tobers andauerte, ohne irgend etwas in der Stellung der beiderseitigen Truppen zu ändern. Auch in den folgenden Tagen blieb alles in dem alten Zustande; der General von Vegesack machte einen Angriff auf die ihm gegenüber stehenden Vorposten, bei welchem die hanseatische Reiterei sich sehr tapfer auszeichnete, allein ohne einen Erfolg zu bewirken. Ein trefflicher hanseati¬ scher Offizier, der junge Godefroy aus Hamburg, war unter den Gebliebenen.
Auf's neue der Langenweile eines Beobachtungs¬ kriegs, dem man nimmer entfliehen zu können schien, übergeben, mochte Tettenborn nicht länger einen Zu¬ stand ertragen, der allen seinen Eigenschaften wider¬ sprach, und seine ausgezeichnetsten Gaben beinahe unnütz ruhen ließ. Die Nachricht, daß Blücher mit dem schle¬ sischen Heer über die Elster gegangen sei, und den Feind fortwährend hart bedränge, so wie alles Andere, was man von der obern Elbe erfuhr, belebte immer auf's neue die Aussicht auf glückliche Partheigänge, die gerade jetzt an der Zeit zu sein schienen, während die Heere des Feindes noch das Feld hielten, und doch ihr Rückzug schon unvermeidlich dünkte. Der Zug des Generals Tschernyscheff nach Kassel und die glänzende Einnahme dieser Stadt hatte Schrecken und Bestürzung weithin verbreitet; allein durch stärkere, von Frank¬ furt her im Anmarsch befindliche französische Trup¬
tobers andauerte, ohne irgend etwas in der Stellung der beiderſeitigen Truppen zu aͤndern. Auch in den folgenden Tagen blieb alles in dem alten Zuſtande; der General von Vegeſack machte einen Angriff auf die ihm gegenuͤber ſtehenden Vorpoſten, bei welchem die hanſeatiſche Reiterei ſich ſehr tapfer auszeichnete, allein ohne einen Erfolg zu bewirken. Ein trefflicher hanſeati¬ ſcher Offizier, der junge Godefroy aus Hamburg, war unter den Gebliebenen.
Auf's neue der Langenweile eines Beobachtungs¬ kriegs, dem man nimmer entfliehen zu koͤnnen ſchien, uͤbergeben, mochte Tettenborn nicht laͤnger einen Zu¬ ſtand ertragen, der allen ſeinen Eigenſchaften wider¬ ſprach, und ſeine ausgezeichnetſten Gaben beinahe unnuͤtz ruhen ließ. Die Nachricht, daß Bluͤcher mit dem ſchle¬ ſiſchen Heer uͤber die Elſter gegangen ſei, und den Feind fortwaͤhrend hart bedraͤnge, ſo wie alles Andere, was man von der obern Elbe erfuhr, belebte immer auf's neue die Ausſicht auf gluͤckliche Partheigaͤnge, die gerade jetzt an der Zeit zu ſein ſchienen, waͤhrend die Heere des Feindes noch das Feld hielten, und doch ihr Ruͤckzug ſchon unvermeidlich duͤnkte. Der Zug des Generals Tſchernyſcheff nach Kaſſel und die glaͤnzende Einnahme dieſer Stadt hatte Schrecken und Beſtuͤrzung weithin verbreitet; allein durch ſtaͤrkere, von Frank¬ furt her im Anmarſch befindliche franzoͤſiſche Trup¬
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tobers andauerte, ohne irgend etwas in der Stellung
der beiderſeitigen Truppen zu aͤndern. Auch in den
folgenden Tagen blieb alles in dem alten Zuſtande;
der General von Vegeſack machte einen Angriff auf die
ihm gegenuͤber ſtehenden Vorpoſten, bei welchem die
hanſeatiſche Reiterei ſich ſehr tapfer auszeichnete, allein
ohne einen Erfolg zu bewirken. Ein trefflicher hanſeati¬
ſcher Offizier, der junge Godefroy aus Hamburg, war
unter den Gebliebenen.
Auf's neue der Langenweile eines Beobachtungs¬
kriegs, dem man nimmer entfliehen zu koͤnnen ſchien,
uͤbergeben, mochte Tettenborn nicht laͤnger einen Zu¬
ſtand ertragen, der allen ſeinen Eigenſchaften wider¬
ſprach, und ſeine ausgezeichnetſten Gaben beinahe unnuͤtz
ruhen ließ. Die Nachricht, daß Bluͤcher mit dem ſchle¬
ſiſchen Heer uͤber die Elſter gegangen ſei, und den
Feind fortwaͤhrend hart bedraͤnge, ſo wie alles Andere,
was man von der obern Elbe erfuhr, belebte immer
auf's neue die Ausſicht auf gluͤckliche Partheigaͤnge, die
gerade jetzt an der Zeit zu ſein ſchienen, waͤhrend die
Heere des Feindes noch das Feld hielten, und doch
ihr Ruͤckzug ſchon unvermeidlich duͤnkte. Der Zug des
Generals Tſchernyſcheff nach Kaſſel und die glaͤnzende
Einnahme dieſer Stadt hatte Schrecken und Beſtuͤrzung
weithin verbreitet; allein durch ſtaͤrkere, von Frank¬
furt her im Anmarſch befindliche franzoͤſiſche Trup¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/469>, abgerufen am 21.11.2024.
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