liegt er unversehrt für Sie da! Machen Sie, theures Ernst- chen! daß ich ihn Ihnen den Sommer selbst gebe. General Tettenborn schickte mir eine Schachtel Bänder; und zum Com- ble brachte mir Varnhagen einen Schal, welchen alle Men- schen für türkisch halten; welches ich nicht ambitionire. Als ich von den Feten in Posen las, dacht' ich gleich an euch. Es freut mich, daß Sie dort waren. Ach Gott! ach Gott! äßen Sie nur Eierkuchen und Besinge zum Frühstück bei mir. O! wären wir nur zusammen in Berlin! Ernestine, ich halte es nicht aus! Sie haben doch noch Eltern und alles! Also Ferdinand als Kosake? Was sagen Sie zu diesem eselhaften Brief, nach Ihrem, der mir so viel Freude machte! Ich kann heute nicht anders. Lassen Sie sich nur nicht abschrecken. Adieu, Theure, Liebe, ich bin heute von allem Schreiben zu finger- lahm. Pappenheims und Herzens sehe ich oft, auch Frau von Custine, des Generals Sohn's Frau. Ihre R. Bald Antwort! --
An Wilhelm Neumann, in Koblenz.
Frankfurt a. M. Freitag den 3. Februar 1816.
Da Sie mir's zutrauen, lieber Neumann, daß ich Ihre Lage, Ihre Entschlüsse, Wünsche und Ihr Schreiben darüber beurtheilen kann, so thue ich es um so zuversichtlicher, weil ich es doch gethan hätte, und mir selbst zutraue, es zu können. Bis jetzt traute ich Ihnen zu, wenn Sie nur wollten, die schön- sten Mährchen, die naivsten Geschichten und Karaktere erfin- den zu können, und Ihre Feder einen jeden beliebigen anneh-
liegt er unverſehrt für Sie da! Machen Sie, theures Ernſt- chen! daß ich ihn Ihnen den Sommer ſelbſt gebe. General Tettenborn ſchickte mir eine Schachtel Bänder; und zum Com- ble brachte mir Varnhagen einen Schal, welchen alle Men- ſchen für türkiſch halten; welches ich nicht ambitionire. Als ich von den Fêten in Poſen las, dacht’ ich gleich an euch. Es freut mich, daß Sie dort waren. Ach Gott! ach Gott! äßen Sie nur Eierkuchen und Beſinge zum Frühſtück bei mir. O! wären wir nur zuſammen in Berlin! Erneſtine, ich halte es nicht aus! Sie haben doch noch Eltern und alles! Alſo Ferdinand als Koſake? Was ſagen Sie zu dieſem eſelhaften Brief, nach Ihrem, der mir ſo viel Freude machte! Ich kann heute nicht anders. Laſſen Sie ſich nur nicht abſchrecken. Adieu, Theure, Liebe, ich bin heute von allem Schreiben zu finger- lahm. Pappenheims und Herzens ſehe ich oft, auch Frau von Cuſtine, des Generals Sohn’s Frau. Ihre R. Bald Antwort! —
An Wilhelm Neumann, in Koblenz.
Frankfurt a. M. Freitag den 3. Februar 1816.
Da Sie mir’s zutrauen, lieber Neumann, daß ich Ihre Lage, Ihre Entſchlüſſe, Wünſche und Ihr Schreiben darüber beurtheilen kann, ſo thue ich es um ſo zuverſichtlicher, weil ich es doch gethan hätte, und mir ſelbſt zutraue, es zu können. Bis jetzt traute ich Ihnen zu, wenn Sie nur wollten, die ſchön- ſten Mährchen, die naivſten Geſchichten und Karaktere erfin- den zu können, und Ihre Feder einen jeden beliebigen anneh-
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liegt er unverſehrt für Sie da! Machen Sie, theures Ernſt-
chen! daß ich ihn Ihnen den Sommer ſelbſt gebe. General
Tettenborn ſchickte mir eine Schachtel Bänder; und zum Com-
ble brachte mir Varnhagen einen Schal, welchen alle Men-
ſchen für türkiſch halten; welches ich nicht ambitionire. Als
ich von den Fêten in Poſen las, dacht’ ich gleich an euch.
Es freut mich, daß Sie dort waren. Ach Gott! ach Gott!
äßen Sie nur Eierkuchen und Beſinge zum Frühſtück bei mir.
O! wären wir nur zuſammen in Berlin! Erneſtine, ich halte
es nicht aus! Sie haben doch noch Eltern und alles! Alſo
Ferdinand als Koſake? Was ſagen Sie zu dieſem eſelhaften
Brief, nach Ihrem, der mir ſo viel Freude machte! Ich kann
heute nicht anders. Laſſen Sie ſich nur nicht abſchrecken. Adieu,
Theure, Liebe, ich bin heute von allem Schreiben zu finger-
lahm. Pappenheims und Herzens ſehe ich oft, auch Frau von
Cuſtine, des Generals Sohn’s Frau. Ihre R. Bald Antwort! —
An Wilhelm Neumann, in Koblenz.
Frankfurt a. M. Freitag den 3. Februar 1816.
Da Sie mir’s zutrauen, lieber Neumann, daß ich Ihre
Lage, Ihre Entſchlüſſe, Wünſche und Ihr Schreiben darüber
beurtheilen kann, ſo thue ich es um ſo zuverſichtlicher, weil
ich es doch gethan hätte, und mir ſelbſt zutraue, es zu können.
Bis jetzt traute ich Ihnen zu, wenn Sie nur wollten, die ſchön-
ſten Mährchen, die naivſten Geſchichten und Karaktere erfin-
den zu können, und Ihre Feder einen jeden beliebigen anneh-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/385>, abgerufen am 26.11.2024.
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