatte ſich aber vor der feindlichen Ueber¬
macht, die ſich von Magdeburg aus gegen ihn wandte,
wieder auf das rechte Elbufer zuruͤckziehen muͤſſen.
Inzwiſchen war General Morand mit 3000 Mann und
11 Kanonen uͤber Toſtaͤdt nach Luͤneburg vorgeruͤckt,
wo die Einwohner kurz vorher unter dem Beiſtand
von 50 Koſaken eine franzoͤſiſche Schwadron, welche
die Stadt beſetzen wollte, mit den Waffen in der Hand
zuruͤckgetrieben hatten. Ein hartes Schickſal ſchien de߬
halb die ungluͤckliche Stadt zu erwarten, und keine
Huͤlfe ſie retten zu koͤnnen. Die Franzoſen waren
kaum eingeruͤckt, als ſie auch ſchon die Schlachtopfer
ausſuchten, die ihrer Rache fallen und am 2. April
Vormittags erſchoſſen werden ſollten. General von
Doͤrnberg hatte ſich aber mit Tſchernyſcheff und Alexan¬
der von Benkendorf vereinigt, war auf's neue uͤber die
Elbe gegangen, und gegen Luͤneburg ſtracks im An¬
zuge. Sie trafen eben zu rechter Zeit ein, um die
Sache des Feindes zu hindern, und griffen ihn mit
Ungeſtuͤm an. Die Franzoſen wehrten ſich tapfer, doch
als General Morand toͤdtlich verwundet worden, und
nirgends ein Ausweg zu erſehen war, ſtreckten die uͤbri¬
gen das Gewehr. Tettenborn hatte dem Feinde 600 Ko¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0311" n="299"/>
ein ra&#x017F;ches Verderben. Der engli&#x017F;ch-hanno&#x0364;ver&#x017F;che Ge¬<lb/>
neral von Do&#x0364;rnberg, eine aus Ru&#x017F;&#x017F;en und Preußen<lb/>
gemi&#x017F;chte Schaar von etwa <hi rendition="#b">2000</hi> Mann befehligend,<lb/>
war &#x017F;chon am <hi rendition="#b">14.</hi> Ma&#x0364;rz bei Werben u&#x0364;ber die Elbe<lb/>
gegangen, hatte &#x017F;ich aber vor der feindlichen Ueber¬<lb/>
macht, die &#x017F;ich von Magdeburg aus gegen ihn wandte,<lb/>
wieder auf das rechte Elbufer zuru&#x0364;ckziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Inzwi&#x017F;chen war General Morand mit <hi rendition="#b">3000</hi> Mann und<lb/><hi rendition="#b">11</hi> Kanonen u&#x0364;ber To&#x017F;ta&#x0364;dt nach Lu&#x0364;neburg vorgeru&#x0364;ckt,<lb/>
wo die Einwohner kurz vorher unter dem Bei&#x017F;tand<lb/>
von <hi rendition="#b">50</hi> Ko&#x017F;aken eine franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Schwadron, welche<lb/>
die Stadt be&#x017F;etzen wollte, mit den Waffen in der Hand<lb/>
zuru&#x0364;ckgetrieben hatten. Ein hartes Schick&#x017F;al &#x017F;chien de߬<lb/>
halb die unglu&#x0364;ckliche Stadt zu erwarten, und keine<lb/>
Hu&#x0364;lfe &#x017F;ie retten zu ko&#x0364;nnen. Die Franzo&#x017F;en waren<lb/>
kaum eingeru&#x0364;ckt, als &#x017F;ie auch &#x017F;chon die Schlachtopfer<lb/>
aus&#x017F;uchten, die ihrer Rache fallen und am <hi rendition="#b">2.</hi> April<lb/>
Vormittags er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en werden &#x017F;ollten. General von<lb/>
Do&#x0364;rnberg hatte &#x017F;ich aber mit T&#x017F;cherny&#x017F;cheff und Alexan¬<lb/>
der von Benkendorf vereinigt, war auf's neue u&#x0364;ber die<lb/>
Elbe gegangen, und gegen Lu&#x0364;neburg &#x017F;tracks im An¬<lb/>
zuge. Sie trafen eben zu rechter Zeit ein, um die<lb/>
Sache des Feindes zu hindern, und griffen ihn mit<lb/>
Unge&#x017F;tu&#x0364;m an. Die Franzo&#x017F;en wehrten &#x017F;ich tapfer, doch<lb/>
als General Morand to&#x0364;dtlich verwundet worden, und<lb/>
nirgends ein Ausweg zu er&#x017F;ehen war, &#x017F;treckten die u&#x0364;bri¬<lb/>
gen das Gewehr. Tettenborn hatte dem Feinde <hi rendition="#b">600</hi> Ko¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0311] ein raſches Verderben. Der engliſch-hannoͤverſche Ge¬ neral von Doͤrnberg, eine aus Ruſſen und Preußen gemiſchte Schaar von etwa 2000 Mann befehligend, war ſchon am 14. Maͤrz bei Werben uͤber die Elbe gegangen, hatte ſich aber vor der feindlichen Ueber¬ macht, die ſich von Magdeburg aus gegen ihn wandte, wieder auf das rechte Elbufer zuruͤckziehen muͤſſen. Inzwiſchen war General Morand mit 3000 Mann und 11 Kanonen uͤber Toſtaͤdt nach Luͤneburg vorgeruͤckt, wo die Einwohner kurz vorher unter dem Beiſtand von 50 Koſaken eine franzoͤſiſche Schwadron, welche die Stadt beſetzen wollte, mit den Waffen in der Hand zuruͤckgetrieben hatten. Ein hartes Schickſal ſchien de߬ halb die ungluͤckliche Stadt zu erwarten, und keine Huͤlfe ſie retten zu koͤnnen. Die Franzoſen waren kaum eingeruͤckt, als ſie auch ſchon die Schlachtopfer ausſuchten, die ihrer Rache fallen und am 2. April Vormittags erſchoſſen werden ſollten. General von Doͤrnberg hatte ſich aber mit Tſchernyſcheff und Alexan¬ der von Benkendorf vereinigt, war auf's neue uͤber die Elbe gegangen, und gegen Luͤneburg ſtracks im An¬ zuge. Sie trafen eben zu rechter Zeit ein, um die Sache des Feindes zu hindern, und griffen ihn mit Ungeſtuͤm an. Die Franzoſen wehrten ſich tapfer, doch als General Morand toͤdtlich verwundet worden, und nirgends ein Ausweg zu erſehen war, ſtreckten die uͤbri¬ gen das Gewehr. Tettenborn hatte dem Feinde 600 Ko¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/311
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/311>, abgerufen am 25.11.2024.