neral Döbbeln, der mit einer schwedischen Division am nächsten stand, und schilderte demselben die bedrängte Lage Hamburgs mit der Aufforderung, in dieser Noth Hülfe zu leisten; allein die Unterhandlung zog sich in die Länge und blieb noch unentschieden.
Die Franzosen säumten indeß nicht, ihre Fortschritte zu benutzen, und neue zu versuchen. Nachdem sie sich auf der Wilhelmsburg festgesetzt und von dieser Seite der Stadt nahe gekommen waren, trachteten sie auch den Uebergang beim Zollenspieker zu erzwingen, wo¬ durch Bergedorf und die einzige Verbindung zwischen Tettenborn und Wallmoden bedroht worden wäre. In der Nacht des 13. Mai's, nachdem die Hooper Schanze auf dem jenseitigen Ufer von den Hanseaten schon frü¬ her hatte geräumt werden müssen, landeten etwa 220 Franzosen unter einem heftigen Kanonenfeuer auf einer kleinen Elbinsel beim Zollenspieker, um zum weitern Uebergang vorläufig festen Fuß zu fassen. Der tapfre Major von Berger hatte aber nicht sobald ihren Lan¬ dungsplatz in der Dunkelheit entdeckt, als er Bretter über einige Boote werfen und 200 Mann Hanseaten und Lauenburger unter dem Hauptmann von Lucadou dahin übersetzen ließ. Die Kähne des Feindes waren grade zurückgekehrt, wahrscheinlich um andere Truppen nachzuholen. In dieser Lage war ihm kein Rückzug möglich, und gezwungen unterhielt er anderthalb Stun¬ den das heftigste Gewehrfeuer, dann aber stürmten die
neral Doͤbbeln, der mit einer ſchwediſchen Diviſion am naͤchſten ſtand, und ſchilderte demſelben die bedraͤngte Lage Hamburgs mit der Aufforderung, in dieſer Noth Huͤlfe zu leiſten; allein die Unterhandlung zog ſich in die Laͤnge und blieb noch unentſchieden.
Die Franzoſen ſaͤumten indeß nicht, ihre Fortſchritte zu benutzen, und neue zu verſuchen. Nachdem ſie ſich auf der Wilhelmsburg feſtgeſetzt und von dieſer Seite der Stadt nahe gekommen waren, trachteten ſie auch den Uebergang beim Zollenſpieker zu erzwingen, wo¬ durch Bergedorf und die einzige Verbindung zwiſchen Tettenborn und Wallmoden bedroht worden waͤre. In der Nacht des 13. Mai's, nachdem die Hooper Schanze auf dem jenſeitigen Ufer von den Hanſeaten ſchon fruͤ¬ her hatte geraͤumt werden muͤſſen, landeten etwa 220 Franzoſen unter einem heftigen Kanonenfeuer auf einer kleinen Elbinſel beim Zollenſpieker, um zum weitern Uebergang vorlaͤufig feſten Fuß zu faſſen. Der tapfre Major von Berger hatte aber nicht ſobald ihren Lan¬ dungsplatz in der Dunkelheit entdeckt, als er Bretter uͤber einige Boote werfen und 200 Mann Hanſeaten und Lauenburger unter dem Hauptmann von Lucadou dahin uͤberſetzen ließ. Die Kaͤhne des Feindes waren grade zuruͤckgekehrt, wahrſcheinlich um andere Truppen nachzuholen. In dieſer Lage war ihm kein Ruͤckzug moͤglich, und gezwungen unterhielt er anderthalb Stun¬ den das heftigſte Gewehrfeuer, dann aber ſtuͤrmten die
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neral Doͤbbeln, der mit einer ſchwediſchen Diviſion am
naͤchſten ſtand, und ſchilderte demſelben die bedraͤngte
Lage Hamburgs mit der Aufforderung, in dieſer Noth
Huͤlfe zu leiſten; allein die Unterhandlung zog ſich in
die Laͤnge und blieb noch unentſchieden.
Die Franzoſen ſaͤumten indeß nicht, ihre Fortſchritte
zu benutzen, und neue zu verſuchen. Nachdem ſie ſich
auf der Wilhelmsburg feſtgeſetzt und von dieſer Seite
der Stadt nahe gekommen waren, trachteten ſie auch
den Uebergang beim Zollenſpieker zu erzwingen, wo¬
durch Bergedorf und die einzige Verbindung zwiſchen
Tettenborn und Wallmoden bedroht worden waͤre. In
der Nacht des 13. Mai's, nachdem die Hooper Schanze
auf dem jenſeitigen Ufer von den Hanſeaten ſchon fruͤ¬
her hatte geraͤumt werden muͤſſen, landeten etwa 220
Franzoſen unter einem heftigen Kanonenfeuer auf einer
kleinen Elbinſel beim Zollenſpieker, um zum weitern
Uebergang vorlaͤufig feſten Fuß zu faſſen. Der tapfre
Major von Berger hatte aber nicht ſobald ihren Lan¬
dungsplatz in der Dunkelheit entdeckt, als er Bretter
uͤber einige Boote werfen und 200 Mann Hanſeaten
und Lauenburger unter dem Hauptmann von Lucadou
dahin uͤberſetzen ließ. Die Kaͤhne des Feindes waren
grade zuruͤckgekehrt, wahrſcheinlich um andere Truppen
nachzuholen. In dieſer Lage war ihm kein Ruͤckzug
moͤglich, und gezwungen unterhielt er anderthalb Stun¬
den das heftigſte Gewehrfeuer, dann aber ſtuͤrmten die
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/366>, abgerufen am 21.11.2024.
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