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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

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ihm viel erzaͤhlte, war und blieb ihm unheimlich; die
Entſchiedenheit dieſer Kraft aͤngſtigte ihn, und er ſagte,
er koͤnne dieſen Autor nur noch gymnaſtiſch leſen, mit
dem Inhalte ſeiner Philoſophie habe er nichts mehr zu
thun.

Jean Paul wurde hinausgerufen, und ich blieb eine
Weile mit ſeiner Frau allein. Auch dieſer wußte ich
von ihrer Vaterſtadt Berlin mancherlei zu erzaͤhlen, und
ihre Theilnahme fuͤr dortige Verhaͤltniſſe und Perſonen
hatte nach allem, was ſie ſchon mit angehoͤrt, noch eine
große Nachleſe zu halten. Die Frau gefiel mir unge¬
mein; ſanft, fein, ſittig, verband ſie mit dem ſchoͤnſten
Eindruck der Haͤuslichkeit zugleich hoͤhere Geſellſchafts¬
gaben und freiere Welteinſicht, als Jean Paul zu haben
ſchien. Sie wollte ſich aber dem trefflichen Mann auch
in dieſer Beziehung gern unterordnen. Aus allem ging
hervor, daß beide Gatten ein recht gluͤckliches Leben zu¬
ſammen fuͤhrten. Ihre drei Kinder ſind ſchoͤne, liebliche,
friſche Geſchoͤpfe. Ein Knabe, Max, von fuͤnf Jahren,
iſt der Liebling des Vaters, der einen kuͤnftigen Kriegs¬
helden in ihm ſieht; in der That iſt er ganz Kraft und
Muth, und auch von Koͤrper ausgezeichnet, ich fuͤhlte
die ſtarken Knochen und Sehnen ſeiner kleinen Arme
mit Erſtaunen. Zwei Maͤdchen, Emma und Ottilie,
aͤlter und juͤnger als der Knabe, ſahen ſehr lieblich aus,
und zeigten, bei ſchon merkbarer Verſchiedenheit der An¬
lagen, das gemeinſame Gute der Eltern unzweifelhaft.

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/80>, abgerufen am 26.02.2025.