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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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kung davon; und da er dies nicht deutlich weiß noch ausdrückt,
sondern seine früheren Zustände auszudrücken glaubt, so scheint
er unwahr zu werden, da wo er sich zu irren anfängt: inter-
essirt aber in der That nicht mehr so sehr, als im Anfang,
und der Art nach ganz und gar nicht mehr.




Nün will ich meine fünf Träume aufschreiben, in der
Folge, wie sie mir träumten. Vor zehn Jahren hörte ich auf,
den ersten zu träumen, der mir wohl sechs Jahre bald öfter
bald seltener träumte. Ich befand mich immer in einem vor-
nehmen bewohnten Palast, vor dessen Fenstern gleich ein groß-
artiger Garten begann; eine mäßige Terrasse vor dem Ge-
bäude, und dann gleich große Linden und Kastanienbäume
auf einem beinah unregelmäßigen Platze, der zu Gängen,
Teichen, Laubgängen und dem Gewöhnlichen in solchen Gär-
ten führte. Die Zimmer des Gebäudes waren immer erhellt,
offen, und die Bewegung einer großen Aufwartung darin;
so sah ich immer eine ganze Reihe geöffnet vor mir da; in
deren letztem eigentlich die Gesellschaft der vornehmsten Per-
sonen war, wovon ich jedoch keinen Einzelnen mir denken
konnte, obgleich ich sie alle kannte, zu ihnen gehörte, und zu
ihnen hin sollte. Dies aber, ungeachtet die Thüren offen
waren, und ich wohl ihre Rücken, an einem großen Spiel-
tische -- wie eine Bank -- sah, konnte nie geschehen. Mich
hinderte ein Unvermögen, eine Lähmung, die in der Luft der
Zimmer und in der Erhellung zu liegen schien; ich dachte mir
diese Hemmung nie im Ganzen, und glaubte nur jedesmal von

II. 4

kung davon; und da er dies nicht deutlich weiß noch ausdrückt,
ſondern ſeine früheren Zuſtände auszudrücken glaubt, ſo ſcheint
er unwahr zu werden, da wo er ſich zu irren anfängt: inter-
eſſirt aber in der That nicht mehr ſo ſehr, als im Anfang,
und der Art nach ganz und gar nicht mehr.




Nün will ich meine fünf Träume aufſchreiben, in der
Folge, wie ſie mir träumten. Vor zehn Jahren hörte ich auf,
den erſten zu träumen, der mir wohl ſechs Jahre bald öfter
bald ſeltener träumte. Ich befand mich immer in einem vor-
nehmen bewohnten Palaſt, vor deſſen Fenſtern gleich ein groß-
artiger Garten begann; eine mäßige Terraſſe vor dem Ge-
bäude, und dann gleich große Linden und Kaſtanienbäume
auf einem beinah unregelmäßigen Platze, der zu Gängen,
Teichen, Laubgängen und dem Gewöhnlichen in ſolchen Gär-
ten führte. Die Zimmer des Gebäudes waren immer erhellt,
offen, und die Bewegung einer großen Aufwartung darin;
ſo ſah ich immer eine ganze Reihe geöffnet vor mir da; in
deren letztem eigentlich die Geſellſchaft der vornehmſten Per-
ſonen war, wovon ich jedoch keinen Einzelnen mir denken
konnte, obgleich ich ſie alle kannte, zu ihnen gehörte, und zu
ihnen hin ſollte. Dies aber, ungeachtet die Thüren offen
waren, und ich wohl ihre Rücken, an einem großen Spiel-
tiſche — wie eine Bank — ſah, konnte nie geſchehen. Mich
hinderte ein Unvermögen, eine Lähmung, die in der Luft der
Zimmer und in der Erhellung zu liegen ſchien; ich dachte mir
dieſe Hemmung nie im Ganzen, und glaubte nur jedesmal von

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[49/0057] kung davon; und da er dies nicht deutlich weiß noch ausdrückt, ſondern ſeine früheren Zuſtände auszudrücken glaubt, ſo ſcheint er unwahr zu werden, da wo er ſich zu irren anfängt: inter- eſſirt aber in der That nicht mehr ſo ſehr, als im Anfang, und der Art nach ganz und gar nicht mehr. Juli 1812. Nün will ich meine fünf Träume aufſchreiben, in der Folge, wie ſie mir träumten. Vor zehn Jahren hörte ich auf, den erſten zu träumen, der mir wohl ſechs Jahre bald öfter bald ſeltener träumte. Ich befand mich immer in einem vor- nehmen bewohnten Palaſt, vor deſſen Fenſtern gleich ein groß- artiger Garten begann; eine mäßige Terraſſe vor dem Ge- bäude, und dann gleich große Linden und Kaſtanienbäume auf einem beinah unregelmäßigen Platze, der zu Gängen, Teichen, Laubgängen und dem Gewöhnlichen in ſolchen Gär- ten führte. Die Zimmer des Gebäudes waren immer erhellt, offen, und die Bewegung einer großen Aufwartung darin; ſo ſah ich immer eine ganze Reihe geöffnet vor mir da; in deren letztem eigentlich die Geſellſchaft der vornehmſten Per- ſonen war, wovon ich jedoch keinen Einzelnen mir denken konnte, obgleich ich ſie alle kannte, zu ihnen gehörte, und zu ihnen hin ſollte. Dies aber, ungeachtet die Thüren offen waren, und ich wohl ihre Rücken, an einem großen Spiel- tiſche — wie eine Bank — ſah, konnte nie geſchehen. Mich hinderte ein Unvermögen, eine Lähmung, die in der Luft der Zimmer und in der Erhellung zu liegen ſchien; ich dachte mir dieſe Hemmung nie im Ganzen, und glaubte nur jedesmal von II. 4

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/57>, abgerufen am 24.11.2024.