heit kalt erlistet, was ihn frei überströmen soll, dem fehlt wohl das Einzige, was Gescheidte von der Klugheit abhält! -- Lieber verzweifle ich.
Man ist nie mit einem Menschen zusammen, als wenn man allein mit ihm ist. -- Ich gehe noch weiter, -- man ist es nie eigentlicher, als wenn man an ihn in seiner Abwesen- heit denkt, und sich vorstellt, was man ihm sagen will.
Es gehört mit zu den Kenntnissen, wie man das Leben behandeln sollte, zu wissen, daß man Berechnungen anstellen soll, wo das Herz und ein edles Gemüth sich sträubt zu rech- nen: und daß man es wagt, sich dem Zufall zu ergeben, wo alles berechnet werden könnte.
Wenn ich mich verrechnet und folglich geirrt habe, und es ist mit Scharfsinn geschehen, so bin ich zufrieden. Hab' ich aber richtig vermuthet, und der Ausgang giebt mir Recht, so kann ich zufrieden sein, und wenn ich noch so dumm zu Werke gegangen bin.
Darum scheut man sich, und nicht genug, manthes aus- zusprechen, weil man es gleichsam in die Welt, aus der über- sinnlichen, hineinhebt: und für die Wirkung nicht mehr stehen kann. Das fühlt der Dümmste oft, und der Kluge ist oft nicht klug genug, auf dieses Gefühl zu lauschen.
Es ist aber auch nicht gut, auch nur das Geringste zu
heit kalt erliſtet, was ihn frei überſtrömen ſoll, dem fehlt wohl das Einzige, was Geſcheidte von der Klugheit abhält! — Lieber verzweifle ich.
Man iſt nie mit einem Menſchen zuſammen, als wenn man allein mit ihm iſt. — Ich gehe noch weiter, — man iſt es nie eigentlicher, als wenn man an ihn in ſeiner Abweſen- heit denkt, und ſich vorſtellt, was man ihm ſagen will.
Es gehört mit zu den Kenntniſſen, wie man das Leben behandeln ſollte, zu wiſſen, daß man Berechnungen anſtellen ſoll, wo das Herz und ein edles Gemüth ſich ſträubt zu rech- nen: und daß man es wagt, ſich dem Zufall zu ergeben, wo alles berechnet werden könnte.
Wenn ich mich verrechnet und folglich geirrt habe, und es iſt mit Scharfſinn geſchehen, ſo bin ich zufrieden. Hab’ ich aber richtig vermuthet, und der Ausgang giebt mir Recht, ſo kann ich zufrieden ſein, und wenn ich noch ſo dumm zu Werke gegangen bin.
Darum ſcheut man ſich, und nicht genug, manthes aus- zuſprechen, weil man es gleichſam in die Welt, aus der über- ſinnlichen, hineinhebt: und für die Wirkung nicht mehr ſtehen kann. Das fühlt der Dümmſte oft, und der Kluge iſt oft nicht klug genug, auf dieſes Gefühl zu lauſchen.
Es iſt aber auch nicht gut, auch nur das Geringſte zu
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heit kalt erliſtet, was ihn frei überſtrömen ſoll, dem fehlt wohl
das Einzige, was Geſcheidte von der Klugheit abhält! —
Lieber verzweifle ich.
Man iſt nie mit einem Menſchen zuſammen, als wenn
man allein mit ihm iſt. — Ich gehe noch weiter, — man iſt
es nie eigentlicher, als wenn man an ihn in ſeiner Abweſen-
heit denkt, und ſich vorſtellt, was man ihm ſagen will.
Es gehört mit zu den Kenntniſſen, wie man das Leben
behandeln ſollte, zu wiſſen, daß man Berechnungen anſtellen
ſoll, wo das Herz und ein edles Gemüth ſich ſträubt zu rech-
nen: und daß man es wagt, ſich dem Zufall zu ergeben, wo
alles berechnet werden könnte.
Wenn ich mich verrechnet und folglich geirrt habe, und
es iſt mit Scharfſinn geſchehen, ſo bin ich zufrieden. Hab’
ich aber richtig vermuthet, und der Ausgang giebt mir Recht,
ſo kann ich zufrieden ſein, und wenn ich noch ſo dumm zu
Werke gegangen bin.
Darum ſcheut man ſich, und nicht genug, manthes aus-
zuſprechen, weil man es gleichſam in die Welt, aus der über-
ſinnlichen, hineinhebt: und für die Wirkung nicht mehr ſtehen
kann. Das fühlt der Dümmſte oft, und der Kluge iſt oft
nicht klug genug, auf dieſes Gefühl zu lauſchen.
Es iſt aber auch nicht gut, auch nur das Geringſte zu
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/208>, abgerufen am 22.12.2024.
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