ten, und in prächtigen Zimmern und Lauben stänken! Sol- chen Wirrwarr möchte ich sehen! Wie Pferde-Rebellion! Alles möchte ich deutlicher und härter! Beichten, durch Zauber ver- anstaltet, auch; wie käme da ein jeder zu dem Seinigen: das Gold schrollte in die Erde zurück.
An Varnhagen, in Berlin.
Mittwoch, den 14. September 1808.
-- Mir war ganz krank; -- die große Erschütterung des Herzens, das gewaltige Schwanken der ganzen Seele, welches alles sich in Angst auflöst, und beim Erwachen Schreck ist, rüttelt ja wohl ein wenig zusammen. -- Mein Ausziehen thut außerordentlich viel dabei! Erstlich schon etwas zu besorgen zu haben für eine Sache, die man verabscheut; wo einem Unrecht geschieht, das schlecht wirket; in einen fremden und keinen neuen Ort zu kommen. Meine Leidensgruft, das Stammhaus meiner Qual zu verlassen, mich plötzlich im strengsten Verstande des Worts allein, und ohne jede Hoff- nung, ohne irgend einen Plan, mit der tiefsten Einsicht, mit der beleidigtsten Seele, ohne Muth zur Beschäftigung zu fin- den. Du weißt, wie ich sonst lebte. Umringt, verfolgt vom Morgen bis in die tiefe Nacht, wenn auch nur von scheinba- ren Freunden. In meiner Familie belebt, und noch Unzählige mit mir im Verkehr; die Stadt, Theater und Musik. -- Ver- zeihe! Nimm hier in der Stadt diese Klage noch hin! Es ist der Hefen unseres Umgangs. Über Feld, weiß ich, schon jetzt, werde ich dir anders schreiben. Wozu auch so! Wer
ten, und in prächtigen Zimmern und Lauben ſtänken! Sol- chen Wirrwarr möchte ich ſehen! Wie Pferde-Rebellion! Alles möchte ich deutlicher und härter! Beichten, durch Zauber ver- anſtaltet, auch; wie käme da ein jeder zu dem Seinigen: das Gold ſchrollte in die Erde zurück.
An Varnhagen, in Berlin.
Mittwoch, den 14. September 1808.
— Mir war ganz krank; — die große Erſchütterung des Herzens, das gewaltige Schwanken der ganzen Seele, welches alles ſich in Angſt auflöſt, und beim Erwachen Schreck iſt, rüttelt ja wohl ein wenig zuſammen. — Mein Ausziehen thut außerordentlich viel dabei! Erſtlich ſchon etwas zu beſorgen zu haben für eine Sache, die man verabſcheut; wo einem Unrecht geſchieht, das ſchlecht wirket; in einen fremden und keinen neuen Ort zu kommen. Meine Leidensgruft, das Stammhaus meiner Qual zu verlaſſen, mich plötzlich im ſtrengſten Verſtande des Worts allein, und ohne jede Hoff- nung, ohne irgend einen Plan, mit der tiefſten Einſicht, mit der beleidigtſten Seele, ohne Muth zur Beſchäftigung zu fin- den. Du weißt, wie ich ſonſt lebte. Umringt, verfolgt vom Morgen bis in die tiefe Nacht, wenn auch nur von ſcheinba- ren Freunden. In meiner Familie belebt, und noch Unzählige mit mir im Verkehr; die Stadt, Theater und Muſik. — Ver- zeihe! Nimm hier in der Stadt dieſe Klage noch hin! Es iſt der Hefen unſeres Umgangs. Über Feld, weiß ich, ſchon jetzt, werde ich dir anders ſchreiben. Wozu auch ſo! Wer
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ten, und in prächtigen Zimmern und Lauben ſtänken! Sol-
chen Wirrwarr möchte ich ſehen! Wie Pferde-Rebellion! Alles
möchte ich deutlicher und härter! Beichten, durch Zauber ver-
anſtaltet, auch; wie käme da ein jeder zu dem Seinigen: das
Gold ſchrollte in die Erde zurück.
An Varnhagen, in Berlin.
Mittwoch, den 14. September 1808.
— Mir war ganz krank; — die große Erſchütterung des
Herzens, das gewaltige Schwanken der ganzen Seele, welches
alles ſich in Angſt auflöſt, und beim Erwachen Schreck iſt,
rüttelt ja wohl ein wenig zuſammen. — Mein Ausziehen thut
außerordentlich viel dabei! Erſtlich ſchon etwas zu beſorgen
zu haben für eine Sache, die man verabſcheut; wo einem
Unrecht geſchieht, das ſchlecht wirket; in einen fremden und
keinen neuen Ort zu kommen. Meine Leidensgruft, das
Stammhaus meiner Qual zu verlaſſen, mich plötzlich im
ſtrengſten Verſtande des Worts allein, und ohne jede Hoff-
nung, ohne irgend einen Plan, mit der tiefſten Einſicht, mit
der beleidigtſten Seele, ohne Muth zur Beſchäftigung zu fin-
den. Du weißt, wie ich ſonſt lebte. Umringt, verfolgt vom
Morgen bis in die tiefe Nacht, wenn auch nur von ſcheinba-
ren Freunden. In meiner Familie belebt, und noch Unzählige
mit mir im Verkehr; die Stadt, Theater und Muſik. — Ver-
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jetzt, werde ich dir anders ſchreiben. Wozu auch ſo! Wer
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/355>, abgerufen am 23.12.2024.
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