Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

der General von Rosen von Seiten des Kronprinzen
zu Tettenborn, um demselben den Anmarsch neuer
schwedischer Truppen anzukündigen. Ein Theil dersel¬
ben sollte in Hamburg selbst einrücken, die Hauptmasse
aber Wallmoden's Heertheil zu einer kräftigen Unter¬
nehmung auf das linke Elbufer und gegen Haarburg
verstärken, um die Franzosen durch diesen Angriff im
Rücken zu nöthigen, von ihrem Angriff auf Hamburg
abzulassen. Nichts konnte erwünschter sein, und schon
war alles abgeredet, als noch der General von Boye
eintraf, um wegen der schwedischen Truppen von den
Dänen, durch welche sie in Hamburg jeden Augenblick
eingeschlossen werden konnten, eine Sicherstellung zu
verlangen. Er forderte nur, daß die dänischen Gene¬
rale sich verpflichteten, jede Aenderung ihres neutralen
Verhaltens gegen die Schweden achtundvierzig Stun¬
den früher anzuzeigen, ehe sie thätig einschritten.

Mit diesem Auftrage ging der General von Boye
am 29. Mai selbst nach Altona, und Tettenborn
schug alle ihm durch Eifer und Klugheit eröffnete
Wege ein, seinen persönlichen Einfluß auf die Entschlie¬
ßungen der dänischen Befehlshaber geltend zu machen.

Während dieser Verhandlungen hatten die Franzosen
die mehrtägige Ruhe durch einen unerwarteten raschen
Angriff wieder unterbrochen. Sie waren früh vor
Tages Anbruch am 29. von Wilhelmsburg aus nach
dem Ochsenwärder übergegangen, hatten die schwachen

der General von Roſen von Seiten des Kronprinzen
zu Tettenborn, um demſelben den Anmarſch neuer
ſchwediſcher Truppen anzukuͤndigen. Ein Theil derſel¬
ben ſollte in Hamburg ſelbſt einruͤcken, die Hauptmaſſe
aber Wallmoden's Heertheil zu einer kraͤftigen Unter¬
nehmung auf das linke Elbufer und gegen Haarburg
verſtaͤrken, um die Franzoſen durch dieſen Angriff im
Ruͤcken zu noͤthigen, von ihrem Angriff auf Hamburg
abzulaſſen. Nichts konnte erwuͤnſchter ſein, und ſchon
war alles abgeredet, als noch der General von Boye
eintraf, um wegen der ſchwediſchen Truppen von den
Daͤnen, durch welche ſie in Hamburg jeden Augenblick
eingeſchloſſen werden konnten, eine Sicherſtellung zu
verlangen. Er forderte nur, daß die daͤniſchen Gene¬
rale ſich verpflichteten, jede Aenderung ihres neutralen
Verhaltens gegen die Schweden achtundvierzig Stun¬
den fruͤher anzuzeigen, ehe ſie thaͤtig einſchritten.

Mit dieſem Auftrage ging der General von Boye
am 29. Mai ſelbſt nach Altona, und Tettenborn
ſchug alle ihm durch Eifer und Klugheit eroͤffnete
Wege ein, ſeinen perſoͤnlichen Einfluß auf die Entſchlie¬
ßungen der daͤniſchen Befehlshaber geltend zu machen.

