Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts wußte: zum großen Beispiel, meine Augen waren dort
viel besser: das macht aber wohl das vertrackte Einheizen, in
den abscheulichen Eisenöfen, wovon dort die Rede nicht war.
Adieu, theure Rose. Scholz grüßt dich sehr. Andere sprach
ich nach deinem Brief noch nicht; diesen lass' ich noch offen
bis morgen: um von Varnh. noch etwas zu schreiben. Karl
soll ja die Korrespondenz mit ihm nicht einschläfren lassen,
wenn er zu Hause ist. Teste schrieb hier her: ich schickte den
Brief nach Berlin. Adieu! Mit Salmiakspiritus macht man
die Flecken aus: man gießt ihn drauf und reibt.



An Varnhagen, in Berlin.


Rauhes, sonnenloses, garstiges Wetter. Gestern Abend
ein Nebel, wie in Holland; man konnte sich ein
Stück davon mit nach Hause nehmen.

Liebster August! Ich denke beständig daran, wie du heute
meinen Brief erhältst, der da klagt, daß ich keinen von dir
habe: und erst morgen den, worin ich dir sage, daß ich einen
nach erhielt; seit der Zeit freue ich mich damit! Und Sonn-
tag erhielt ich wieder deinen großen lieben Brief! Wie soll
ich auf alles das antworten, so antworten, wie ich es im Le-
sen und Wiederlesen aufnahm! Zum Glück hab' ich aus Vor-
sorge Ernestinen, Fanny und Hannen gestern schon geschrieben.
-- Ich machte gestern noch große Koursen; ging mit Golz'ens
in Otto von Wittelsbach, wo Eßlair vortrefflichst spielte --
den Mord, den Zorn! -- daß man's einsah -- war nachher

nichts wußte: zum großen Beiſpiel, meine Augen waren dort
viel beſſer: das macht aber wohl das vertrackte Einheizen, in
den abſcheulichen Eiſenöfen, wovon dort die Rede nicht war.
Adieu, theure Roſe. Scholz grüßt dich ſehr. Andere ſprach
ich nach deinem Brief noch nicht; dieſen laſſ’ ich noch offen
bis morgen: um von Varnh. noch etwas zu ſchreiben. Karl
ſoll ja die Korreſpondenz mit ihm nicht einſchläfren laſſen,
wenn er zu Hauſe iſt. Teſte ſchrieb hier her: ich ſchickte den
Brief nach Berlin. Adieu! Mit Salmiakſpiritus macht man
die Flecken aus: man gießt ihn drauf und reibt.



An Varnhagen, in Berlin.


Rauhes, ſonnenloſes, garſtiges Wetter. Geſtern Abend
ein Nebel, wie in Holland; man konnte ſich ein
Stück davon mit nach Hauſe nehmen.

