ßes in schützender Unwissenheit bewahrt. Adieu! Sie kommen. Und ich schreibe Ihnen noch unterdeß ein Stücker fünfzig- bis sechszigmal.
Ihre R. R.
An Gustav von Barnekow.
Sonnabend Mittag 2 Uhr, den 2. November 1811.
Mein sehr allerliebster Barnekow! der mir wirklich das Gemüth erheitert und stärkt, wenn ich mir ihn nur bestimmt und lebhaft denke, wie jetzt hier vor dem Papier gebannt, Ihren wenigstens achtmal gelesenen Brief neben mir. Sie fehlen mir immer und ewig: d. h. ich merke es beständig; und meine liebsten Freunde müssen in dem Bedauren über den Ver- lust Ihrer Gegenwart mit einstimmen, und die allerliebsten und intimsten sind auch am einsichtigsten darüber. Für's erste aber hören Sie nur erst, wer Sie grüßen läßt. Die Nichten, mit ihrer Mutter, die mich schon vor dem Datum des Briefes störten, aber es ausdrücklich verlangten, ich müßte gar er- schrecklich grüßen, beide Roberts, Hr. von Heister, Mad. Froh- berg, Mad. Oppenheim und ihre Tochter Mariane, die alle haben Ihren Brief gelesen. Er war so, daß sie ihn lesen konnten, und es macht ihnen zu viel Vergnügen, als daß ich es Ihnen nicht gönnte. Mittwoch aber kam Marwitz -- Sie wissen, welche Nummer der bei mir hat -- unverhofft von Potsdam (wo er bei der Kammer steht, und wohin ich ihm schon gemeldet hatte, daß ein Brief von Ihnen in meine Hände gekommen sei), und blieb bis Donnerstag Mittag. Ich las also Ihren Brief mit ihm, zu allererst: er sah ganz Ihre Art
ßes in ſchützender Unwiſſenheit bewahrt. Adieu! Sie kommen. Und ich ſchreibe Ihnen noch unterdeß ein Stücker fünfzig- bis ſechszigmal.
Ihre R. R.
An Guſtav von Barnekow.
Sonnabend Mittag 2 Uhr, den 2. November 1811.
Mein ſehr allerliebſter Barnekow! der mir wirklich das Gemüth erheitert und ſtärkt, wenn ich mir ihn nur beſtimmt und lebhaft denke, wie jetzt hier vor dem Papier gebannt, Ihren wenigſtens achtmal geleſenen Brief neben mir. Sie fehlen mir immer und ewig: d. h. ich merke es beſtändig; und meine liebſten Freunde müſſen in dem Bedauren über den Ver- luſt Ihrer Gegenwart mit einſtimmen, und die allerliebſten und intimſten ſind auch am einſichtigſten darüber. Für’s erſte aber hören Sie nur erſt, wer Sie grüßen läßt. Die Nichten, mit ihrer Mutter, die mich ſchon vor dem Datum des Briefes ſtörten, aber es ausdrücklich verlangten, ich müßte gar er- ſchrecklich grüßen, beide Roberts, Hr. von Heiſter, Mad. Froh- berg, Mad. Oppenheim und ihre Tochter Mariane, die alle haben Ihren Brief geleſen. Er war ſo, daß ſie ihn leſen konnten, und es macht ihnen zu viel Vergnügen, als daß ich es Ihnen nicht gönnte. Mittwoch aber kam Marwitz — Sie wiſſen, welche Nummer der bei mir hat — unverhofft von Potsdam (wo er bei der Kammer ſteht, und wohin ich ihm ſchon gemeldet hatte, daß ein Brief von Ihnen in meine Hände gekommen ſei), und blieb bis Donnerstag Mittag. Ich las alſo Ihren Brief mit ihm, zu allererſt: er ſah ganz Ihre Art
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ßes in ſchützender Unwiſſenheit bewahrt. Adieu! Sie kommen.
Und ich ſchreibe Ihnen noch unterdeß ein Stücker fünfzig- bis
ſechszigmal.
Ihre R. R.
An Guſtav von Barnekow.
Sonnabend Mittag 2 Uhr, den 2. November 1811.
Mein ſehr allerliebſter Barnekow! der mir wirklich das
Gemüth erheitert und ſtärkt, wenn ich mir ihn nur beſtimmt
und lebhaft denke, wie jetzt hier vor dem Papier gebannt,
Ihren wenigſtens achtmal geleſenen Brief neben mir. Sie
fehlen mir immer und ewig: d. h. ich merke es beſtändig; und
meine liebſten Freunde müſſen in dem Bedauren über den Ver-
luſt Ihrer Gegenwart mit einſtimmen, und die allerliebſten
und intimſten ſind auch am einſichtigſten darüber. Für’s erſte
aber hören Sie nur erſt, wer Sie grüßen läßt. Die Nichten,
mit ihrer Mutter, die mich ſchon vor dem Datum des Briefes
ſtörten, aber es ausdrücklich verlangten, ich müßte gar er-
ſchrecklich grüßen, beide Roberts, Hr. von Heiſter, Mad. Froh-
berg, Mad. Oppenheim und ihre Tochter Mariane, die alle
haben Ihren Brief geleſen. Er war ſo, daß ſie ihn leſen
konnten, und es macht ihnen zu viel Vergnügen, als daß ich
es Ihnen nicht gönnte. Mittwoch aber kam Marwitz — Sie
wiſſen, welche Nummer der bei mir hat — unverhofft von
Potsdam (wo er bei der Kammer ſteht, und wohin ich ihm
ſchon gemeldet hatte, daß ein Brief von Ihnen in meine Hände
gekommen ſei), und blieb bis Donnerstag Mittag. Ich las
alſo Ihren Brief mit ihm, zu allererſt: er ſah ganz Ihre Art
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/557>, abgerufen am 23.12.2024.
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