Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

doit lui faire oublier qu'il l'a epousee!" Hört' ich einmal im
Streit sagen; wer's gesagt hat, sag' ich nicht.




(Mündlich.)

"Die Resultate der Weltweisheit stehen bei mir immer
aufgeschirrt, die müssen sich vorspannen, und mich fortziehen;
ich sitze bequem im Wagen. Sie haben mich wahrhaftig ge-
nug anzuschaffen gekostet, jetzt müssen sie dafür auch Dienst
thun."





Unsre Handlungen sind die Kinder unsres Geistes. Ein-
mal empfangen, gezeugt, wissen wir nicht mehr, was aus
ihnen wird; und wie sie auch werden, müssen wir sie uns ge-
fallen lassen: sie haben ein so selbstständiges Leben, daß sie
uns auch umbringen können. Unselig machen sie oft unser
ganzes Leben. Sie haben wieder Kinder, und werden zu gan-
zen Geschlechtern.



Ob ich weiß, was Naturwissenschaft ist.

Naturwissenschaft ist derjenige Erkenntnißweg unseres
Geistes, wo wir das Weltall im Großen betrachtet und der
Natur unsrer Gedanken gemäß entwickelt, als Ausgangspunkt

doit lui faire oublier qu’il l’a épousée!” Hört’ ich einmal im
Streit ſagen; wer’s geſagt hat, ſag’ ich nicht.




(Mündlich.)

„Die Reſultate der Weltweisheit ſtehen bei mir immer
aufgeſchirrt, die müſſen ſich vorſpannen, und mich fortziehen;
ich ſitze bequem im Wagen. Sie haben mich wahrhaftig ge-
nug anzuſchaffen gekoſtet, jetzt müſſen ſie dafür auch Dienſt
thun.“





Unſre Handlungen ſind die Kinder unſres Geiſtes. Ein-
mal empfangen, gezeugt, wiſſen wir nicht mehr, was aus
ihnen wird; und wie ſie auch werden, müſſen wir ſie uns ge-
fallen laſſen: ſie haben ein ſo ſelbſtſtändiges Leben, daß ſie
uns auch umbringen können. Unſelig machen ſie oft unſer
ganzes Leben. Sie haben wieder Kinder, und werden zu gan-
zen Geſchlechtern.



Ob ich weiß, was Naturwiſſenſchaft iſt.

Naturwiſſenſchaft iſt derjenige Erkenntnißweg unſeres
Geiſtes, wo wir das Weltall im Großen betrachtet und der
Natur unſrer Gedanken gemäß entwickelt, als Ausgangspunkt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0191" n="183"/>
doit lui faire oublier qu&#x2019;il l&#x2019;a épousée!&#x201D;</hi> Hört&#x2019; ich einmal im<lb/>
Streit &#x017F;agen; wer&#x2019;s ge&#x017F;agt hat, &#x017F;ag&#x2019; ich nicht.</p><lb/>
            <dateline> <hi rendition="#et">Mittwoch, den 2. Februar 1825.</hi> </dateline><lb/>
          </div>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Mündlich</hi>.)</hi> </p><lb/>
            <p>&#x201E;Die Re&#x017F;ultate der Weltweisheit &#x017F;tehen bei mir immer<lb/>
aufge&#x017F;chirrt, die mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich vor&#x017F;pannen, und mich fortziehen;<lb/>
ich &#x017F;itze bequem im Wagen. Sie haben mich wahrhaftig ge-<lb/>
nug anzu&#x017F;chaffen geko&#x017F;tet, jetzt mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie dafür auch Dien&#x017F;t<lb/>
thun.&#x201C;</p><lb/>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 4. Februar 1825.</hi> </dateline>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Freitag, den 4. Februar 1825.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Un&#x017F;re Handlungen &#x017F;ind die Kinder un&#x017F;res Gei&#x017F;tes. Ein-<lb/>
mal empfangen, gezeugt, wi&#x017F;&#x017F;en wir nicht mehr, was aus<lb/>
ihnen wird; und wie &#x017F;ie auch werden, mü&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;ie uns ge-<lb/>
fallen la&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;ie haben ein &#x017F;o &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändiges Leben, daß &#x017F;ie<lb/>
uns auch umbringen können. Un&#x017F;elig machen &#x017F;ie oft un&#x017F;er<lb/>
ganzes Leben. Sie haben wieder Kinder, und werden zu gan-<lb/>
zen Ge&#x017F;chlechtern.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>Ob ich weiß, was Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft i&#x017F;t.</head><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Februar 1825.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft i&#x017F;t derjenige Erkenntnißweg un&#x017F;eres<lb/>
Gei&#x017F;tes, wo wir das Weltall im Großen betrachtet und der<lb/>
Natur un&#x017F;rer Gedanken gemäß entwickelt, als Ausgangspunkt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0191] doit lui faire oublier qu’il l’a épousée!” Hört’ ich einmal im Streit ſagen; wer’s geſagt hat, ſag’ ich nicht. Mittwoch, den 2. Februar 1825. (Mündlich.) „Die Reſultate der Weltweisheit ſtehen bei mir immer aufgeſchirrt, die müſſen ſich vorſpannen, und mich fortziehen; ich ſitze bequem im Wagen. Sie haben mich wahrhaftig ge- nug anzuſchaffen gekoſtet, jetzt müſſen ſie dafür auch Dienſt thun.“ Den 4. Februar 1825. Freitag, den 4. Februar 1825. Unſre Handlungen ſind die Kinder unſres Geiſtes. Ein- mal empfangen, gezeugt, wiſſen wir nicht mehr, was aus ihnen wird; und wie ſie auch werden, müſſen wir ſie uns ge- fallen laſſen: ſie haben ein ſo ſelbſtſtändiges Leben, daß ſie uns auch umbringen können. Unſelig machen ſie oft unſer ganzes Leben. Sie haben wieder Kinder, und werden zu gan- zen Geſchlechtern. Ob ich weiß, was Naturwiſſenſchaft iſt. Februar 1825. Naturwiſſenſchaft iſt derjenige Erkenntnißweg unſeres Geiſtes, wo wir das Weltall im Großen betrachtet und der Natur unſrer Gedanken gemäß entwickelt, als Ausgangspunkt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/191
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/191>, abgerufen am 23.11.2024.