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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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Assembleen, alle Diskussionen beinah -- Sie sehen am Aus-
streichen meine Verlegenheit um ein Wort: ich meine un ren-
dez-vous
für eine ächtere künftige, und eine fade Begriffsver-
wirrung. Jeder ist klug; er hat sich alles dazu bei einem
Anführer einer Meinung gekauft. Es sind noch unendlich viele
gescheidte Leute hier: und ein Rest von Geselligkeit, die in
Deutschland einzig ist. Aber Meine sind weg! Die da sind,
sind veraltet; die Kinder waren, Damen und Herren. Kurz,
es ist nicht behaglich, nach langer Zeit zu Hause zu kommen:
man ist dann, auch materiell, auch der Bequemlichkeit nach,
nicht zu Hause. Besonders wenn man nicht weiß, wie lange
man zu bleiben hat. Glauben Sie nun nur nicht, daß ich
unzufrieden, oder unglücklich sei! So wie ich nur gesund bin,
bin ich seht vergnügt. Munter immer: deßhalb unter den
Leuten gelitten. Ich bin unendlich ruhig; und zu allem Ver-
gnügen aufgelegt. Es muß aber kommen; suchen kann ich's
nicht; so wie ich nicht tanzen kann wie Vestris; es wäre
schön, aber ich kann nicht. Nun will ich Ihnen aber auch
durch den gestrigen und den heutigen Abend, den ich Ihnen
berichten will, Geister heraufrufen. Gestern Abend war zum
Thee bei mir -- ich wohne eine kleine Treppe hoch chambre
garnie
Nr. 20. Französische Straße; in einem Hause, welches
Ecke mit der Friedrichsstraße macht: wenn man aus der Un-
zelmann Haus geht und sich rechts schwenkt, schräg herüber
über den Damm: ich sehe ihr Haus aus meinen Fenstern
allen -- Frau von Crayen mit Fräulein Victoire; Mlle.
Maas, die hier spielte und Mittwoch wegreist; der Geheime-
rath von Schütz, Barnime Finkensteins Mann oder vielmehr

Aſſembléen, alle Diskuſſionen beinah — Sie ſehen am Aus-
ſtreichen meine Verlegenheit um ein Wort: ich meine un ren-
dez-vous
für eine ächtere künftige, und eine fade Begriffsver-
wirrung. Jeder iſt klug; er hat ſich alles dazu bei einem
Anführer einer Meinung gekauft. Es ſind noch unendlich viele
geſcheidte Leute hier: und ein Reſt von Geſelligkeit, die in
Deutſchland einzig iſt. Aber Meine ſind weg! Die da ſind,
ſind veraltet; die Kinder waren, Damen und Herren. Kurz,
es iſt nicht behaglich, nach langer Zeit zu Hauſe zu kommen:
man iſt dann, auch materiell, auch der Bequemlichkeit nach,
nicht zu Hauſe. Beſonders wenn man nicht weiß, wie lange
man zu bleiben hat. Glauben Sie nun nur nicht, daß ich
unzufrieden, oder unglücklich ſei! So wie ich nur geſund bin,
bin ich ſeht vergnügt. Munter immer: deßhalb unter den
Leuten gelitten. Ich bin unendlich ruhig; und zu allem Ver-
gnügen aufgelegt. Es muß aber kommen; ſuchen kann ich’s
nicht; ſo wie ich nicht tanzen kann wie Veſtris; es wäre
ſchön, aber ich kann nicht. Nun will ich Ihnen aber auch
durch den geſtrigen und den heutigen Abend, den ich Ihnen
berichten will, Geiſter heraufrufen. Geſtern Abend war zum
Thee bei mir — ich wohne eine kleine Treppe hoch chambre
garnie
Nr. 20. Franzöſiſche Straße; in einem Hauſe, welches
Ecke mit der Friedrichsſtraße macht: wenn man aus der Un-
zelmann Haus geht und ſich rechts ſchwenkt, ſchräg herüber
über den Damm: ich ſehe ihr Haus aus meinen Fenſtern
allen — Frau von Crayen mit Fräulein Victoire; Mlle.
Maas, die hier ſpielte und Mittwoch wegreiſt; der Geheime-
rath von Schütz, Barnime Finkenſteins Mann oder vielmehr

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[610/0618] Aſſembléen, alle Diskuſſionen beinah — Sie ſehen am Aus- ſtreichen meine Verlegenheit um ein Wort: ich meine un ren- dez-vous für eine ächtere künftige, und eine fade Begriffsver- wirrung. Jeder iſt klug; er hat ſich alles dazu bei einem Anführer einer Meinung gekauft. Es ſind noch unendlich viele geſcheidte Leute hier: und ein Reſt von Geſelligkeit, die in Deutſchland einzig iſt. Aber Meine ſind weg! Die da ſind, ſind veraltet; die Kinder waren, Damen und Herren. Kurz, es iſt nicht behaglich, nach langer Zeit zu Hauſe zu kommen: man iſt dann, auch materiell, auch der Bequemlichkeit nach, nicht zu Hauſe. Beſonders wenn man nicht weiß, wie lange man zu bleiben hat. Glauben Sie nun nur nicht, daß ich unzufrieden, oder unglücklich ſei! So wie ich nur geſund bin, bin ich ſeht vergnügt. Munter immer: deßhalb unter den Leuten gelitten. Ich bin unendlich ruhig; und zu allem Ver- gnügen aufgelegt. Es muß aber kommen; ſuchen kann ich’s nicht; ſo wie ich nicht tanzen kann wie Veſtris; es wäre ſchön, aber ich kann nicht. Nun will ich Ihnen aber auch durch den geſtrigen und den heutigen Abend, den ich Ihnen berichten will, Geiſter heraufrufen. Geſtern Abend war zum Thee bei mir — ich wohne eine kleine Treppe hoch chambre garnie Nr. 20. Franzöſiſche Straße; in einem Hauſe, welches Ecke mit der Friedrichsſtraße macht: wenn man aus der Un- zelmann Haus geht und ſich rechts ſchwenkt, ſchräg herüber über den Damm: ich ſehe ihr Haus aus meinen Fenſtern allen — Frau von Crayen mit Fräulein Victoire; Mlle. Maas, die hier ſpielte und Mittwoch wegreiſt; der Geheime- rath von Schütz, Barnime Finkenſteins Mann oder vielmehr

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/618>, abgerufen am 23.11.2024.