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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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Zimmer, die Bedienten, der Garten, die Gesellschaft; ich wollte
auch wieder hin; nur war etwas mehr Bewegung, und eine
Art Unruh in den Zimmern, ohne sonstige Störung noch Un-
ordnung; ich sah mein Thier auch nicht; welches, wie mich
dünkte, mir schon sehr oft gefehlt hatte, eine lange Zeit her;
ohne mich besonders zu kränken noch zu befremden, obgleich
ich mit den Dienern des Hauses davon gesprochen hatte. Weil
die unruhige Bewegung mich noch mehr störte, als die ge-
wöhnliche Gewalt, die mich vom letzten Zimmer abhielt, so
trat ich de plain pied aus großen Glasfenstern auf die Ter-
rasse, die sich bald in den Platz mit Bäumen ohne weitere
Gränze verlor; dort waren zwischen den alten Bäumen hin
und her helle Laternen auf großen Pfählen angezündet; ich
betrachtete müßig die erleuchteten Fenster des Schlosses, und
das prächtig beschienene große Laub der Bäume: die Diener
liefen häufiger und mehr als sonst hin und wieder; sie beach-
teten mich nicht, ich sie nicht. Mit einemmale sehe ich dicht
an einem großen Baumstamm, halb auf seiner starken Wur-
zel, mein Thier zusammengekrümmt, mit verstecktem Kopf, auf
dem Bauch schlafend liegen: es war ganz schwarz mit bor-
stigem Haar: Mein Thier! schrei ich, mein Thier ist wieder
da; zu den Bedienten, die mit Geräthen in den Händen und
Servietten über den Schultern, in ihren Gängen bloß ge-
hemmt, aber nicht ganz nahe tretend, stehen bleiben. Es
schläft, sag' ich; und tippe es mit der Fußspitze an, um es
ein wenig zu rütteln: in demselben Augenblick schlägt es aber
über sich um, fällt auseinander, und liegt platt da als Fell;
die rauche Seite auf der Erde, trocken und rein. "Es ist ein

Zimmer, die Bedienten, der Garten, die Geſellſchaft; ich wollte
auch wieder hin; nur war etwas mehr Bewegung, und eine
Art Unruh in den Zimmern, ohne ſonſtige Störung noch Un-
ordnung; ich ſah mein Thier auch nicht; welches, wie mich
dünkte, mir ſchon ſehr oft gefehlt hatte, eine lange Zeit her;
ohne mich beſonders zu kränken noch zu befremden, obgleich
ich mit den Dienern des Hauſes davon geſprochen hatte. Weil
die unruhige Bewegung mich noch mehr ſtörte, als die ge-
wöhnliche Gewalt, die mich vom letzten Zimmer abhielt, ſo
trat ich de plain pied aus großen Glasfenſtern auf die Ter-
raſſe, die ſich bald in den Platz mit Bäumen ohne weitere
Gränze verlor; dort waren zwiſchen den alten Bäumen hin
und her helle Laternen auf großen Pfählen angezündet; ich
betrachtete müßig die erleuchteten Fenſter des Schloſſes, und
das prächtig beſchienene große Laub der Bäume: die Diener
liefen häufiger und mehr als ſonſt hin und wieder; ſie beach-
teten mich nicht, ich ſie nicht. Mit einemmale ſehe ich dicht
an einem großen Baumſtamm, halb auf ſeiner ſtarken Wur-
zel, mein Thier zuſammengekrümmt, mit verſtecktem Kopf, auf
dem Bauch ſchlafend liegen: es war ganz ſchwarz mit bor-
ſtigem Haar: Mein Thier! ſchrei ich, mein Thier iſt wieder
da; zu den Bedienten, die mit Geräthen in den Händen und
Servietten über den Schultern, in ihren Gängen bloß ge-
hemmt, aber nicht ganz nahe tretend, ſtehen bleiben. Es
ſchläft, ſag’ ich; und tippe es mit der Fußſpitze an, um es
ein wenig zu rütteln: in demſelben Augenblick ſchlägt es aber
über ſich um, fällt auseinander, und liegt platt da als Fell;
die rauche Seite auf der Erde, trocken und rein. „Es iſt ein

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[52/0060] Zimmer, die Bedienten, der Garten, die Geſellſchaft; ich wollte auch wieder hin; nur war etwas mehr Bewegung, und eine Art Unruh in den Zimmern, ohne ſonſtige Störung noch Un- ordnung; ich ſah mein Thier auch nicht; welches, wie mich dünkte, mir ſchon ſehr oft gefehlt hatte, eine lange Zeit her; ohne mich beſonders zu kränken noch zu befremden, obgleich ich mit den Dienern des Hauſes davon geſprochen hatte. Weil die unruhige Bewegung mich noch mehr ſtörte, als die ge- wöhnliche Gewalt, die mich vom letzten Zimmer abhielt, ſo trat ich de plain pied aus großen Glasfenſtern auf die Ter- raſſe, die ſich bald in den Platz mit Bäumen ohne weitere Gränze verlor; dort waren zwiſchen den alten Bäumen hin und her helle Laternen auf großen Pfählen angezündet; ich betrachtete müßig die erleuchteten Fenſter des Schloſſes, und das prächtig beſchienene große Laub der Bäume: die Diener liefen häufiger und mehr als ſonſt hin und wieder; ſie beach- teten mich nicht, ich ſie nicht. Mit einemmale ſehe ich dicht an einem großen Baumſtamm, halb auf ſeiner ſtarken Wur- zel, mein Thier zuſammengekrümmt, mit verſtecktem Kopf, auf dem Bauch ſchlafend liegen: es war ganz ſchwarz mit bor- ſtigem Haar: Mein Thier! ſchrei ich, mein Thier iſt wieder da; zu den Bedienten, die mit Geräthen in den Händen und Servietten über den Schultern, in ihren Gängen bloß ge- hemmt, aber nicht ganz nahe tretend, ſtehen bleiben. Es ſchläft, ſag’ ich; und tippe es mit der Fußſpitze an, um es ein wenig zu rütteln: in demſelben Augenblick ſchlägt es aber über ſich um, fällt auseinander, und liegt platt da als Fell; die rauche Seite auf der Erde, trocken und rein. „Es iſt ein

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/60>, abgerufen am 21.11.2024.