ewig; wenn auch der Augenblick vorüber ist. Daß aber diese Gründe und der Augenblick nicht zusammen dauren: macht die ganze Menschlich- und Endlichkeit aus. Willst du kein Mensch sein? Recht. Bring dich um. Bei mir ist's um- gekehrt; was recht endlich, und recht menschlich ist, beruhigt mich; und ganz. Sprich viel mit mir; dies und meine Ant- worten werden dir wohlthun, und dich lösen. Es ist süß, und voll Trost, in der öden Welt, zu einem Gemüthe reden zu dürfen, welches jeden Schmerz kennt; und mit einer Zunge vernehmlich antwortet, -- eine Art Bescheid --, daß man nicht allein herum irrt, und nicht unerhörte! Leiden (ganz neue) zu bestehen hat. Diesen Trost, und keinen an- dern! können sich die Menschen gewähren, wenn sie Freunde sein wollen. Ich möcht' ihn dir gerne schaffen, weil ich ihn nicht hatte. Ich danke dir für alle freundliche Äußerungen und alles Lob, das du mir ertheilst, es freut mich! Grüß Friedel. Ich möchte dem gesunden Menschen hier manches zeigen. Er denkt, er hat mich vergessen: und es ist gar nicht wahr; er wird einmal sehen, wenn er mich wiedersieht, wie ich ihm auf's Herz fallen werde; mich vergißt man nur in meiner Abwesenheit. Doktor Markuse mache ich tausend Kom- plimente!!! ich denke oft an ihn. Sein kinderliebendes Ge- müthe steht mir auch von weitem vor: und wenn ich wieder- komme, soll er einer von den Wenigen sein. Die gemeinen Bengels will ich aber alle gar nicht gekannt haben. Es thut mir leid, daß in der B. nicht mehr Harmonie für's Äußere ist: sie hat große Eigenschaften; hätte sie sie doch nicht in ordinaire, und flitterstaat-ähnliche Verhältnisse gesperrt! für
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ewig; wenn auch der Augenblick vorüber iſt. Daß aber dieſe Gründe und der Augenblick nicht zuſammen dauren: macht die ganze Menſchlich- und Endlichkeit aus. Willſt du kein Menſch ſein? Recht. Bring dich um. Bei mir iſt’s um- gekehrt; was recht endlich, und recht menſchlich iſt, beruhigt mich; und ganz. Sprich viel mit mir; dies und meine Ant- worten werden dir wohlthun, und dich löſen. Es iſt ſüß, und voll Troſt, in der öden Welt, zu einem Gemüthe reden zu dürfen, welches jeden Schmerz kennt; und mit einer Zunge vernehmlich antwortet, — eine Art Beſcheid —, daß man nicht allein herum irrt, und nicht unerhörte! Leiden (ganz neue) zu beſtehen hat. Dieſen Troſt, und keinen an- dern! können ſich die Menſchen gewähren, wenn ſie Freunde ſein wollen. Ich möcht’ ihn dir gerne ſchaffen, weil ich ihn nicht hatte. Ich danke dir für alle freundliche Äußerungen und alles Lob, das du mir ertheilſt, es freut mich! Grüß Friedel. Ich möchte dem geſunden Menſchen hier manches zeigen. Er denkt, er hat mich vergeſſen: und es iſt gar nicht wahr; er wird einmal ſehen, wenn er mich wiederſieht, wie ich ihm auf’s Herz fallen werde; mich vergißt man nur in meiner Abweſenheit. Doktor Markuſe mache ich tauſend Kom- plimente!!! ich denke oft an ihn. Sein kinderliebendes Ge- müthe ſteht mir auch von weitem vor: und wenn ich wieder- komme, ſoll er einer von den Wenigen ſein. Die gemeinen Bengels will ich aber alle gar nicht gekannt haben. Es thut mir leid, daß in der B. nicht mehr Harmonie für’s Äußere iſt: ſie hat große Eigenſchaften; hätte ſie ſie doch nicht in ordinaire, und flitterſtaat-ähnliche Verhältniſſe geſperrt! für
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die ganze Menſchlich- und Endlichkeit aus. Willſt du kein
Menſch ſein? Recht. Bring dich um. Bei mir iſt’s um-
gekehrt; was recht endlich, und recht menſchlich iſt, beruhigt
mich; und ganz. Sprich viel mit mir; dies und meine Ant-
worten werden dir wohlthun, und dich löſen. Es iſt ſüß,
und voll Troſt, in der öden Welt, zu einem Gemüthe reden
zu dürfen, welches jeden Schmerz kennt; und mit einer Zunge
vernehmlich antwortet, — eine Art Beſcheid —, daß man
nicht allein herum irrt, und nicht unerhörte! Leiden
(ganz neue) zu beſtehen hat. Dieſen Troſt, und keinen an-
dern! können ſich die Menſchen gewähren, wenn ſie Freunde
ſein wollen. Ich möcht’ ihn dir gerne ſchaffen, weil ich ihn
nicht hatte. Ich danke dir für alle freundliche Äußerungen
und alles Lob, das du mir ertheilſt, es freut mich! Grüß
Friedel. Ich möchte dem geſunden Menſchen hier manches
zeigen. Er denkt, er hat mich vergeſſen: und es iſt gar nicht
wahr; er wird einmal ſehen, wenn er mich wiederſieht, wie
ich ihm auf’s Herz fallen werde; mich vergißt man nur in
meiner Abweſenheit. Doktor Markuſe mache ich tauſend Kom-
plimente!!! ich denke oft an ihn. Sein kinderliebendes Ge-
müthe ſteht mir auch von weitem vor: und wenn ich wieder-
komme, ſoll er einer von den Wenigen ſein. Die gemeinen
Bengels will ich aber alle gar nicht gekannt haben. Es thut
mir leid, daß in der B. nicht mehr Harmonie für’s Äußere
iſt: ſie hat große Eigenſchaften; hätte ſie ſie doch nicht in
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/239>, abgerufen am 22.12.2024.
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