ich nicht konnte? Ich hab' es Ihnen ja gesagt. Und müssen Sie eben so schlecht sein, als ich! -- -- oder ist es wahr, und möglich, daß Sie unzufrieden mir mir sind -- aus wer weiß welcher Ursach -- können Sie es dennoch, irgend jemand besser sagen, mich gerechter, für Sie, soulagirender, bei irgend einem Wesen als bei mir selbst verklagen? -- Schweigen Sie aber, wie es wohl kömmt, eben weil man angefangen hat zu schweigen, so ist das auch sehr unrecht. War Ihnen nicht sonst wohl, fühlten Sie sich nicht aufgelöst, wenn Sie zu mir sprachen? Und sollte man sich das wohl versagen, oder vernachlässigen?
Ich weiß noch nicht, ob ich Mlle. Meyer diesen Brief gebe, oder ihn auf die Post lege, damit Sie ihn noch früher, in Halle, bekommen. Sein Sie gütig gegen sie; sie muß Ih- nen als eine gute Freundin von mir, und als ein artiges, feines, liebenswürdiges Mädchen, angenehm sein. Sie wird sich an Sie, in Leipzig, wegen manches wenden, als z. B. Beygangs Anstalt zu sehn u. dgl. Zeigen Sie ihr was Sie sonst Gutes und Hübsches können. Sie wird Ihnen eine Idylle von Goethe zeigen, welche im künftigen Musenalma- nach stehen wird, von der ich nicht schweige, weil ich will, sondern weil ich muß. Ich werde -- doch noch -- alle Tage empfindlicher: und Goethe, und ich, sind so konfundirt in mir, daß ich mit seinen Worten empfinde -- so falsch es ist -- nicht einmal denke: ja, ja, es geht noch immer crescendo: der weiß es, was ich meine, er kann alles sagen. Es ist ein Gott! Lesen Sie die Idylle. Glauben Sie nicht, daß ich wegen der Idylle so frisch rase. Nein, Iphigenie lasen
ich nicht konnte? Ich hab’ es Ihnen ja geſagt. Und müſſen Sie eben ſo ſchlecht ſein, als ich! — — oder iſt es wahr, und möglich, daß Sie unzufrieden mir mir ſind — aus wer weiß welcher Urſach — können Sie es dennoch, irgend jemand beſſer ſagen, mich gerechter, für Sie, ſoulagirender, bei irgend einem Weſen als bei mir ſelbſt verklagen? — Schweigen Sie aber, wie es wohl kömmt, eben weil man angefangen hat zu ſchweigen, ſo iſt das auch ſehr unrecht. War Ihnen nicht ſonſt wohl, fühlten Sie ſich nicht aufgelöſt, wenn Sie zu mir ſprachen? Und ſollte man ſich das wohl verſagen, oder vernachläſſigen?
Ich weiß noch nicht, ob ich Mlle. Meyer dieſen Brief gebe, oder ihn auf die Poſt lege, damit Sie ihn noch früher, in Halle, bekommen. Sein Sie gütig gegen ſie; ſie muß Ih- nen als eine gute Freundin von mir, und als ein artiges, feines, liebenswürdiges Mädchen, angenehm ſein. Sie wird ſich an Sie, in Leipzig, wegen manches wenden, als z. B. Beygangs Anſtalt zu ſehn u. dgl. Zeigen Sie ihr was Sie ſonſt Gutes und Hübſches können. Sie wird Ihnen eine Idylle von Goethe zeigen, welche im künftigen Muſenalma- nach ſtehen wird, von der ich nicht ſchweige, weil ich will, ſondern weil ich muß. Ich werde — doch noch — alle Tage empfindlicher: und Goethe, und ich, ſind ſo konfundirt in mir, daß ich mit ſeinen Worten empfinde — ſo falſch es iſt — nicht einmal denke: ja, ja, es geht noch immer crescendo: der weiß es, was ich meine, er kann alles ſagen. Es iſt ein Gott! Leſen Sie die Idylle. Glauben Sie nicht, daß ich wegen der Idylle ſo friſch raſe. Nein, Iphigenie laſen
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ich nicht konnte? Ich hab’ es Ihnen ja geſagt. Und müſſen
Sie eben ſo ſchlecht ſein, als ich! — — oder iſt es wahr,
und möglich, daß Sie unzufrieden mir mir ſind — aus wer
weiß welcher Urſach — können Sie es dennoch, irgend
jemand beſſer ſagen, mich gerechter, für Sie, ſoulagirender,
bei irgend einem Weſen als bei mir ſelbſt verklagen? —
Schweigen Sie aber, wie es wohl kömmt, eben weil man
angefangen hat zu ſchweigen, ſo iſt das auch ſehr unrecht.
War Ihnen nicht ſonſt wohl, fühlten Sie ſich nicht aufgelöſt,
wenn Sie zu mir ſprachen? Und ſollte man ſich das wohl
verſagen, oder vernachläſſigen?
Ich weiß noch nicht, ob ich Mlle. Meyer dieſen Brief
gebe, oder ihn auf die Poſt lege, damit Sie ihn noch früher,
in Halle, bekommen. Sein Sie gütig gegen ſie; ſie muß Ih-
nen als eine gute Freundin von mir, und als ein artiges,
feines, liebenswürdiges Mädchen, angenehm ſein. Sie wird
ſich an Sie, in Leipzig, wegen manches wenden, als z. B.
Beygangs Anſtalt zu ſehn u. dgl. Zeigen Sie ihr was Sie
ſonſt Gutes und Hübſches können. Sie wird Ihnen eine
Idylle von Goethe zeigen, welche im künftigen Muſenalma-
nach ſtehen wird, von der ich nicht ſchweige, weil ich will,
ſondern weil ich muß. Ich werde — doch noch — alle Tage
empfindlicher: und Goethe, und ich, ſind ſo konfundirt in mir,
daß ich mit ſeinen Worten empfinde — ſo falſch es iſt —
nicht einmal denke: ja, ja, es geht noch immer crescendo:
der weiß es, was ich meine, er kann alles ſagen. Es iſt
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/178>, abgerufen am 22.12.2024.
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