nen, und vom Ufer aus das Boot in Grund schießen würden, worauf man ihm denn bewilligte, auf dem Blockhause zu bleiben, von wo er am andern Tage nach vielem ungebärdigen Betragen über Wilhelmsburg nach Haarburg zurückkehrte. Das Volk bezeigte ein großes Vergnügen darüber, daß ihn Tettenborn nicht hatte sprechen wollen, und obgleich über seine Sen¬ dung nichts bekannt gemacht wurde, so war es doch bald ruchtbar, daß seine Aufforderung schnöd' abge¬ wiesen worden.
Den 11. Abends rückten nun wirklich die Dänen in Hamburg ein, zur unbeschreiblichen Freude der Ein¬ wohner, die sich nun schon ganz gerettet und für im¬ mer gesichert glaubten; ein Bataillon nebst 10 Kano¬ nen zog auf den Grasbrook, ein anderes wurde auf dem Hamburgerberg aufgestellt, ebenfalls von einer Batterie unterstützt, während andere Truppen sich bei Bergedorf versammeln sollten, um den Zollenspieker im Auge zu behalten. Mit unglaublichem Eifer wurde für die Dänen von den Bürgern gesorgt; nur daß sie im Biwak lagen, sonst konnten sie Gäste scheinen, die man eingeladen, um sie zu bewirthen, so reichlich wurde ihnen an Speise und Getränken das Beste dargereicht. Sie erschienen als gute Nachbaren, die in der Noth hülfreich bei der Hand sind, und die brave Mannschaft hatte in der That keinen andern Wunsch, als nun wirklich einmal auf die Franzosen loszuschlagen, mit
nen, und vom Ufer aus das Boot in Grund ſchießen wuͤrden, worauf man ihm denn bewilligte, auf dem Blockhauſe zu bleiben, von wo er am andern Tage nach vielem ungebaͤrdigen Betragen uͤber Wilhelmsburg nach Haarburg zuruͤckkehrte. Das Volk bezeigte ein großes Vergnuͤgen daruͤber, daß ihn Tettenborn nicht hatte ſprechen wollen, und obgleich uͤber ſeine Sen¬ dung nichts bekannt gemacht wurde, ſo war es doch bald ruchtbar, daß ſeine Aufforderung ſchnoͤd' abge¬ wieſen worden.
Den 11. Abends ruͤckten nun wirklich die Daͤnen in Hamburg ein, zur unbeſchreiblichen Freude der Ein¬ wohner, die ſich nun ſchon ganz gerettet und fuͤr im¬ mer geſichert glaubten; ein Bataillon nebſt 10 Kano¬ nen zog auf den Grasbrook, ein anderes wurde auf dem Hamburgerberg aufgeſtellt, ebenfalls von einer Batterie unterſtuͤtzt, waͤhrend andere Truppen ſich bei Bergedorf verſammeln ſollten, um den Zollenſpieker im Auge zu behalten. Mit unglaublichem Eifer wurde fuͤr die Daͤnen von den Buͤrgern geſorgt; nur daß ſie im Biwak lagen, ſonſt konnten ſie Gaͤſte ſcheinen, die man eingeladen, um ſie zu bewirthen, ſo reichlich wurde ihnen an Speiſe und Getraͤnken das Beſte dargereicht. Sie erſchienen als gute Nachbaren, die in der Noth huͤlfreich bei der Hand ſind, und die brave Mannſchaft hatte in der That keinen andern Wunſch, als nun wirklich einmal auf die Franzoſen loszuſchlagen, mit
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[346/0358]
nen, und vom Ufer aus das Boot in Grund ſchießen
wuͤrden, worauf man ihm denn bewilligte, auf dem
Blockhauſe zu bleiben, von wo er am andern Tage
nach vielem ungebaͤrdigen Betragen uͤber Wilhelmsburg
nach Haarburg zuruͤckkehrte. Das Volk bezeigte ein
großes Vergnuͤgen daruͤber, daß ihn Tettenborn nicht
hatte ſprechen wollen, und obgleich uͤber ſeine Sen¬
dung nichts bekannt gemacht wurde, ſo war es doch
bald ruchtbar, daß ſeine Aufforderung ſchnoͤd' abge¬
wieſen worden.
Den 11. Abends ruͤckten nun wirklich die Daͤnen
in Hamburg ein, zur unbeſchreiblichen Freude der Ein¬
wohner, die ſich nun ſchon ganz gerettet und fuͤr im¬
mer geſichert glaubten; ein Bataillon nebſt 10 Kano¬
nen zog auf den Grasbrook, ein anderes wurde auf
dem Hamburgerberg aufgeſtellt, ebenfalls von einer
Batterie unterſtuͤtzt, waͤhrend andere Truppen ſich bei
Bergedorf verſammeln ſollten, um den Zollenſpieker
im Auge zu behalten. Mit unglaublichem Eifer wurde
fuͤr die Daͤnen von den Buͤrgern geſorgt; nur daß ſie
im Biwak lagen, ſonſt konnten ſie Gaͤſte ſcheinen, die
man eingeladen, um ſie zu bewirthen, ſo reichlich wurde
ihnen an Speiſe und Getraͤnken das Beſte dargereicht.
Sie erſchienen als gute Nachbaren, die in der Noth
huͤlfreich bei der Hand ſind, und die brave Mannſchaft
hatte in der That keinen andern Wunſch, als nun
wirklich einmal auf die Franzoſen loszuſchlagen, mit
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/358>, abgerufen am 22.11.2024.
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