kannt, sie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne so ein gewisses kleines Vorurtheil --. Grüß die Gad nochmahl.
Anmerk. Der frühste von Rahels Briefen unter den bewahrt ge- bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt sie darin schon den Karakter, die Stellung und Stimmung, so wie die Wirkungsweise ihres ganzen Le- bens aus.
An David Veit, in Göttingen.
Berlin, den 1. April 1793.
So eben hab' ich Ihren Brief ausgelesen.
Wüßt' ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh- mes zu schreiben, was Sie auch so interessirt! Sie glauben gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige, was ich thun kann, ist Ihnen gleich zu antworten, damit Sie so den ganzen völligen Eindruck sehen; und das thu' ich auch, während daß meine Schwägerin sich frisiren läßt, denn, ist die fertig, so muß ich daran. Wir fahren zu Bouche, die Hyazinthen sollen schon im Freien blühen. Wissen Sie nur, ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, erstlich das schreckliche Ansehen und Besehen (wovon Sie aber, glau- ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be- schreiben ohne alle Beschreibung; ich weiß es, glauben Sie mir ich weiß es, wie es unterwegs ist, jede Minute ist ver- rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen- den können, es wird so schwer, Details zu beschreiben, wenn man sie auch noch so gut gesehen hat, im Gegentheil, darum nur um so viel schwerer. Also den ganzen Brief, und alles was drin steht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht
kannt, ſie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne ſo ein gewiſſes kleines Vorurtheil —. Grüß die Gad nochmahl.
Anmerk. Der frühſte von Rahels Briefen unter den bewahrt ge- bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt ſie darin ſchon den Karakter, die Stellung und Stimmung, ſo wie die Wirkungsweiſe ihres ganzen Le- bens aus.
An David Veit, in Göttingen.
Berlin, den 1. April 1793.
So eben hab’ ich Ihren Brief ausgeleſen.
Wüßt’ ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh- mes zu ſchreiben, was Sie auch ſo intereſſirt! Sie glauben gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige, was ich thun kann, iſt Ihnen gleich zu antworten, damit Sie ſo den ganzen völligen Eindruck ſehen; und das thu’ ich auch, während daß meine Schwägerin ſich friſiren läßt, denn, iſt die fertig, ſo muß ich daran. Wir fahren zu Bouché, die Hyazinthen ſollen ſchon im Freien blühen. Wiſſen Sie nur, ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, erſtlich das ſchreckliche Anſehen und Beſehen (wovon Sie aber, glau- ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be- ſchreiben ohne alle Beſchreibung; ich weiß es, glauben Sie mir ich weiß es, wie es unterwegs iſt, jede Minute iſt ver- rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen- den können, es wird ſo ſchwer, Details zu beſchreiben, wenn man ſie auch noch ſo gut geſehen hat, im Gegentheil, darum nur um ſo viel ſchwerer. Alſo den ganzen Brief, und alles was drin ſteht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0067"n="53"/>
kannt, ſie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne ſo<lb/>
ein gewiſſes kleines Vorurtheil —. Grüß die Gad nochmahl.</p><lb/><p><hirendition="#g">Anmerk</hi>. Der frühſte von Rahels Briefen unter den bewahrt ge-<lb/>
bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt ſie darin ſchon den Karakter, die<lb/>
Stellung und Stimmung, ſo wie die Wirkungsweiſe ihres ganzen Le-<lb/>
bens aus.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An David Veit, in Göttingen.</head><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Berlin, den 1. April 1793.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#et">So eben hab’ ich Ihren Brief ausgeleſen.</hi></p><lb/><p>Wüßt’ ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh-<lb/>
mes zu ſchreiben, was Sie auch <hirendition="#g">ſo</hi> intereſſirt! Sie glauben<lb/>
gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige,<lb/>
was ich thun kann, iſt Ihnen <hirendition="#g">gleich</hi> zu antworten, damit<lb/>
Sie ſo den ganzen völligen Eindruck ſehen; und das thu’ ich<lb/>
auch, während daß meine Schwägerin ſich friſiren läßt, denn,<lb/>
iſt die fertig, ſo muß ich daran. Wir fahren zu Bouch<hirendition="#aq">é</hi>, die<lb/>
Hyazinthen ſollen ſchon im Freien blühen. Wiſſen Sie nur,<lb/>
ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, erſtlich das<lb/><hirendition="#g">ſchreckliche</hi> Anſehen und Beſehen (wovon Sie aber, glau-<lb/>
ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be-<lb/>ſchreiben ohne alle Beſchreibung; ich weiß es, glauben Sie<lb/>
mir ich weiß es, wie es unterwegs iſt, jede Minute iſt ver-<lb/>
rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen-<lb/>
den können, es wird ſo ſchwer, Details zu beſchreiben, wenn<lb/>
man ſie auch noch ſo gut geſehen hat, im Gegentheil, darum<lb/>
nur um ſo viel ſchwerer. Alſo den ganzen Brief, und alles<lb/>
was drin ſteht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0067]
kannt, ſie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne ſo
ein gewiſſes kleines Vorurtheil —. Grüß die Gad nochmahl.
Anmerk. Der frühſte von Rahels Briefen unter den bewahrt ge-
bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt ſie darin ſchon den Karakter, die
Stellung und Stimmung, ſo wie die Wirkungsweiſe ihres ganzen Le-
bens aus.
An David Veit, in Göttingen.
Berlin, den 1. April 1793.
So eben hab’ ich Ihren Brief ausgeleſen.
Wüßt’ ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh-
mes zu ſchreiben, was Sie auch ſo intereſſirt! Sie glauben
gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige,
was ich thun kann, iſt Ihnen gleich zu antworten, damit
Sie ſo den ganzen völligen Eindruck ſehen; und das thu’ ich
auch, während daß meine Schwägerin ſich friſiren läßt, denn,
iſt die fertig, ſo muß ich daran. Wir fahren zu Bouché, die
Hyazinthen ſollen ſchon im Freien blühen. Wiſſen Sie nur,
ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, erſtlich das
ſchreckliche Anſehen und Beſehen (wovon Sie aber, glau-
ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be-
ſchreiben ohne alle Beſchreibung; ich weiß es, glauben Sie
mir ich weiß es, wie es unterwegs iſt, jede Minute iſt ver-
rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen-
den können, es wird ſo ſchwer, Details zu beſchreiben, wenn
man ſie auch noch ſo gut geſehen hat, im Gegentheil, darum
nur um ſo viel ſchwerer. Alſo den ganzen Brief, und alles
was drin ſteht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/67>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.