Liebſter Auguſt! Ich denke beſtändig daran, wie du heute
meinen Brief erhältſt, der da klagt, daß ich keinen von dir
habe: und erſt morgen den, worin ich dir ſage, daß ich einen
nach erhielt; ſeit der Zeit freue ich mich damit! Und Sonn-
tag erhielt ich wieder deinen großen lieben Brief! Wie ſoll
ich auf alles das antworten, ſo antworten, wie ich es im Le-
ſen und Wiederleſen aufnahm! Zum Glück hab’ ich aus Vor-
ſorge Erneſtinen, Fanny und Hannen geſtern ſchon geſchrieben.
— Ich machte geſtern noch große Kourſen; ging mit Golz’ens
in Otto von Wittelsbach, wo Eßlair vortrefflichſt ſpielte —
den Mord, den Zorn! — daß man’s einſah — war nachher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0495" n="487"/>
nichts wußte: zum großen Bei&#x017F;piel, meine Augen waren dort<lb/>
viel be&#x017F;&#x017F;er: das macht aber wohl das vertrackte Einheizen, in<lb/>
den ab&#x017F;cheulichen Ei&#x017F;enöfen, wovon dort die Rede nicht war.<lb/>
Adieu, theure Ro&#x017F;e. Scholz grüßt dich &#x017F;ehr. Andere &#x017F;prach<lb/>
ich nach deinem Brief noch nicht; die&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich noch offen<lb/>
bis morgen: um von Varnh. noch etwas zu &#x017F;chreiben. Karl<lb/>
&#x017F;oll ja die Korre&#x017F;pondenz mit ihm nicht ein&#x017F;chläfren la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wenn er zu Hau&#x017F;e i&#x017F;t. Te&#x017F;te &#x017F;chrieb hier her: ich &#x017F;chickte den<lb/>
Brief nach Berlin. Adieu! Mit Salmiak&#x017F;piritus macht man<lb/>
die Flecken aus: man gießt ihn drauf und reibt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Varnhagen, in Berlin.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Frankfurt a. M., Dienstag, den 28. Oktober 1817.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Rauhes, &#x017F;onnenlo&#x017F;es, gar&#x017F;tiges Wetter. Ge&#x017F;tern Abend<lb/>
ein Nebel, wie in <hi rendition="#g">Holland</hi>; man konnte &#x017F;ich ein<lb/>
Stück davon mit nach Hau&#x017F;e nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p>Lieb&#x017F;ter Augu&#x017F;t! Ich denke be&#x017F;tändig daran, wie du heute<lb/>
meinen Brief erhält&#x017F;t, der da klagt, daß ich keinen von dir<lb/>
habe: und er&#x017F;t morgen den, worin ich dir &#x017F;age, daß ich einen<lb/>
nach erhielt; &#x017F;eit der Zeit freue ich mich damit! Und Sonn-<lb/>
tag erhielt ich wieder deinen großen lieben Brief! Wie &#x017F;oll<lb/>
ich auf alles das antworten, &#x017F;o antworten, wie ich es im Le-<lb/>
&#x017F;en und Wiederle&#x017F;en aufnahm! Zum Glück hab&#x2019; ich aus Vor-<lb/>
&#x017F;orge Erne&#x017F;tinen, Fanny und Hannen ge&#x017F;tern &#x017F;chon ge&#x017F;chrieben.<lb/>
&#x2014; Ich machte ge&#x017F;tern noch große Kour&#x017F;en; ging mit Golz&#x2019;ens<lb/>
in Otto von Wittelsbach, wo Eßlair vortrefflich&#x017F;t &#x017F;pielte &#x2014;<lb/>
den Mord, den Zorn! &#x2014; daß man&#x2019;s ein&#x017F;ah &#x2014; war nachher<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0495] nichts wußte: zum großen Beiſpiel, meine Augen waren dort viel beſſer: das macht aber wohl das vertrackte Einheizen, in den abſcheulichen Eiſenöfen, wovon dort die Rede nicht war. Adieu, theure Roſe. Scholz grüßt dich ſehr. Andere ſprach ich nach deinem Brief noch nicht; dieſen laſſ’ ich noch offen bis morgen: um von Varnh. noch etwas zu ſchreiben. Karl ſoll ja die Korreſpondenz mit ihm nicht einſchläfren laſſen, wenn er zu Hauſe iſt. Teſte ſchrieb hier her: ich ſchickte den Brief nach Berlin. Adieu! Mit Salmiakſpiritus macht man die Flecken aus: man gießt ihn drauf und reibt. An Varnhagen, in Berlin. Frankfurt a. M., Dienstag, den 28. Oktober 1817. Rauhes, ſonnenloſes, garſtiges Wetter. Geſtern Abend ein Nebel, wie in Holland; man konnte ſich ein Stück davon mit nach Hauſe nehmen. Liebſter Auguſt! Ich denke beſtändig daran, wie du heute meinen Brief erhältſt, der da klagt, daß ich keinen von dir habe: und erſt morgen den, worin ich dir ſage, daß ich einen nach erhielt; ſeit der Zeit freue ich mich damit! Und Sonn- tag erhielt ich wieder deinen großen lieben Brief! Wie ſoll ich auf alles das antworten, ſo antworten, wie ich es im Le- ſen und Wiederleſen aufnahm! Zum Glück hab’ ich aus Vor- ſorge Erneſtinen, Fanny und Hannen geſtern ſchon geſchrieben. — Ich machte geſtern noch große Kourſen; ging mit Golz’ens in Otto von Wittelsbach, wo Eßlair vortrefflichſt ſpielte — den Mord, den Zorn! — daß man’s einſah — war nachher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/495
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/495>, abgerufen am 22.11.2024.