Waͤhrend dieſer Verhandlungen hatten die Franzoſen
die mehrtaͤgige Ruhe durch einen unerwarteten raſchen
Angriff wieder unterbrochen. Sie waren fruͤh vor
Tages Anbruch am 29. von Wilhelmsburg aus nach
dem Ochſenwaͤrder uͤbergegangen, hatten die ſchwachen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0388" n="376"/>
der General von Ro&#x017F;en von Seiten des Kronprinzen<lb/>
zu Tettenborn, um dem&#x017F;elben den Anmar&#x017F;ch neuer<lb/>
&#x017F;chwedi&#x017F;cher Truppen anzuku&#x0364;ndigen. Ein Theil der&#x017F;el¬<lb/>
ben &#x017F;ollte in Hamburg &#x017F;elb&#x017F;t einru&#x0364;cken, die Hauptma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
aber Wallmoden's Heertheil zu einer kra&#x0364;ftigen Unter¬<lb/>
nehmung auf das linke Elbufer und gegen Haarburg<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;rken, um die Franzo&#x017F;en durch die&#x017F;en Angriff im<lb/>
Ru&#x0364;cken zu no&#x0364;thigen, von ihrem Angriff auf Hamburg<lb/>
abzula&#x017F;&#x017F;en. Nichts konnte erwu&#x0364;n&#x017F;chter &#x017F;ein, und &#x017F;chon<lb/>
war alles abgeredet, als noch der General von Boye<lb/>
eintraf, um wegen der &#x017F;chwedi&#x017F;chen Truppen von den<lb/>
Da&#x0364;nen, durch welche &#x017F;ie in Hamburg jeden Augenblick<lb/>
einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden konnten, eine Sicher&#x017F;tellung zu<lb/>
verlangen. Er forderte nur, daß die da&#x0364;ni&#x017F;chen Gene¬<lb/>
rale &#x017F;ich verpflichteten, jede Aenderung ihres neutralen<lb/>
Verhaltens gegen die Schweden achtundvierzig Stun¬<lb/>
den fru&#x0364;her anzuzeigen, ehe &#x017F;ie tha&#x0364;tig ein&#x017F;chritten.</p><lb/>
        <p>Mit die&#x017F;em Auftrage ging der General von Boye<lb/>
am <hi rendition="#b">29.</hi> Mai &#x017F;elb&#x017F;t nach Altona, und Tettenborn<lb/>
&#x017F;chug alle ihm durch Eifer und Klugheit ero&#x0364;ffnete<lb/>
Wege ein, &#x017F;einen per&#x017F;o&#x0364;nlichen Einfluß auf die Ent&#x017F;chlie¬<lb/>
ßungen der da&#x0364;ni&#x017F;chen Befehlshaber geltend zu machen.</p><lb/>
        <p>Wa&#x0364;hrend die&#x017F;er Verhandlungen hatten die Franzo&#x017F;en<lb/>
die mehrta&#x0364;gige Ruhe durch einen unerwarteten ra&#x017F;chen<lb/>
Angriff wieder unterbrochen. Sie waren fru&#x0364;h vor<lb/>
Tages Anbruch am <hi rendition="#b">29.</hi> von Wilhelmsburg aus nach<lb/>
dem Och&#x017F;enwa&#x0364;rder u&#x0364;bergegangen, hatten die &#x017F;chwachen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0388] der General von Roſen von Seiten des Kronprinzen zu Tettenborn, um demſelben den Anmarſch neuer ſchwediſcher Truppen anzukuͤndigen. Ein Theil derſel¬ ben ſollte in Hamburg ſelbſt einruͤcken, die Hauptmaſſe aber Wallmoden's Heertheil zu einer kraͤftigen Unter¬ nehmung auf das linke Elbufer und gegen Haarburg verſtaͤrken, um die Franzoſen durch dieſen Angriff im Ruͤcken zu noͤthigen, von ihrem Angriff auf Hamburg abzulaſſen. Nichts konnte erwuͤnſchter ſein, und ſchon war alles abgeredet, als noch der General von Boye eintraf, um wegen der ſchwediſchen Truppen von den Daͤnen, durch welche ſie in Hamburg jeden Augenblick eingeſchloſſen werden konnten, eine Sicherſtellung zu verlangen. Er forderte nur, daß die daͤniſchen Gene¬ rale ſich verpflichteten, jede Aenderung ihres neutralen Verhaltens gegen die Schweden achtundvierzig Stun¬ den fruͤher anzuzeigen, ehe ſie thaͤtig einſchritten. Mit dieſem Auftrage ging der General von Boye am 29. Mai ſelbſt nach Altona, und Tettenborn ſchug alle ihm durch Eifer und Klugheit eroͤffnete Wege ein, ſeinen perſoͤnlichen Einfluß auf die Entſchlie¬ ßungen der daͤniſchen Befehlshaber geltend zu machen. Waͤhrend dieſer Verhandlungen hatten die Franzoſen die mehrtaͤgige Ruhe durch einen unerwarteten raſchen Angriff wieder unterbrochen. Sie waren fruͤh vor Tages Anbruch am 29. von Wilhelmsburg aus nach dem Ochſenwaͤrder uͤbergegangen, hatten die ſchwachen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/388
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/388>, abgerufen am 21.11.2024.