pen, welche von der Elbe kamen, angeordnet und Lü¬ neburg zum Vereinigungspunkte bestimmt gewesen war. General Montbrun rückte mit 4000 Mann, denen der Marschall Davoust an der Spitze der Haupttruppe fol¬ gen sollte, am 4. April in Lüneburg ein, wo er aber statt des General Morand nur die Spuren seiner Nie¬ derlage fand. Dörnberg hatte sich nämlich nach Boitzen¬ burg zurückgezogen, um den dortigen Uebergang über die Elbe, den der Feind wohl hätte mit seiner Macht versuchen können, zu vertheidigen. Hamburg sah sich auf's neue bedroht, die Stadt war offen, zwar mit Wällen umgeben, aber die Brustwehren und Thore waren abgetragen, und die Brücken überall unter¬ dämmt; es fehlte an Geschütz, die Besatzung bestand fast nur aus Reiterei. Die Einwohner kamen in große Bewegung; man hatte durch die frühere Unruhe schon gelernt, daß Hamburg der Schauplatz kriegerischer Er¬ eignisse werden könne, und daß man auf ernsthafte Prüfung gefaßt sein müsse. Der Muth und Eifer der Bessern war mit diesem Gedanken vertraut, und zwei¬ felte nicht, sich gegen den verhaßten Feind durch eigne Kraft zu behaupten. Tettenborn versäumte keinen Augenblick, die Maßregeln zu treffen, welche die Um¬ stände erfordeten und zuließen. Die Truppen wurden in Bereitschaft gesetzt, die gefahrvollsten Punkte be¬ wacht, und wo Ueberschwemmungen möglich waren, diese so weit vorbereitet, daß sie auf den ersten Wink
pen, welche von der Elbe kamen, angeordnet und Luͤ¬ neburg zum Vereinigungspunkte beſtimmt geweſen war. General Montbrun ruͤckte mit 4000 Mann, denen der Marſchall Davouſt an der Spitze der Haupttruppe fol¬ gen ſollte, am 4. April in Luͤneburg ein, wo er aber ſtatt des General Morand nur die Spuren ſeiner Nie¬ derlage fand. Doͤrnberg hatte ſich naͤmlich nach Boitzen¬ burg zuruͤckgezogen, um den dortigen Uebergang uͤber die Elbe, den der Feind wohl haͤtte mit ſeiner Macht verſuchen koͤnnen, zu vertheidigen. Hamburg ſah ſich auf's neue bedroht, die Stadt war offen, zwar mit Waͤllen umgeben, aber die Bruſtwehren und Thore waren abgetragen, und die Bruͤcken uͤberall unter¬ daͤmmt; es fehlte an Geſchuͤtz, die Beſatzung beſtand faſt nur aus Reiterei. Die Einwohner kamen in große Bewegung; man hatte durch die fruͤhere Unruhe ſchon gelernt, daß Hamburg der Schauplatz kriegeriſcher Er¬ eigniſſe werden koͤnne, und daß man auf ernſthafte Pruͤfung gefaßt ſein muͤſſe. Der Muth und Eifer der Beſſern war mit dieſem Gedanken vertraut, und zwei¬ felte nicht, ſich gegen den verhaßten Feind durch eigne Kraft zu behaupten. Tettenborn verſaͤumte keinen Augenblick, die Maßregeln zu treffen, welche die Um¬ ſtaͤnde erfordeten und zuließen. Die Truppen wurden in Bereitſchaft geſetzt, die gefahrvollſten Punkte be¬ wacht, und wo Ueberſchwemmungen moͤglich waren, dieſe ſo weit vorbereitet, daß ſie auf den erſten Wink
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0316"n="304"/>
pen, welche von der Elbe kamen, angeordnet und Luͤ¬<lb/>
neburg zum Vereinigungspunkte beſtimmt geweſen war.<lb/>
