durch Truppen beunruhigt, deren Stärke er nicht zu schätzen, aber, nach allen Anordnungen, die er machen sah, für sehr bedeutend halten mußte; die Hauptmasse der Truppen Wallmoden's stand im Hintergrunde, und konnte nach Willkür auf der einen oder der andern Seite der Elbe das Uebergewicht geben. Jeder Irr¬ thum, jedes Versehen des französischen Feldhern konnte entscheidend werden, und ihn zur Räumung des Feldes zwingen.
Inzwischen erhielten wir auf dem nächsten Wege über Bleckede die Nachricht, daß der Feind, sobald er Boitzenburg besetzt gesehen, auf dieser Seite Halt gemacht, auf der andern aber nach dreistündigem hefti¬ gen Gefecht Zarrentin genommen habe, worauf die Unsern auch Boitzenburg verlassen hätten. Allein der Feind zog sich auch von Zarrentin bald wieder zurück, und nach Boitzenburg kam er gar nicht, so daß seine ganze Angriffsbewegung ein bloßer Scheinversuch blieb, sei es nun, daß er gleich anfangs nur einen solchen beabsichtigt habe, oder durch die Besetzung Lüneburgs und die Bewegungen Wallmoden's von seiner frühern Absicht abgebracht worden. Weil aber dennoch die Franzosen an der Stecknitz in mancherlei Bewegung blieben, befürchtete Wallmoden ein neues ernsthaftes Vordringen derselben in das Mecklenburgische, und rief auch Tettenborn ungesäumt nach Dannenberg zurück, um sodann bei Dömitz auf das rechte Elbufer überzu¬
durch Truppen beunruhigt, deren Staͤrke er nicht zu ſchaͤtzen, aber, nach allen Anordnungen, die er machen ſah, fuͤr ſehr bedeutend halten mußte; die Hauptmaſſe der Truppen Wallmoden's ſtand im Hintergrunde, und konnte nach Willkuͤr auf der einen oder der andern Seite der Elbe das Uebergewicht geben. Jeder Irr¬ thum, jedes Verſehen des franzoͤſiſchen Feldhern konnte entſcheidend werden, und ihn zur Raͤumung des Feldes zwingen.
Inzwiſchen erhielten wir auf dem naͤchſten Wege uͤber Bleckede die Nachricht, daß der Feind, ſobald er Boitzenburg beſetzt geſehen, auf dieſer Seite Halt gemacht, auf der andern aber nach dreiſtuͤndigem hefti¬ gen Gefecht Zarrentin genommen habe, worauf die Unſern auch Boitzenburg verlaſſen haͤtten. Allein der Feind zog ſich auch von Zarrentin bald wieder zuruͤck, und nach Boitzenburg kam er gar nicht, ſo daß ſeine ganze Angriffsbewegung ein bloßer Scheinverſuch blieb, ſei es nun, daß er gleich anfangs nur einen ſolchen beabſichtigt habe, oder durch die Beſetzung Luͤneburgs und die Bewegungen Wallmoden's von ſeiner fruͤhern Abſicht abgebracht worden. Weil aber dennoch die Franzoſen an der Stecknitz in mancherlei Bewegung blieben, befuͤrchtete Wallmoden ein neues ernſthaftes Vordringen derſelben in das Mecklenburgiſche, und rief auch Tettenborn ungeſaͤumt nach Dannenberg zuruͤck, um ſodann bei Doͤmitz auf das rechte Elbufer uͤberzu¬
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durch Truppen beunruhigt, deren Staͤrke er nicht zu
ſchaͤtzen, aber, nach allen Anordnungen, die er machen
ſah, fuͤr ſehr bedeutend halten mußte; die Hauptmaſſe
der Truppen Wallmoden's ſtand im Hintergrunde, und
konnte nach Willkuͤr auf der einen oder der andern
Seite der Elbe das Uebergewicht geben. Jeder Irr¬
thum, jedes Verſehen des franzoͤſiſchen Feldhern konnte
entſcheidend werden, und ihn zur Raͤumung des Feldes
zwingen.
Inzwiſchen erhielten wir auf dem naͤchſten Wege
uͤber Bleckede die Nachricht, daß der Feind, ſobald er
Boitzenburg beſetzt geſehen, auf dieſer Seite Halt
gemacht, auf der andern aber nach dreiſtuͤndigem hefti¬
gen Gefecht Zarrentin genommen habe, worauf die
Unſern auch Boitzenburg verlaſſen haͤtten. Allein der
Feind zog ſich auch von Zarrentin bald wieder zuruͤck,
und nach Boitzenburg kam er gar nicht, ſo daß ſeine
ganze Angriffsbewegung ein bloßer Scheinverſuch blieb,
ſei es nun, daß er gleich anfangs nur einen ſolchen
beabſichtigt habe, oder durch die Beſetzung Luͤneburgs
und die Bewegungen Wallmoden's von ſeiner fruͤhern
Abſicht abgebracht worden. Weil aber dennoch die
Franzoſen an der Stecknitz in mancherlei Bewegung
blieben, befuͤrchtete Wallmoden ein neues ernſthaftes
Vordringen derſelben in das Mecklenburgiſche, und rief
auch Tettenborn ungeſaͤumt nach Dannenberg zuruͤck,
um ſodann bei Doͤmitz auf das rechte Elbufer uͤberzu¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/458>, abgerufen am 16.02.2025.
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