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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

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pen, welche von der Elbe kamen, angeordnet und Lü¬
neburg zum Vereinigungspunkte bestimmt gewesen war.
General Montbrun rückte mit 4000 Mann, denen der
Marschall Davoust an der Spitze der Haupttruppe fol¬
gen sollte, am 4. April in Lüneburg ein, wo er aber
statt des General Morand nur die Spuren seiner Nie¬
derlage fand. Dörnberg hatte sich nämlich nach Boitzen¬
burg zurückgezogen, um den dortigen Uebergang über
die Elbe, den der Feind wohl hätte mit seiner Macht
versuchen können, zu vertheidigen. Hamburg sah sich
auf's neue bedroht, die Stadt war offen, zwar mit
Wällen umgeben, aber die Brustwehren und Thore
waren abgetragen, und die Brücken überall unter¬
dämmt; es fehlte an Geschütz, die Besatzung bestand
fast nur aus Reiterei. Die Einwohner kamen in große
Bewegung; man hatte durch die frühere Unruhe schon
gelernt, daß Hamburg der Schauplatz kriegerischer Er¬
eignisse werden könne, und daß man auf ernsthafte
Prüfung gefaßt sein müsse. Der Muth und Eifer der
Bessern war mit diesem Gedanken vertraut, und zwei¬
felte nicht, sich gegen den verhaßten Feind durch eigne
Kraft zu behaupten. Tettenborn versäumte keinen
Augenblick, die Maßregeln zu treffen, welche die Um¬
stände erfordeten und zuließen. Die Truppen wurden
in Bereitschaft gesetzt, die gefahrvollsten Punkte be¬
wacht, und wo Ueberschwemmungen möglich waren,
diese so weit vorbereitet, daß sie auf den ersten Wink

pen, welche von der Elbe kamen, angeordnet und Luͤ¬
neburg zum Vereinigungspunkte beſtimmt geweſen war.
General Montbrun ruͤckte mit 4000 Mann, denen der
Marſchall Davouſt an der Spitze der Haupttruppe fol¬
gen ſollte, am 4. April in Luͤneburg ein, wo er aber
ſtatt des General Morand nur die Spuren ſeiner Nie¬
derlage fand. Doͤrnberg hatte ſich naͤmlich nach Boitzen¬
burg zuruͤckgezogen, um den dortigen Uebergang uͤber
die Elbe, den der Feind wohl haͤtte mit ſeiner Macht
verſuchen koͤnnen, zu vertheidigen. Hamburg ſah ſich
auf's neue bedroht, die Stadt war offen, zwar mit
Waͤllen umgeben, aber die Bruſtwehren und Thore
waren abgetragen, und die Bruͤcken uͤberall unter¬
daͤmmt; es fehlte an Geſchuͤtz, die Beſatzung beſtand
faſt nur aus Reiterei. Die Einwohner kamen in große
Bewegung; man hatte durch die fruͤhere Unruhe ſchon
gelernt, daß Hamburg der Schauplatz kriegeriſcher Er¬
eigniſſe werden koͤnne, und daß man auf ernſthafte
Pruͤfung gefaßt ſein muͤſſe. Der Muth und Eifer der
Beſſern war mit dieſem Gedanken vertraut, und zwei¬
felte nicht, ſich gegen den verhaßten Feind durch eigne
Kraft zu behaupten. Tettenborn verſaͤumte keinen
Augenblick, die Maßregeln zu treffen, welche die Um¬
ſtaͤnde erfordeten und zuließen. Die Truppen wurden
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[304/0316] pen, welche von der Elbe kamen, angeordnet und Luͤ¬ neburg zum Vereinigungspunkte beſtimmt geweſen war. General Montbrun ruͤckte mit 4000 Mann, denen der Marſchall Davouſt an der Spitze der Haupttruppe fol¬ gen ſollte, am 4. April in Luͤneburg ein, wo er aber ſtatt des General Morand nur die Spuren ſeiner Nie¬ derlage fand. Doͤrnberg hatte ſich naͤmlich nach Boitzen¬ burg zuruͤckgezogen, um den dortigen Uebergang uͤber die Elbe, den der Feind wohl haͤtte mit ſeiner Macht verſuchen koͤnnen, zu vertheidigen. Hamburg ſah ſich auf's neue bedroht, die Stadt war offen, zwar mit Waͤllen umgeben, aber die Bruſtwehren und Thore waren abgetragen, und die Bruͤcken uͤberall unter¬ daͤmmt; es fehlte an Geſchuͤtz, die Beſatzung beſtand faſt nur aus Reiterei. Die Einwohner kamen in große Bewegung; man hatte durch die fruͤhere Unruhe ſchon gelernt, daß Hamburg der Schauplatz kriegeriſcher Er¬ eigniſſe werden koͤnne, und daß man auf ernſthafte Pruͤfung gefaßt ſein muͤſſe. Der Muth und Eifer der Beſſern war mit dieſem Gedanken vertraut, und zwei¬ felte nicht, ſich gegen den verhaßten Feind durch eigne Kraft zu behaupten. Tettenborn verſaͤumte keinen Augenblick, die Maßregeln zu treffen, welche die Um¬ ſtaͤnde erfordeten und zuließen. Die Truppen wurden in Bereitſchaft geſetzt, die gefahrvollſten Punkte be¬ wacht, und wo Ueberſchwemmungen moͤglich waren, dieſe ſo weit vorbereitet, daß ſie auf den erſten Wink

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/316>, abgerufen am 25.11.2024.