einem fremden Grafen, und dann von der armen Jüdin ihrem Onkel, der sich zu bedanken kam für eine Verwendung, die ihr Hoffnung schafft, gestört, vorher schon von ihrem Geschäfts- mann. So geht's dem, der sich in alles mischt. Aber ich finde, wir sind Alle eigentlich Gottes Statthalterchens hier, und so schaff' ich und treib' ich mit nach meiner Einsicht. -- Ich bin noch von gestern angegriffen; drum werd' ich auch nichts von Büchern, die ich lese, nichts von Diskussionen mit Schlegel -- endlich über Religion, -- schreiben; ich attakire keinen, wenn er sich auch nur hinter eine Religion wie hinter einen Schirm stellte; auch lass' ich mich lange necken; mit Einmal aber, und so ist's immer, kommt meine ganze Meinung mir unverhofft, und den Andern zu größerm Schrecken, als von sonst Störrischen, zum Vorschein. So war's auch hier; und soll nun noch ganz anders kommen. Wir sind aber besser als jemals zusammen.
An Rose, im Haag.
Frankfurt a. M., den 7. November 1817.
Donnerstag Vormittag, nebliges Wetter; welches jetzt sowohl in Berlin, als allenthalben hier Mode wird. Sage Karln, ich glaubte es wäre auf Anstiften Rußlands, das den Britten nichts mehr voraus lassen will, und gehöre zu seinem Kontinentalsystem.
Du siehest, Rosine, ich bin noch immer hier. Du denkst, ich ärgere mich? Gar nicht. Ich nehme nur Antheil an Varn- hagens Unruhe und Ungeduld; ich wußte es ja vorher, daß
einem fremden Grafen, und dann von der armen Jüdin ihrem Onkel, der ſich zu bedanken kam für eine Verwendung, die ihr Hoffnung ſchafft, geſtört, vorher ſchon von ihrem Geſchäfts- mann. So geht’s dem, der ſich in alles miſcht. Aber ich finde, wir ſind Alle eigentlich Gottes Statthalterchens hier, und ſo ſchaff’ ich und treib’ ich mit nach meiner Einſicht. — Ich bin noch von geſtern angegriffen; drum werd’ ich auch nichts von Büchern, die ich leſe, nichts von Diskuſſionen mit Schlegel — endlich über Religion, — ſchreiben; ich attakire keinen, wenn er ſich auch nur hinter eine Religion wie hinter einen Schirm ſtellte; auch laſſ’ ich mich lange necken; mit Einmal aber, und ſo iſt’s immer, kommt meine ganze Meinung mir unverhofft, und den Andern zu größerm Schrecken, als von ſonſt Störriſchen, zum Vorſchein. So war’s auch hier; und ſoll nun noch ganz anders kommen. Wir ſind aber beſſer als jemals zuſammen.
An Roſe, im Haag.
Frankfurt a. M., den 7. November 1817.
Donnerstag Vormittag, nebliges Wetter; welches jetzt ſowohl in Berlin, als allenthalben hier Mode wird. Sage Karln, ich glaubte es wäre auf Anſtiften Rußlands, das den Britten nichts mehr voraus laſſen will, und gehöre zu ſeinem Kontinentalſyſtem.
Du ſieheſt, Roſine, ich bin noch immer hier. Du denkſt, ich ärgere mich? Gar nicht. Ich nehme nur Antheil an Varn- hagens Unruhe und Ungeduld; ich wußte es ja vorher, daß
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einem fremden Grafen, und dann von der armen Jüdin ihrem
Onkel, der ſich zu bedanken kam für eine Verwendung, die
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mann. So geht’s dem, der ſich in alles miſcht. Aber ich finde,
wir ſind Alle eigentlich Gottes Statthalterchens hier, und ſo
ſchaff’ ich und treib’ ich mit nach meiner Einſicht. — Ich bin
noch von geſtern angegriffen; drum werd’ ich auch nichts von
Büchern, die ich leſe, nichts von Diskuſſionen mit Schlegel —
endlich über Religion, — ſchreiben; ich attakire keinen,
wenn er ſich auch nur hinter eine Religion wie hinter einen
Schirm ſtellte; auch laſſ’ ich mich lange necken; mit Einmal
aber, und ſo iſt’s immer, kommt meine ganze Meinung mir
unverhofft, und den Andern zu größerm Schrecken, als von
ſonſt Störriſchen, zum Vorſchein. So war’s auch hier; und
ſoll nun noch ganz anders kommen. Wir ſind aber beſſer
als jemals zuſammen.
An Roſe, im Haag.
Frankfurt a. M., den 7. November 1817.
Donnerstag Vormittag, nebliges Wetter; welches jetzt ſowohl
in Berlin, als allenthalben hier Mode wird. Sage Karln,
ich glaubte es wäre auf Anſtiften Rußlands, das den
Britten nichts mehr voraus laſſen will, und gehöre zu
ſeinem Kontinentalſyſtem.
Du ſieheſt, Roſine, ich bin noch immer hier. Du denkſt,
ich ärgere mich? Gar nicht. Ich nehme nur Antheil an Varn-
hagens Unruhe und Ungeduld; ich wußte es ja vorher, daß
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/511>, abgerufen am 22.11.2024.
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