noch unserer fernerer Rückzug so nachtheilig werden, da jenes keine andern Bewegungen mehr unterstützte, und dieser bei jedem Schritt auf größere Verstärkun¬ gen führte.
Unsere Partheien fuhren fort, den Feind nach allen Richtungen zu belästigen und seine Wirksamkeit einzu¬ engen. Der Major von Lützow überfiel bei Wittenburg einen großen Zug französischer Wagen, nahm ihn, und machte viele Gefangene; die übrige Mannschaft der Be¬ deckung wurde größtentheils niedergehauen. Bei diesem Gefechte büßten wir auch Einige der Unsrigen ein, un¬ ter ihnen den jungen Grafen von Hardenberg und den Lieutenant Theodor Körner, letzterer bekannt durch die glückliche Dichtergabe, welche ihn inmitten aller Ab¬ wechslungen des Kriegslebens nie verließ. Er war von Wien, wo er in glücklichen Verhältnissen lebte und noch glücklicheren entgegen sah, dem frühsten Waffen¬ rufe gefolgt, und nebst vielen seiner sächsischen Lands¬ leute in die Lützow'sche Freischaar getreten, wo er so¬ wohl wegen seines frohherzigen Umgangs und heitern Dichtergeistes, als wegen seiner heldenmüthigen Tapfer¬ keit allgemeine Liebe erworben hatte. Bei Kitzen durch mehrere Säbelhiebe in den Kopf gefährlich verwundet, dachte er zu sterben, und in der That verschob seine Genesung nur auf kurze Zeit den ihm zugedachten Tod. Mit eifriger Eile hatte er sich bei seinen Waffengefähr¬ ten wieder eingefunden, mit ungestümer Verwegenheit
noch unſerer fernerer Ruͤckzug ſo nachtheilig werden, da jenes keine andern Bewegungen mehr unterſtuͤtzte, und dieſer bei jedem Schritt auf groͤßere Verſtaͤrkun¬ gen fuͤhrte.
Unſere Partheien fuhren fort, den Feind nach allen Richtungen zu belaͤſtigen und ſeine Wirkſamkeit einzu¬ engen. Der Major von Luͤtzow uͤberfiel bei Wittenburg einen großen Zug franzoͤſiſcher Wagen, nahm ihn, und machte viele Gefangene; die uͤbrige Mannſchaft der Be¬ deckung wurde groͤßtentheils niedergehauen. Bei dieſem Gefechte buͤßten wir auch Einige der Unſrigen ein, un¬ ter ihnen den jungen Grafen von Hardenberg und den Lieutenant Theodor Koͤrner, letzterer bekannt durch die gluͤckliche Dichtergabe, welche ihn inmitten aller Ab¬ wechslungen des Kriegslebens nie verließ. Er war von Wien, wo er in gluͤcklichen Verhaͤltniſſen lebte und noch gluͤcklicheren entgegen ſah, dem fruͤhſten Waffen¬ rufe gefolgt, und nebſt vielen ſeiner ſaͤchſiſchen Lands¬ leute in die Luͤtzow'ſche Freiſchaar getreten, wo er ſo¬ wohl wegen ſeines frohherzigen Umgangs und heitern Dichtergeiſtes, als wegen ſeiner heldenmuͤthigen Tapfer¬ keit allgemeine Liebe erworben hatte. Bei Kitzen durch mehrere Saͤbelhiebe in den Kopf gefaͤhrlich verwundet, dachte er zu ſterben, und in der That verſchob ſeine Geneſung nur auf kurze Zeit den ihm zugedachten Tod. Mit eifriger Eile hatte er ſich bei ſeinen Waffengefaͤhr¬ ten wieder eingefunden, mit ungeſtuͤmer Verwegenheit
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noch unſerer fernerer Ruͤckzug ſo nachtheilig werden,
da jenes keine andern Bewegungen mehr unterſtuͤtzte,
und dieſer bei jedem Schritt auf groͤßere Verſtaͤrkun¬
gen fuͤhrte.
Unſere Partheien fuhren fort, den Feind nach allen
Richtungen zu belaͤſtigen und ſeine Wirkſamkeit einzu¬
engen. Der Major von Luͤtzow uͤberfiel bei Wittenburg
einen großen Zug franzoͤſiſcher Wagen, nahm ihn, und
machte viele Gefangene; die uͤbrige Mannſchaft der Be¬
deckung wurde groͤßtentheils niedergehauen. Bei dieſem
Gefechte buͤßten wir auch Einige der Unſrigen ein, un¬
ter ihnen den jungen Grafen von Hardenberg und den
Lieutenant Theodor Koͤrner, letzterer bekannt durch die
gluͤckliche Dichtergabe, welche ihn inmitten aller Ab¬
wechslungen des Kriegslebens nie verließ. Er war
von Wien, wo er in gluͤcklichen Verhaͤltniſſen lebte und
noch gluͤcklicheren entgegen ſah, dem fruͤhſten Waffen¬
rufe gefolgt, und nebſt vielen ſeiner ſaͤchſiſchen Lands¬
leute in die Luͤtzow'ſche Freiſchaar getreten, wo er ſo¬
wohl wegen ſeines frohherzigen Umgangs und heitern
Dichtergeiſtes, als wegen ſeiner heldenmuͤthigen Tapfer¬
keit allgemeine Liebe erworben hatte. Bei Kitzen durch
mehrere Saͤbelhiebe in den Kopf gefaͤhrlich verwundet,
dachte er zu ſterben, und in der That verſchob ſeine
Geneſung nur auf kurze Zeit den ihm zugedachten Tod.
Mit eifriger Eile hatte er ſich bei ſeinen Waffengefaͤhr¬
ten wieder eingefunden, mit ungeſtuͤmer Verwegenheit
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/428>, abgerufen am 24.11.2024.
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