Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.mit seinem gewaltigen Nachdruck bedeutend vorlas. Es "Doch trifft von niemals fehlendem Bogen, doch so fühlten wir die zwiefachen Schauer der poetischenDer Rache Pfeil die Ferse Napoleon's, Und wär er dreimal, wie sein frevelnd Herz, in der Stygischen Fluth gebadet," Macht und politischen Kühnheit, und sahen die Poesie, gleich einem Krieger zum Tode gerüstet, die wirklichsten und unmittelbar nächsten Gefahren muthig durchwandern. Denn der unglückliche Palm war um nicht Größeres erschossen worden, und Napoleon's Haß und Grimm sah in dem Feinde niemals einen Edeln, mit dem ein glimpflicheres Verfahren geboten sein könnte, sondern stets nur den gemeinen Gegner, dessen man sich rasch und kurz entledigt. Wir fragten begierig nach dem Verfasser und hörten, als solcher bekenne sich ohne Hehl der Geheime Ober-Finanzrath Stägemann in Königs¬ berg, bisher nur als Dichter in Scherz- und Liebesge¬ sängen bekannt, jetzt aber in höherem Schwunge sein glückliches Talent dem Vaterlande weihend, ein vor¬ trefflicher Kopf, auch in Staatsgeschäften als solcher gerühmt. Wir riefen ihm Heil und Segen zu, und III. 3
mit ſeinem gewaltigen Nachdruck bedeutend vorlas. Es „Doch trifft von niemals fehlendem Bogen, doch ſo fuͤhlten wir die zwiefachen Schauer der poetiſchenDer Rache Pfeil die Ferſe Napoleon's, Und waͤr er dreimal, wie ſein frevelnd Herz, in der Stygiſchen Fluth gebadet,“ Macht und politiſchen Kuͤhnheit, und ſahen die Poeſie, gleich einem Krieger zum Tode geruͤſtet, die wirklichſten und unmittelbar naͤchſten Gefahren muthig durchwandern. Denn der ungluͤckliche Palm war um nicht Groͤßeres erſchoſſen worden, und Napoleon's Haß und Grimm ſah in dem Feinde niemals einen Edeln, mit dem ein glimpflicheres Verfahren geboten ſein koͤnnte, ſondern ſtets nur den gemeinen Gegner, deſſen man ſich raſch und kurz entledigt. Wir fragten begierig nach dem Verfaſſer und hoͤrten, als ſolcher bekenne ſich ohne Hehl der Geheime Ober-Finanzrath Staͤgemann in Koͤnigs¬ berg, bisher nur als Dichter in Scherz- und Liebesge¬ ſaͤngen bekannt, jetzt aber in hoͤherem Schwunge ſein gluͤckliches Talent dem Vaterlande weihend, ein vor¬ trefflicher Kopf, auch in Staatsgeſchaͤften als ſolcher geruͤhmt. Wir riefen ihm Heil und Segen zu, und III. 3
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mit ſeinem gewaltigen Nachdruck bedeutend vorlas. Es
war eine dem ruſſiſchen Kaiſer bei ſeinem Einzuge in
Koͤnigsberg gedruckt uͤberreichte Ode, worin der Geiſt
Friedrichs des Großen die troͤſtlichſten Verheißungen in
den ſtaͤrkſten Bildern ausſprach. Wenn wir Strophen
hoͤrten, wie dieſe:
„Doch trifft von niemals fehlendem Bogen, doch
Der Rache Pfeil die Ferſe Napoleon's,
Und waͤr er dreimal, wie ſein frevelnd
Herz, in der Stygiſchen Fluth gebadet,“
ſo fuͤhlten wir die zwiefachen Schauer der poetiſchen
Macht und politiſchen Kuͤhnheit, und ſahen die Poeſie,
gleich einem Krieger zum Tode geruͤſtet, die wirklichſten
und unmittelbar naͤchſten Gefahren muthig durchwandern.
Denn der ungluͤckliche Palm war um nicht Groͤßeres
erſchoſſen worden, und Napoleon's Haß und Grimm
ſah in dem Feinde niemals einen Edeln, mit dem ein
glimpflicheres Verfahren geboten ſein koͤnnte, ſondern
ſtets nur den gemeinen Gegner, deſſen man ſich raſch
und kurz entledigt. Wir fragten begierig nach dem
Verfaſſer und hoͤrten, als ſolcher bekenne ſich ohne Hehl
der Geheime Ober-Finanzrath Staͤgemann in Koͤnigs¬
berg, bisher nur als Dichter in Scherz- und Liebesge¬
ſaͤngen bekannt, jetzt aber in hoͤherem Schwunge ſein
gluͤckliches Talent dem Vaterlande weihend, ein vor¬
trefflicher Kopf, auch in Staatsgeſchaͤften als ſolcher
geruͤhmt. Wir riefen ihm Heil und Segen zu, und
III. 3
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