General Montbrun ruͤckte mit <hirendition="#b">4000</hi> Mann, denen der<lb/>
Marſchall Davouſt an der Spitze der Haupttruppe fol¬<lb/>
gen ſollte, am <hirendition="#b">4.</hi> April in Luͤneburg ein, wo er aber<lb/>ſtatt des General Morand nur die Spuren ſeiner Nie¬<lb/>
derlage fand. Doͤrnberg hatte ſich naͤmlich nach Boitzen¬<lb/>
burg zuruͤckgezogen, um den dortigen Uebergang uͤber<lb/>
die Elbe, den der Feind wohl haͤtte mit ſeiner Macht<lb/>
verſuchen koͤnnen, zu vertheidigen. Hamburg ſah ſich<lb/>
auf's neue bedroht, die Stadt war offen, zwar mit<lb/>
Waͤllen umgeben, aber die Bruſtwehren und Thore<lb/>
waren abgetragen, und die Bruͤcken uͤberall unter¬<lb/>
daͤmmt; es fehlte an Geſchuͤtz, die Beſatzung beſtand<lb/>
faſt nur aus Reiterei. Die Einwohner kamen in große<lb/>
Bewegung; man hatte durch die fruͤhere Unruhe ſchon<lb/>
gelernt, daß Hamburg der Schauplatz kriegeriſcher Er¬<lb/>
eigniſſe werden koͤnne, und daß man auf ernſthafte<lb/>
Pruͤfung gefaßt ſein muͤſſe. Der Muth und Eifer der<lb/>
Beſſern war mit dieſem Gedanken vertraut, und zwei¬<lb/>
felte nicht, ſich gegen den verhaßten Feind durch eigne<lb/>
Kraft zu behaupten. Tettenborn verſaͤumte keinen<lb/>
Augenblick, die Maßregeln zu treffen, welche die Um¬<lb/>ſtaͤnde erfordeten und zuließen. Die Truppen wurden<lb/>
in Bereitſchaft geſetzt, die gefahrvollſten Punkte be¬<lb/>
wacht, und wo Ueberſchwemmungen moͤglich waren,<lb/>
dieſe ſo weit vorbereitet, daß ſie auf den erſten Wink<lb/></p></div></body></text></TEI>
[304/0316]
pen, welche von der Elbe kamen, angeordnet und Luͤ¬
neburg zum Vereinigungspunkte beſtimmt geweſen war.
General Montbrun ruͤckte mit 4000 Mann, denen der
Marſchall Davouſt an der Spitze der Haupttruppe fol¬
gen ſollte, am 4. April in Luͤneburg ein, wo er aber
ſtatt des General Morand nur die Spuren ſeiner Nie¬
derlage fand. Doͤrnberg hatte ſich naͤmlich nach Boitzen¬
burg zuruͤckgezogen, um den dortigen Uebergang uͤber
die Elbe, den der Feind wohl haͤtte mit ſeiner Macht
verſuchen koͤnnen, zu vertheidigen. Hamburg ſah ſich
auf's neue bedroht, die Stadt war offen, zwar mit
Waͤllen umgeben, aber die Bruſtwehren und Thore
waren abgetragen, und die Bruͤcken uͤberall unter¬
daͤmmt; es fehlte an Geſchuͤtz, die Beſatzung beſtand
faſt nur aus Reiterei. Die Einwohner kamen in große
Bewegung; man hatte durch die fruͤhere Unruhe ſchon
gelernt, daß Hamburg der Schauplatz kriegeriſcher Er¬
eigniſſe werden koͤnne, und daß man auf ernſthafte
Pruͤfung gefaßt ſein muͤſſe. Der Muth und Eifer der
Beſſern war mit dieſem Gedanken vertraut, und zwei¬
felte nicht, ſich gegen den verhaßten Feind durch eigne
Kraft zu behaupten. Tettenborn verſaͤumte keinen
Augenblick, die Maßregeln zu treffen, welche die Um¬
ſtaͤnde erfordeten und zuließen. Die Truppen wurden
in Bereitſchaft geſetzt, die gefahrvollſten Punkte be¬
wacht, und wo Ueberſchwemmungen moͤglich waren,
dieſe ſo weit vorbereitet, daß ſie auf den erſten Wink
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/316>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.